Whatsapp ist der mit Abstand beliebteste Messenger-Dienst in Deutschland. Etwa 60 Millionen Deutsche nutzen die App täglich, besonders in der Altersgruppe zwischen 16 und 19 Jahren ist Whatsapp sehr beliebt. Aber es gibt auch immer wieder Kritik an dem Meta-Dienst, der besonders in Sachen Datenschutz seine Schwächen hat. Viele Menschen wollen deshalb versuchen, auf Alternativen umzusteigen.
Als wäre es nicht schon schwierig genug, sich der sozialen Norm zu entziehen und Whatsapp zu boykottieren, gibt es dazu auch noch unzählige andere Apps, sodass man schnell den Überblick verlieren kann. Hier sind einige der besten alternativen Messenger-Dienste, wie gut sie in Sachen Datenschutz abschneiden und was sie voneinander unterscheidet.
Telegram: Transparent aber nicht immer sicher
Telegram wurde von den russischen Entwicklern Nikolai und Pavel Durov entwickelt. Sie wollten mit ihrer App die Kontrollen des russischen Staates im Internet umgehen. Telegram ist cloudbasiert, das heißt, Nutzer können die App gleichzeitig auf mehreren mobilen Geräten und auch am PC oder Laptop nutzen. Auch das Verschicken deutlich größerer Dateien als bei Whatsapp ist möglich. Telegram ist zusätzlich quelloffen.
Es gibt aber auch immer wieder Kritik an dem Anbieter, nicht nur, weil er mittlerweile häufig von staatsfeindlichen Gruppen zur anonymen Vernetzung genutzt wird. Denn Telegram ist nicht nur transparent. Eine Datenschutzerklärung auf Deutsch gibt es etwa nicht und auch über das Unternehmen selbst wird nicht viel preisgegeben. Eine Anschrift des Unternehmenssitzes ist nicht bekannt.
Außerdem hat das Cloudsystem von Telegram einen entscheidenden Nachteil: Die Chats sind nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt, ein Angebot, das mittlerweile sogar Whatsapp macht. Bei Telegram handelt es sich um eine sogenannte Server-Client-Verschlüsselung, wie der Anbieter selbst erklärt. Das mag sicher klingen, bedeutet aber, dass in diesen Chats geteilte Informationen sowohl von Telegram als auch potentiell von Dritten eingesehen werden können.
Telegram bietet zwar auch "geheime Chats" an, die eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung versprechen, hier sind aber zum Beispiel keine Gruppenchats möglich. Dafür kann man bei "geheimen Chats" einstellen, dass Nachrichten nach einer gewissen Zeit automatisch gelöscht werden.
Insgesamt lässt sich bei Telegram sagen, dass der vermeintlich sichere Messenger-Dienst einige besorgniserregende Lücken aufweist, die sogar bei Whatsapp besser behandelt werden. Eine wirklich sichere Alternative ist diese App also nicht.
Viber: Sehr sicher aber dafür nicht werbefrei
Eine eher unbekannte Alternative zu Whatsapp stellt der Messenger-Dienst Viber, bzw. seit 2014 Rakuten Viber, dar. Er bietet Sprach- und Videoanrufe an, Gruppen mit bis zu 250 Teilnehmern können erstellt werden und für Datenschutz-Fans am wichtigsten: Alle Chats sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Dadurch können weder Viber noch Dritte einlesen, worüber sich in den Chats unterhalten wird. Auch die Selbstzerstörungsfunktion von Telegram bietet Viber an: man kann einstellen, dass Nachrichten, nachdem sie gelesen wurden, verschwinden.
Die App hat allerdings auch einen entscheidenden Nachteil, den alle anderen hier vorgestellten Messenger-Dienste nicht haben: Er ist nicht werbefrei. Wer also keine Lust auf Werbung hat, für den ist Viber keine echte Alternative zu Whatsapp.
Signal: Sicher, aber nicht sehr nutzerfreundlich
Fragt man Datenschutzexperten um Rat, wird fast immer die US-amerikanische App Signal als eine der besten Whatsapp-Alternativen genannt. Das hat mehrere Gründe. So haben etwa die Entwickler der App, Open Whisper Systems, die Grundlage der Ende-zu-Ende-Verschlüsselungssoftware geliefert. Die Software ist quelloffen und wird deshalb von den meisten großen Messenger-Diensten verwendet, unter anderem von Whatsapp. Näher an der Quelle geht es quasi nicht.
Die hauseigene Ende-zu-Ende-Verschlüsselung wird sowohl für Einzel- als auch für Gruppenchats angewandt, zusätzlich werden kaum Metadaten gesammelt. Signal erfasst nicht, wer mit wem kommuniziert, sondern lediglich, ob jemand den Service nutzt. Zudem ist der Programmcode von Signal quelloffen. Jeder der möchte, kann ihn also auf Schwachstellen überprüfen.
Aber, wie alle Messenger-Dienste in dieser Auflistung, hat auch Signal eine Schwachstelle. Es fehlt eine Backup-Funktion. Das ist aus Sicherheitsgründen zwar sinnvoll, ist aber gleichzeitig nicht gerade nutzerfreundlich. Signal bietet zwar die Möglichkeit, Inhalte auf ein anderes Gerät zu exportieren, allerdings ist das nur auf Android-Betriebssystemen möglich und dauert deutlich länger als ein übliches Backup.
Wer über diesen Kritikpunkt hinwegsehen kann, ist mit Signal als Whatsapp-Ersatz gut bedient. An Datensicherheit ist die App beinahe unübertroffen.
Threema: Extrem sicher aber nicht kostenfrei
Neben Signal wird vor allem Threema von Datenschutz-Experten als beste Whatsapp-Alternative gelobt. Genau wie bei Signal werden auch bei Threema alle Chats Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Zusätzlich werden Nachrichten vom Server gelöscht, nachdem sie erfolgreich übermittelt wurden. Die Messenger-Software ist wie bei Signal quelloffen und kann von jedem eingesehen werden, die Server-Software allerdings nicht.
Die Anbieter von Threema sitzen in der Schweiz und haben bisherige Überprüfungen vom bekanntlich sehr strengen Schweizer Datenschutz glänzend bestanden. Datenschutztechnisch ist Threema also die Crème de la Crème.
Aber diese Qualität ist nicht kostenlos. Anders als alle anderen Apps, die hier vorgestellt werden, kostet Threema Geld. Im App-Store kostet der Messenger-Dienst einmalig 3,99 Euro. Wer bereit ist, diesen zugegeben geringen Betrag in seinen Datenschutz zu investieren, dem sei zu Threema geraten.
Ginlo und Spike: kleinere Alternativen
Die beiden eher unbekannten und dementsprechend simpleren Alternativen Ginlo und Spike sind verlässliche Whatsapp-Alternativen, die aufgrund ihrer sehr geringen Nutzerzahl für die meisten nicht interessant sein dürften.
Spike bietet allerdings einen interessanten Unterschied zu den anderen hier vorgestellten Apps: Bei der israelischen App ist der Fokus die E-Mail-Adresse und nicht, wie sonst üblich, die Handynummer. Manche mögen sich damit wohler fühlen.
Diese beiden Alternativen sind interessant, werden aber beide von Experten für ihre mangelnde Unternehmens-Transparenz kritisiert. Eine ernstzunehmende Alternative für Whatsapp stellen sie also eher nicht dar.
Fazit: Was ist die beste Alternative zu Whatsapp?
Abschließend lässt sich sagen, dass alle hier beschriebenen Whatsapp-Alternativen ihre Vor- und Nachteile mit sich bringen. Während Threema die wahrscheinlich sicherste Alternative ist, kostet sie Geld. Telegram, das nach Whatsapp am weitesten verbreitet ist, hat Sicherheitslücken.