Die ersten Sechs der Bundesliga unter den letzten acht Mannschaften im DFB-Pokal: Mehr Spitzenduelle kann es nicht geben im deutschen Fußball. Das Top-Top-Top-Spiel im Viertelfinale, wie Pep Guardiola es wohl bezeichnen würde, war das Duell zwischen dem Tabellenführer FC Bayern München und dem SC Freiburg, der Rang vier belegt. 75 000 Zuschauern wollten gestern Abend in der ausverkauften Arena dabei sein, sogar der Vollmond lugte an diesem bitterkalten Aprilabend durch das Stadiondach.
Ausgeglichene Anfangsphase
Sie alle sahen eine ausgeglichene Anfangsphase, in der die Gastgeber den Ball kontrollierten und die Gäste nur selten zu Entlastungsangriffen kamen. Das Team des neuen Trainers Thomas Tuchel hatte bei dessen bayrischer Pokalpremiere zunächst aber nur eine gute Chance bei einem Schuss von Leroy Sane, der knapp vorbei ging (12.).

Tuchel hatte im Vergleich zum 4:2-Bundesligasieg über Borussia Dortmund einen Wechsel vorgenommen. Nachdem Joao Cancelo gegen den BVB fast 80 Minuten auf der Bank schmoren musste, durfte der Portugiese nun links hinten anstelle von Alphonso Davies verteidigen. Kein Wunder, hatte Tuchel vor der Partie doch gesagt: „Ich liebe Cancelo. Ich liebe Joao.“ Auch Christian Streich veränderte seine Startelf nur einmal. Der beim 1:1 gegen Berlin gelbgesperrte Michael Gregoritsch kehrte ins Team zurück. Ob der SC-Trainer den Österreicher auch liebt, ist nicht überliefert, aber sehr wahrscheinlich.
Schiedsrichter verzichtete auf Videobeweis
Wesentlich unwahrscheinlicher ist, dass Streich eine innige Beziehung zu Harm Osmers aufbauen wird. Der Schiedsrichter verzichtete in der 19. Minute darauf, sich die Szene vor dem 1:0 nochmals anzuschauen, als Dayot Upamecano bei seinem Kopfballtor Maximilian Eggestein nach unten drückte.

Der erste SC-Sieg in München könne, so Streich, im 24. Versuch nur klappen, „wenn alles läuft, wir einen überragenden Torhüter haben, eine überragende Defensivleistung, und Glück dazu kommt“. Das mit dem Glück war schon mal nichts. Freiburger Glücksgefühle kamen erst in der 27. Minute auf, als Nicolas Höfler etwas mehr als 20 Meter vor dem Tor den Ball zweimal auftitschen ließ und ihn dann trocken zum Ausgleich ins rechte Eck knallte.

Es ging nun munter hin und her. Die Freiburger versteckten sich nicht und spielten mutig mit. Nicht wie beim 0:5 in der Bundesliga-Hinrunde. „Da hat uns der Mut gefehlt. Du musst in München dagegenhalten. Wenn du das nicht machst, nehmen die Bayern das Heft in die Hand“, hatte Vincenzo Grifo gesagt. Vor der Pause ging das Konzept auf. Auch, weil Matthias Ginter in der Nachspielzeit bei einem Versuch von Thomas Müller auf der Linie rettete.
Stadionsprecher erklärte das Spiel zu einer Champions-League-Partie
Der Stadionsprecher verklärte das Top-Top-Top-Spiel des DFB-Pokals in der Halbzeit zu einer Champions-League-Partie, so begeistert war er. Seine Bayern kamen denn auch aus der Kabine, als ginge es in diesem Spiel um die Trophäe in der Königsklasse. Die Freiburger waren vom Münchner Ansturm sichtlich beeindruckt, sie fanden einige Minuten lang kaum Entlastung.

Neben dem SC-Tor hing ein Banner mit dem Schriftzug „Alarmstufe Rot“, doch erst in der 62. Minute wurde es gefährlich für Keeper Mark Flekken. Ein Kopfball von Benjamin Pavard klatschte an die Latte. Mit den Einwechslungen von Serge Gnabry und Jamal Musiala wuchs der Druck der Bayern immer mehr. Torchancen blieben jedoch rar.
Strafstoßtreffer führte die Freiburger zum Sieg
Als in der Nachspielzeit Musiala im eigenen Strafraum den Ball an die Hand geschossen bekam, zeigte Osmers auf den Punkt. Elfmeter! Lukas Höler drosch den Ball ins Netz. 1:2!
„Wir haben es schon auf alle möglichen Art und Weisen probiert in München“, hatte Streich vor dem Spiel gesagt. „Wir hatten keine schlechten Spiele bei den Bayern.“ Nun gab es erstmals auch eine Belohnung. Das Halbfinale im DFB-Pokal, das die Freiburger nun feierten wie den Gewinn der Champions League.