Es dauerte ein paar Minuten, ehe die Besucher der Freiburger Haupttribüne nach dem Schlusspfiff ihre Fassung wiedererlangten. Alles hatte auf ein Remis hingedeutet, als Ellyes Skhiri in der zweiten Minute der Nachspielzeit doch noch den Kölner Siegtreffer erzielte. Dementsprechend laut verdammten tausende SC-Fans entweder das Schicksal oder den Freiburger Routinier Nicolas Höfler, der den Treffer des Tunesiers mit einem schlimmen Fehler erst ermöglicht hatte. Verdient, so Volkes Stimme, wäre jedenfalls nur eines gewesen: ein Sieg des Sportclub.
Spielstarke Kölner
Das allerdings stimmte nicht, und Torjäger Nils Petersen brachte das auch deutlich zur Sprache. Zwar habe man ordentlich gespielt, nach dem frühen Führungstreffer durch das Eigentor des Kölners Rafael Czichos (40.) aber dem spielstarken Gegner zu sehr die Initiative überlassen: „Es war eine ausgeglichene Partie. Aber Köln hat eine gute Mannschaft, das war deutlich zu sehen. Und so wie Anthony Modeste den Ausgleich köpft – das können eben nicht viele in der Bundesliga.“ Dennoch wäre es nach dem Modeste-Tor (52.) wohl beim 1:1 geblieben, wenn Freiburgs Mittelfeldroutinier keinen Blackout gehabt hätte und einige Kollegen nicht ebenfalls geschlafen hätten. Zuerst ließ sich „Chico“ Höfler von dem flinken Tunesier den Ball abluchsen, verlor anschließend das Sprintduell, dann griff Janik Haberer nicht konsequent ein, und zu schlechter Letzt machte Nico Schlotterbeck den Laufweg zum Tor frei, Skhiri hatte nach seinem Solo also leichtes Spiel (90.+2.): „Da will Nico den Pass nach außen verhindern, obwohl wir in dem Moment in der Dreierkette sind“, seufzte SC-Trainer Christian Streich: „Wenn du in der Bundesliga zwei solche Fehler machst, kassierst du in aller Regel ein Tor.“ Umso ärgerlicher, rechnete Petersen vor, als man bei einem Remis „einen Mitkonkurrenten im Abstiegskampf auf sechs Punkte Abstand gehalten“ hätte.
Beide Teams ließen den Ball laufen
Mit dem Saisonstart sind die Freiburger derweil trotzdem zufrieden, schließlich stehen nach den Siegen gegen Mainz und Paderborn sechs Zähler zu Buche. Und mit etwas mehr Konzentration in der Nachspielzeit hätte es auch diesmal zu einem Punkt gereicht. Spielerisch, das zeigte auch der Auftritt gegen Köln, sind die Freiburger sowieso konkurrenzfähig, wenngleich an der Fehlerquote zu arbeiten sein wird. Am Samstag ließen jedenfalls beide Mannschaften munter den Ball laufen. Lange Vertikalbälle blieben die absolute Ausnahme, stattdessen gab es Flachpässe und Diagonalbälle über kürzere Distanzen zu sehen. Und das bei 32 Grad. So gab es ein Spiel zu sehen, das vielleicht nicht hochklassig, aber abwechslungsreiche Unterhaltung bot.
Die anstehende Länderspielpause dürfte derweil einigen Spielern sehr gelegen kommen. Janik Haberer, der nach seinem Bänderriss erstmal wieder über 45 Minuten randurfte, waren fehlende Wettbewerbspraxis und Frische ebenso anzumerken wie Brandon Borrello, der erneut nach einer ordentlichen ersten Hälfte konditionell zusehends abbaute und nach einer Stunde mit seiner Auswechslung erlöst wurde.