Wenn Christian Streich einen Sachverhalt möglichst präzise schildern will, gelingt ihm das im heimischen Dialekt am besten. Ihm rutscht dann schon mal ein „Dubel“ heraus. Insofern war es auch nicht verwunderlich, dass Freiburgs Trainer nach dem 1:0-Sieg seiner Elf die Attacke von Frankfurts David Abraham auf alemannisch wiedergab: „Dann hat er mich halt, bumm, über dä Huffe g`rennt.“ Dass er diese Aktion augenscheinlich ganz gut überstanden habe, betonte er dann auch umgehend. Er mache eben nicht ohne Grund jeden Morgen seine gymnastischen Übungen: „Es ist also nicht gesagt, dass ich immer gleich verletzt bin.“

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Tatsächlich hatte Abraham in der Nachspielzeit den SC-Trainer in voller Absicht und mit ausgefahrenem Arm im Sprint umgecheckt. Und das offenbar aus Frust, weil Streich den ins Aus rollenden Ball hatte passieren lassen. Nach der anschließenden Rudelbildung sah auch Vincenzo Grifo zurecht rot. Der Freiburger Offensivmann hatte Abraham vehement ins Gesicht gefasst. Drei Platzverweise gab es, denn auch Frankfurts Gelson Fernandes flog nach wiederholtem Foulspiel vom Platz.

Deeskalation nach dem Schlusspfiff

Dennoch war schon unmittelbar nach Schlusspfiff Deeskalation angesagt. Streich, sein Frankfurter Kollege Adi Hütter, Grifo und Abraham berieten sich noch in der Kabine, kurz darauf twitterten beide Vereine ein Foto, das zwei lachende Spieler beim freundlichen Handshake zeigt. Und die Eintracht veröffentlichte ein Abraham-Statement, in dem sich der Argentinier „in aller Form“ bei Streich entschuldigte. Er habe „den Ball möglichst schnell ins Spiel bringen“ wollen und hätte „ausweichen müssen“. Nun sei er froh, dass nach einem Gespräch zwischen Streich und ihm „alles gut“ ist.

Abraham ein ruhiger Zeitgenosse

Abraham ist außerhalb des Platzes ein ausgeglichener und freundlicher Zeitgenosse. Auf dem Rasen lässt sich das nicht unbedingt von ihm behaupten. Im Dezember 2016 rammte er dem damaligen Hoffenheimer Sandro Wagner mit einer solchen Brutalität den Ellenbogen ins Gesicht, dass dessen damaliger Trainer Julian Nagelsmann nach der „Relation zwischen dem Sport und dem realen Leben“ fragte: „Wenn ich irgendwo sehe, wie ein Mann einem anderen mit dem Ellbogen in dieser Art und Weise ins Gesicht schlägt, klicken die Handschellen.“

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Streich war am Sonntag versöhnlicher. Abraham sei „ein extrem emotionaler Spieler“, dem „die Sicherungen durchgebrannt“ seien. Doch der habe sich noch auf dem Platz entschuldigt („Ich dachte, du bist stabiler“) und damit sei das Thema erledigt. „Runterfahren, fertig. Nicht noch dumm rumschwätzen.“ Rumschwätzen werden sie in Frankfurt in den kommenden Tagen allerdings wohl trotz aller frommer Wünsche. Sie werden es müssen. Schließlich ist kaum anzunehmen, dass der DFB den ersten Bodycheck eines Spielers gegen einen Trainer seit Bundesligagründung mit dem Standardsatz für Rote Karten ahnden wird, Abraham dürfte also länger ausfallen.

Streich stolz auf sein Team

Am Sonntag gaben sich beide Trainer Mühe, die Sprache weg von Abraham hin zur sportlichen Situation zu bringen. Kein Wunder, schließlich hatten die Badener mit dem 1:0 durch ein Tor von Nils Petersen (77.) den sechsten dreifachen Punktgewinn geschafft und gehen nun als Tabellen-Vierter in die Länderspielpause. Dass der SC mit jetzt schon 21 Zählern mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben dürfte, scheint offensichtlich. Dementsprechend stolz präsentierte sich trotz allen Understatements auch der Trainer, der vor allem die „Mentalität“ seiner Elf lobte: „Gegen, Bremen, Leipzig, Dortmund und jetzt gegen Frankfurt lief vieles gegen uns. Trotzdem haben wir keines dieser Spiele verloren.“