Deutschlands Sparer haben nach Berechnungen der Comdirect Bank im vergangenen Jahr wegen der niedrigen Sparzinsen fast 40 Milliarden Euro Verlust gemacht. Pro Bundesbürger seien dies im Schnitt 470 Euro, teilte die Bank mit. Grund seien die Sparzinsen unterhalb der Inflationsrate: Bei einem Einlagenzins von durchschnittlich 0,19 Prozent und einer Teuerungsrate von 1,93 Prozent habe der Realzins minus 1,74 Prozent betragen.
Neuer Negativrekord
Besonders hoch sei der Realzins-Verlust im vierten Quartal ausgefallen, rechnete das Institut weiter vor. Denn in diesen drei Monaten sei die Inflation sogar auf 2,15 Prozent gestiegen. Bei einem Einlagenzins von 0,17 Prozent in der gleichen Zeit habe sich ein Realzins von minus 1,98 Prozent ergeben. Das sei ein neuer Negativrekord.
Verluste auch in den Vorjahren
Und 2018 war längst nicht das erste Jahr, in dem die deutschen Sparer Verluste hinnehmen mussten: Nach Angaben der DZ Bank kosteten sie die Niedrigzinsen zwischen 2010 und 2018 zusammengerechnet fast 300 Milliarden Euro.
"Die anhaltende Nullzinsphase und eine steigende Inflation führen zu einem schleichenden Wertverlust der Ersparnisse", sagte Comdirect-Bank-Chef Arno Walter. Zum langfristigen Vermögensaufbau führe in der Nullzinsphase an Wertpapieren kein Weg vorbei.
Inflation zieht an
Im vergangenen Jahr war die Inflationsrate in Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamts wegen der steigenden Energiepreise auf den höchsten Stand seit sechs Jahren geklettert: Im Jahresdurchschnitt lagen die Verbraucherpreise um etwa 1,9 Prozent über dem Vorjahresniveau. Einen stärkeren Zuwachs der Teuerungsrate hatte es zuletzt 2012 mit 2,0 Prozent gegeben. Für 2017 hatte die Behörde eine Teuerungsrate von 1,8 Prozent errechnet.
Staat profitiert
Während die Sparer also die Dummen sind, profitieren alle, die Kredite aufnehmen, und damit auch der deutsche Staat. Wegen des extrem niedrigen Zinsniveaus sparten die öffentlichen Haushalte nach Berechnungen der Deutschen Bundesbank allein im vergangenen Jahr 55 Milliarden Euro an Zinskosten. Seit Ausbruch der Finanzkrise im Jahr 2008 sind es damit sage und schreibe 368 Milliarden Euro.
Die Europäische Zentralbank hatte den ohnehin schon niedrigen Leitzins 2016 auf 0,0 Prozent gesenkt, um Konjunktur und Inflation anzukurbeln.