Die Industrie im Südwesten hat das Krisenjahr 2022 hinter sich gebracht – und das besser als gedacht. „Wir sind vermutlich aus dem Gröbsten raus“, sagte Christoph Münzer, Hauptgeschäftsführer des Wirtschaftsverbands Industrieller Unternehmen Baden (WVIB) Schwarzwald AG am Donnerstag bei der Vorstellung der Konjunkturumfrage in Emmendingen.

WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer.
WVIB-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer. | Bild: WVIB

Schön sei die Lage trotzdem nicht: Die Sorge vor einer möglichen Stagflation, also einem Zusammentreffen von sinkendem Wirtschaftswachstum und hoher Inflation, treibe viele um, so Münzer.

Die 1026 Mitgliedsunternehmen meldeten für 2022 ein nominales (nicht preisbereinigtes) Umsatzplus von durchschnittlich 13,6 Prozent (2021: 15,6 Prozent). Zu Berücksichtigen sei dabei allerdings die Industrie-Inflation von 21,6 Prozent sowie die allgemeine Teuerung von 7,9 Prozent (2021: 3,1 Prozent). Knapp 81 Prozent der Unternehmen gaben an, ihre Umsätze seien 2022 gestiegen, 17,5 Prozent mussten ein Minus hinnehmen.

Welche Branchen besonders wachsen

Ein überdurchschnittliches Umsatzplus verzeichneten die Branchen Automotive, Maschinenbau und Medizintechnik. Hier rechnet man auch mit einem guten ersten Halbjahr 2023. Die „notorisch wachstumsstarken“ Mess- und Regeltechnikunternehmen hätten ein Plus von 15 Prozent verzeichnet.

Weniger gut haben sich die Firmen aus den Bereichen Kunststoff und Metallverarbeitung geschlagen. Letztere litten und leiden besonders unter den hohen Kosten für Strom und Gas.

Metallverarbeiter machen sich Sorgen

Die Geschäftserwartungen sind laut WVIB insgesamt zwar nicht mehr ganz so zuversichtlich wie 2021 – doch immerhin erwarten noch mehr als 45 Prozent der Mitgliedsunternehmen in den kommenden sechs Monaten steigende Umsätze. Rund 14 Prozent rechnen mit sinkenden Umsätzen, bei den Metallverarbeitern rechnen sogar knapp 23 Prozent mit einem Minus.

22 Prozent rechnen mit Auftragsrückgang

Auch wenn das Stimmungsbild noch eher positiv ausfalle, so sind die Geschäftserwartungen dennoch auf einem niedrigeren Niveau als im Vorjahr. Mit Blick auf die Auftragslage würden die Unternehmen zusehends vorsichtiger. 2022 seien viele mit vollen Auftragsbüchern in das Jahr gestartet, sagte Münzer. Das habe wie ein „Krisen-Puffer“ gewirkt. Mittlerweile rechnet rund jeder fünfte Betrieb mit einem Auftragsrückgang.

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Um sich auf die Herausforderungen einzustellen, wollen die meisten befragten Unternehmen (rund 59 Prozent) ihre Produktion umstellen und zum Beispiel Abläufe automatisieren und verbessern. Auch Investitionen in die IT und qualifiziertes Personal wollen viele verstärkt investieren.