„Schieber, Schieber“ schreien die Fans in den deutschen Fußballstadien, wenn sie ihre Mannschaft benachteiligt sehen. Einen „Unparteiischen“ darf man mit Fug und Recht als solchen bezeichnen: Robert Hoyzer. Denn der heute 40-Jährige hat Mitte der 2000er-Jahre Spiele in der 2. Bundesliga, der Regionalliga und im DFB-Pokal mit Absicht verpfiffen. Er nahm Geld- und Sachzuwendungen an, um Teilnehmern an Sportwetten Gewinne zu ermöglichen. Nach einer zwischenzeitlichen lebenslangen Sperre kehrte er 2011 auf den Rasen zurück – als Schiedsrichter darf er aber nie wieder arbeiten.
Einer der größten Skandale im deutschen Fußball
Der Skandal wurde im Januar 2005 öffentlich: Seine vier Kollegen Lutz Michael Fröhlich, Olaf Blumenstein, Manuel Gräfe und Felix Zwayer bezichtigten Hoyzer der Spielmanipulation. Der Beschuldigte trat zurück, bestritt jedoch zunächst jegliche Vorwürfe. Am 27. Januar 2005 dann gab Hoyzer alles zu und packte über weitere Beteiligte aus. Er brachte damit einen der größten Skandale der deutschen Fußballgeschichte endgültig ins Rollen.
Klaus Toppmöller war als Trainer des Hamburger SV im DFB-Pokal direkt von Hoyzers falschen Pfiffen betroffen und hatte nach eigenen Angaben eine Vorahnung. „So etwas spürt man. Ich habe das nie wieder vorher und nie wieder nachher bei einem Spiel gedacht. Aber damals wurde jede Aktion bewusst gegen uns gepfiffen. Das war unglaublich“, sagte er Jahre später.
Der DFB sperrte Hoyzer lebenslang, im November 2005 verurteilte das Landgericht Berlin ihn zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten ohne Bewährung wegen Beihilfe zum Betrug. Damit nicht genug: Der DFB machte gegen Hoyzer Schadenersatzansprüche in Höhe von 1,8 Millionen Euro geltend. Später einigten sich beide Parteien darauf, dass Hoyzer 126 000 Euro an soziale Zwecke abbezahlt und der DFB seine Restansprüche nicht geltend macht.
Vielversprechender Schiedsrichter
„Vor allem habe ich gelernt, dass Geld in vielen Punkten des Lebens gar nicht so wichtig ist“, sagte Hoyzer im Laufe seines Gerichtsprozesses. „Ich kann es nach wir vor nicht nachvollziehen, warum ich das gemacht habe.“ Tatsächlich war der junge Mann zum Zeitpunkt der Manipulationen auf einem außergewöhnlichen Weg. Schon 2002 wurde der damals gerade 23-Jährige DFB-Schiedsrichter, ein Jahr später pfiff er schon in der 2. Liga und im DFB-Pokal.
Nicht wenige Experten sagten ihm eine Karriere bis hinein in die internationale Spitze voraus. Für 67 000 Euro und einen Plasma-Fernseher, die Hoyzer für seine Fehlpfiffe von seinen kroatischen Wett-„Freunden“ erhielt, setzte er das alles aufs Spiel.
Nach Verbüßung seiner Haftstrafe versuchte Hoyzer, sein Fehlverhalten ein Stück weit wiedergutzumachen. Der Ex-Schiedsrichter erfuhr in der Folge die Milde des DFB und durfte auf den Fußballplatz zurückkehren. Als Spieler kickte er ab 2011 beim Berlin-Spandauer Klub SSC Teutonia 1899 in der Landesliga. Nach der aktiven Karriere fungierte er dort als Sportlicher Leiter.
2015 wechselte er als Technischer Direktor zum FC Viktoria 1889 Berlin, verließ den Verein aber nach zwei Jahren wieder. Mittlerweile hat sich Hoyzer beruflich aus dem Sport verabschiedet. Seit 2017 arbeitet er bei einem Online-Preisvergleichsportal als Sales Manager, ist für die Leitung der Vertriebs- und Verkaufsabteilung zuständig.