Anders als unmittelbar vor dem Hinspiel der Relegation hat Sebastian Hoeneß auf ein Tischtennis-Match mit seinen Trainerkollegen verzichtet. „Also habe ich diesmal auch kein Geld verloren“, sagte der Coach des VfB Stuttgart gestern.
Der 41-jährige Trainer der Schwaben, die als Tabellen-16. gegen den Hamburger SV um den Verbleib in der Fußball-Bundesliga kämpfen, machte auch wegen des deutlichen 3:0-Erfolgs im Hinspiel einen gelösten, aber nicht weniger fokussierten Eindruck bei seiner Medienrunde.
Allerdings haben die Schwaben noch nichts erreicht. „Es ist von der Mannschaft noch kein Druck abgefallen, denn in der Halbzeit sind Spiele noch nicht gewonnen worden“, sagte Hoeneß. „Wir haben eine gute Ausgangsposition erreicht, das war unser Ziel.“
„Es hilft, diese Kulissen zu kennen, aber das ist sicher nicht 2. Bundesliga, was an Atmosphäre in Hamburg auf uns zukommt.“Sebastian Hoeneß, Trainer des VfB Stuttgart

Der Mannschaft sei die Ausgangslage bewusst, die Aussage von Borna Sosa unterstreicht die Ausführungen des Trainers. „Es gibt noch ein Spiel“, sagte der kroatische Linksverteidiger, der 2019 mit den Schwaben in der Relegation den Kürzeren zog und abstieg. „Es ist gefährlich, wenn alle Leute denken, wir sind durch.“
Seit Beginn seiner Amtszeit muss Hoeneß immer wieder als Psychologe einspringen. Manchmal nach Rückschlägen als Aufbauhelfer, manchmal als Mahner. „Aber ich finde, die Mannschaft hat ein gutes Gespür.
Ich werde aber auch nicht müde, mal den einen oder anderen Spieler beiseitezunehmen. Aber alles, was mir zugetragen wurde an Interviews, hat mir gefallen. So möchte ich das lesen.“
Hoeneß warnt vor Hamburger Heimkulisse
Was Hoeneß weniger gefallen dürfte: Stammtorhüter Fabian Bredlow wird auch in Hamburg nicht zur Verfügung stehen und von Florian Müller vertreten. „Er ist nicht bei 100 Prozent. Da ist es einfach ausgeschlossen, dass er bei einem Spiel wie am Montag spielen kann“, sagte Hoeneß.
Nach dessen Ansicht könnte das Publikum im Hamburger Volksparkstadion zum Faktor werden. „Ich war als Trainer noch nicht dort, aber als neutraler Zuschauer habe ich es schon einmal erlebt“, sagte Hoeneß. „Das ist ein schönes Stadion, das sind super Fans.
Ähnlich, wie es bei uns war, wird das jetzt noch einmal ein Spiel, in dem die HSV-Fans ihre Mannschaft pushen werden.“ Darauf müsse sich seine Mannschaft vorbereiten. „Es hilft, diese Kulissen zu kennen, aber das ist sicher nicht 2. Bundesliga, was an Atmosphäre in Hamburg auf uns zukommt“, sagte Hoeneß.
Ein Comeback ist für den HSV eine riesen Herausforderung
Für Hoffnung dürfte die Tatsache sorgen, dass der VfB in dieser Saison nur zwei Partien mit drei oder mehr Treffern Unterschied verlor: zum einen beim Vizemeister Borussia Dortmund (0:5), zum anderen beim Champions-League-Teilnehmer Union Berlin (0:3).
Und die Hamburger müssen mit drei Treffern Differenz gewinnen, um in die Verlängerung zu kommen. HSV-Coach Tim Walter glaubt an die „Comeback-Qualität“ seiner Mannschaft und erinnerte an die Aufholjagd beim 3:3 gegen den 1. FC Heidenheim. Für eine Wiederholung müssten alle Spieler ihre Bestleistung abrufen, sagte Walter.
„Wir kriegen vielleicht nicht immer unsere beste Leistung auf den Platz, aber wir werden bis zum Ende kämpfen.“Tim Walter, Trainer des Hamburger SV

Das wollen aber eben auch die Stuttgarter, wie Sosa bestätigte. „Wir müssen dort noch einmal unsere Qualität abrufen“, sagte er. Eine weitere Enttäuschung in der Relegation möchte er nicht erleben. Jedoch ist die Ausgangslage im Vergleich zum Scheitern vor vier Jahren gegen Union nun besser. (dpa)