Ein Rücktritt ist es zwar nicht. Ein Rückzug auf Raten schon. Chinas Super-Unternehmer Jack Ma hat erklärt, dass er in einem Jahr den Chefposten bei Alibaba abgeben werde. Ma feierte gestern seinen 54. Geburtstag. Mit 55 sei Schluss, schrieb er seinen Mitarbeitern. „Ich werde immer zu Alibaba gehören“, versicherte Ma. Künftig wolle er sich aber mehr als Philantrop betätigen und sich um Bildung kümmern. Sein Nachfolger wird Daniel Zhang. Der hatte schon seit Längerem das operative Geschäft geleitet. Ma ist dennoch das Gesicht des größten chinesischen Online-Konzerns geblieben. Und das dürfte vorerst so bleiben.

Schließlich hat der Selfmade-Mehrfachmilliardär mit den Handelsplattformen Taobao und Tmall das Konsumverhalten der Chinesen auf den Kopf gestellt. Selbst in den abgelegensten Dörfern Chinas lässt sich binnen weniger Stunden so ziemlich jede Ware erstehen, die in größeren Mengen hergestellt wird. Der Börsenwert von Alibaba liegt derzeit bei 420 Milliarden Dollar. Heute ist Jack Ma einer der reichsten Männer Chinas, Forbes schätzt sein Vermögen auf 36,6 Milliarden Dollar.

Erst keinen Schimmer vom Internet

Für Ma schließt sich mit seinem Rückzug ein Kreis. Bildung sei schon immer sein zentrales Anliegen, schreibt er in dem Brief. Tatsächlich wollte Ma einst Englisch-Lehrer werden und begann ein Studium. Ein Job als Übersetzter führte ihn 1995 in die USA. Angeblich hatte Ma keinen blassen Schimmer, als ein Bekannter ihm das Internet zeigte. Ma gab „Bier“ und „China“ ein. Die Suche war ergebnislos. Er war dennoch begeistert. Zurück in China wollte er die Technik ausprobieren. Ein Modem hatte er sich mitgebracht. Doch die Verbindung war schlecht. „Wir warteten dreieinhalb Stunden und sahen eine halbe Seite", erinnert sich Ma später. Er habe sich dennoch gefreut. Denn er hatte bewiesen, dass Internet auch in China möglich ist.

Gründung einer Online-Plattform

Zugleich wusste Ma von vielen Firmen in Hangzhou, die Geschäftskontakte zu ausländischen Unternehmen suchten. Doch die sprachlichen Barrieren waren für viele hoch. Er gründete die Onlineplattform Alibaba. Einkäufer fanden über sie ihre Zulieferer für Schuhe, Jeans-Hosen oder Plastikblumen, Mittelständler ihre Geschäftspartner.

Ein Zeichen für die eigene Zunft

Mit seinem Rückzug und seinem angekündigten ehrenamtlichem Engagement will Ma auch der eigenen Zunft in China ein Zeichen setzen. In keinem Land gibt es so viele Superreiche wie in der Volksrepublik. Die Spendenfreude hält sich aber in Grenzen. Nach Forbes-Angaben gaben die Chinesen 2016 nicht einmal 0,03 Prozent ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung für wohltätige Zwecke aus. Zum Vergleich: Die Deutschen spendeten 1,7 Prozent.

Wofür sich Ma im Bildungsbereich einsetzen will, hat er nicht erklärt. In den chinesischen sozialen Medien wird er dennoch bereits als Chinas Bill Gates gefeiert. Der Microsoft-Gründer hatte sich 2008 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen und widmet sich seither über der von ihm und seiner Frau Melinda gegründeten Stiftung wohltätigen Zwecken. Auf die Frage, ob sich Ma von Gates inspiriert fühle, antwortete der Alibaba-Chef: „Ich werde nie so viel Geld haben wie Bill“. Aber eines könne er besser. „Früher in Rente gehen.“

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