Lieber Herr Terzic, keine Ahnung, ob Sie vergangene Nacht schlafen konnten. Ich hätte vor lauter Nervosität kein Auge zubekommen. Sie können heute Deutscher Fußball-Meister werden. Mit Borussia Dortmund! Im eigenen Stadion, vor der Gelben Wand, vor 80.000 Zuschauern und Millionen Menschen, die heute im TV die Titelentscheidung verfolgen werden. Nach elf Jahren Bayern-Dominanz scheint wieder der BVB dran zu sein. Mehr geht nicht. Solche Tage werden von kleinen Jungs auf dem Bolzplatz ausgespielt, wenn Fantasie und Fußball-Begeisterung aufeinandertreffen.

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Ich weiß, für Gratulationen ist es noch zu früh. Wer am letzten Spieltag gegen die Bayern antritt, sollte auch mit allem rechnen. Aber immerhin haben Sie und Ihre Kicker es in der eigenen Hand beziehungsweise Füßen.

Gelebtes Klischee im Ruhrpott

Als Außenstehender kann ich nur mutmaßen, was das für Sie, Ihre Fans, die Stadt, den Pott bedeuten würde. Es ist einige Jahre her, da durfte ich für eine Reportage dem Mythos um den BVB nachspüren. Ich bestellte eine Currywurst in jenem Haus, das einst die Keimzelle des Clubs war. Ich ging am Borsigplatz an gefühlt 20 Handyläden und fünf Friseursalons vorbei und traf Menschen, für die der BVB Lebensinhalt war. Uns Badenern sagt man ja nach, dass wir die Dinge nur ungern beim Namen nennen. Ich weiß nicht, ob das nur ein Klischee ist. Aber so frei heraus wie in Dortmund habe ich selten Menschen miteinander reden hören. „Dem Erwin sein Sohn? Der ist anders. Der hält zu den Bayern“, sprach einer, schüttelte den Kopf, als ob des Erwins Sprössling das verzogenste Subjekt auf rechtsrheinischer Seite sei. Man kann sagen, dass es doch Wichtigeres im Leben gäbe, als die Wahl des Lieblingsvereins. Aber manchmal und an manchen Orten eben auch nicht.

Ein Trainer mit Bodenhaftung

Bemerkenswert ist, dass gerade Sie sich eine gewisse Bodenhaftung bewahrt haben. Hat zumindest so den Anschein. Sie kommen beim BVB-Anhang gut an, standen früher selbst auf der Südtribüne und feuerten die Helden von damals an. 40 Jahre sind Sie gerade mal alt. Erstaunlich, wie Sie es geschafft haben, diese Mannschaft zurück an die Spitze zu führen, obwohl der Titel doch schon in der Winterpause verspielt schien. War das, was folgte, jetzt das BVB-Können oder das Bayern-Versagen? Völlig egal!

In Dortmund ist alles bereit für die große Feier

In Dortmund ist angeblich alles gerichtet für eine große Feier. Der Titel ist nah. Sie und Ihr kickendes Personal müssen nur noch zugreifen. Ich wünsche Ihnen für den heutigen Tag alles Gute! Die bessere Mannschaft soll gewinnen – Ihr BVB oder Mainz, Köln oder halt doch wieder die Bayern!

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Fußball lebt von Emotionen, Fußball lebt aber auch von der Unberechenbarkeit, von der Abwechslung. Damit hatten wir es in den vergangenen Jahren in Sachen Meisterschaftskampf ja nicht so. Ich freue mich so oder so auf einen letzten Spieltag, bei dem es mal wieder um alles geht!

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