Thomas Müller nahm Youssoufa Moukoko auf dem Trainingsplatz huckepack. Manuel Neuer legte väterlich seinen Arm um den Dortmunder WM-Youngster und schlenderte mit ihm vom Pressepodium. Alle kümmern sich um „Mouki“, der gestern im Kreise der Fußball-Nationalmannschaft in Katar seinen 18. Geburtstag feierte; mit einem Ständchen und der obligatorischen Torte. Natürlich „kalorienarm“ zubereitet von Teamkoch Anton Schmaus, wie DFB-Direktor Oliver Bierhoff anmerkte.
„Der Mouki kann gerne kommen und Wünsche äußern“, sagte der doppelt so alte Kapitän Neuer zum jungen Angreifer, der dieser Bitte im besten Teamgeist nachkam: „Drei Punkte gegen Japan“, nannte Moukoko als Wunsch: „Das erste Spiel ist sehr wichtig.“
Ein großes Geschenk hatte der BVB-Angreifer ja schon vorab von Hansi Flick bekommen. Der Bundestrainer berief Moukoko in seinen 26-köpfigen WM-Kader. Und beim 1:0 im Testspiel gegen den Oman durfte der kleine, bullige Stürmer noch mit 17 Jahren sein erstes Länderspiel bestreiten, als jüngster DFB-Debütant seit Uwe Seeler.
Dass Moukoko in Maskat bei einem Pfostenschuss haarscharf sein erstes Länderspieltor verpasste, hat er mit jugendlicher Unbekümmertheit ganz flott abgehakt. „Ich trauere nicht viel nach. Das Spiel ist vorbei“, sagte er drei Tage später in Al-Shamal. Moukoko weiß, dass er weitere Chancen auf Tore erhalten wird – womöglich schon beim Turnier in Katar oder in seiner weiteren Karriere, die bei der Nationalmannschaft gerade erst begonnen hat.
Flick gefällt die Entwicklung, die der frühreife Torjäger beim BVB genommen hat. „Er gibt einer Mannschaft sehr viel. Er ist schnell, er ist quirlig, er hat einen guten Abschluss.“ Nach den ersten 45 Länderspielminuten warb der Bundestrainer aber auch um Geduld mit dem Talent auf Deutschlands Problemposition im Sturmzentrum: „Gebt ihm einfach die Zeit, die er braucht“, bat Flick die deutschen Reporter. Er werde sie Moukoko geben. „Wir wollen ihn unterstützen. Er hat einfach sehr gute Anlagen. Das wollen wir fördern.“
Moukoko kann viel von den Teamkollegen lernen
Moukoko ist selbstbewusst, auch frech auf dem Platz. Er sieht sich bei seinem ersten großen Turnier aber auch selbst in der Rolle des Lernenden. „Ich freue mich über Tipps, ich kann hier von den Besten lernen.“ Im Training war zu sehen, wie der erfahrene Müller (33) sich intensiv mit Moukoko austauscht. „Ich freue mich, mit den Jungs um den Titel zu kämpfen“, sagte der wissbegierige Youngster.
Dass sich gerade die Bayern-Anführer Neuer und Müller um ihn kümmern, beflügelt spezielle Fantasien. Moukokos Vertrag bei Borussia Dortmund läuft am Saisonende aus. Die BVB-Bosse wollen unbedingt mit dem in Kameruns Hauptstadt Yaoundé geborenen Eigengewächs verlängern. Eine Tendenz deutete Moukoko an: „Ich fühle mich sehr wohl in Dortmund. Ich spüre das Vertrauen vom Trainer. Am Ende werdet ihr dann mitkriegen, ob ich bleibe oder nicht.“
Bayern-Kapitän Neuer beugte sich danach zu seinem Sitznachbarn und flüsterte: „Komm zu Bayern.“ Ein Spruch? Oder mehr? Neuers Flüster-Botschaft werden die Dortmunder Fans nicht gerne hören – und die BVB-Bosse schon gar nicht.