Herr Petersen, was ist das erste Bild, das Ihnen in den Sinn kommt, wenn Sie an die vergangene Saison denken?
Die menschenleere Allianz-Arena und die traurigen Blicke bei mir und den Mitspielern, weil wir gegen die Bayern so knapp die Europa League verpasst haben. Für uns hatte es zumindest bei Auswärtsspielen vielleicht sogar Vorteile, dass die Stadien leer waren. In Leipzig oder Frankfurt geht es normalerweise hoch her. Da haben wir 2020 einen Punkt mitgenommen, obwohl wir gefühlt 60 Chancen zugelassen haben. Vielleicht wird man irgendwann in der Rückschau aber sagen, dass Corona auch etwas Positives bewirkt hat. Immerhin gibt es ja jetzt ein großes Fanbündnis, das die Schattenseiten im Fußball aufgedeckt hat.
Sie haben Verständnis für das Anliegen?
Absolut. Ich war ja auch überrascht, wie schnell bei manchen Vereinen kein Geld mehr da war. Da bin ich schon froh, dass ich allem Anschein nach bei einem gut wirtschaftenden Verein tätig bin. Ich glaube, das Klima ändert sich in der Branche aber generell gerade ein bisschen. Ich hatte auch beim Champions-League-Finale den Eindruck, dass viele für Bayern waren, weil Paris so eine zusammengekaufte Truppe ist.
Was muss sich ändern?
Es wäre jedenfalls schön, wenn die TV-Gelder gerechter verteilt würden, und auch die Gehaltsobergrenze, die Schalke beschlossen hat, ist ein Anfang. Ich könnte als Manager jedenfalls nicht ruhig zu den Spielen meiner Mannschaft gehen, wenn ich wüsste, ich muss Fünfter werden, sonst gibt es Probleme. Ob ein Richtungswechsel gelingt, liegt aber auch an den Fans.
Wie meinen Sie das?
Es ist ja eigentlich einfach, privat wie im Fußball: Man darf nicht mehr ausgeben als man einnimmt. Deshalb ist es richtig, wenn die Fans in Sachen Kommerz den Finger in die Wunde legen. Sie müssen dann aber auch konsequent sein. Man kann nicht gesundes Wirtschaften und weniger Kommerz fordern und wollen, dass der eigene Verein in der Champions League spielt.
Beim Sportclub dürfte der Blick in dieser Saison eher nach unten gehen.
Ich denke jeden Sommer: Welche Vereine könnten wir hinter uns lassen? Und dann bin ich froh, wenn ich drei finde.
Der einzige Neuzugang mit Stammplatz-Ambitionen, der bislang feststeht, spielt auf Ihrer Position. Ärgerlich?
Ermedin Demirovic ist ein klassischer Neuner wie ich und wie Lucas Höler und macht im Training einen guten Eindruck. Es wird sich zeigen, was sich da für eine Konstellation bildet. Wenn jeder von uns acht, zehn, 12 Tore schießt, das wäre doch etwas. Ich frage mich aber jeden Sommer, ob ich noch mithalten kann und bin ehrlich gesagt auch stolz, dass ich letztes Jahr alle 34 Spiele mitgemacht habe.
Luca Waldschmidt geht nach Portugal. Wäre das Ausland etwas für Sie?
Ich hatte immer viel zu viel Respekt vor diesem Schritt, mein Englisch ist auch nicht gut genug. Ich liebe aber auch den deutschen Fußball und habe immer gedacht, ich verpasse hier wieder etwas, wenn ich gehe. Es gab aber auch nie die Situation, dass mich Lissabon oder West Ham haben wollten.
Wären Sie dann hin?
Wahrscheinlich eben nicht. Ich bin ein sehr heimatverbundener Mensch, wobei meine Familie in Sachsen-Anhalt mich schneller mit dem Flugzeug in Spanien besuchen könnte als sie hier in Freiburg ist.