Ab wann und wo genau muss ich künftig eine Maske tragen?
In Läden, Bussen und Bahnen. Ab dem 27. April müssen alle Menschen in Baden-Württemberg Mund und Nase beim Einkaufen und im öffentlichen Nahverkehr bedecken – so lautet ein Beschluss, den das grün-schwarze Kabinett am Dienstag getroffen hat. Das Konzept ist aber noch nicht ausgearbeitet. Ob die Maskenpflicht etwa auf geschlossene Räume begrenzt ist, ob man sich auf dem Wochenmarkt ebenfalls verhüllen muss – alles noch unklar. Die nächsten Tage werde die Detailausarbeitung erfolgen, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.
Woher bekommt man Masken, wenn man sie nicht selbst herstellen kann?
Diese Frage wurde noch nicht abschließend beantwortet. Ein Sprecher des baden-württembergischen Sozialministeriums sagte dem SÜDKURIER: „Zur Zeit zirkulieren die Vorschläge zwischen den Ministerien. Wir wissen selbst noch nicht, was dabei am Ende rauskommt.“ Da für Millionen Menschen in ganz Deutschland Masken zur Verfügung gestellt werden müssten, gilt es deshalb als wahrscheinlich, dass nicht nur Masken, sondern auch Alternativen als adäquater Schutz gelten werden. Zur Not reichen auch Schals oder Tücher vor Mund und Nase beim Einkaufen aus, sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann.
Welche Alternativen gibt es noch?
Ein Schal oder ein dehnbares Schlauchtuch, das viele beim Joggen tragen, können auch helfen, sagt der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité. „Das kann man mehrlagig einfach vor den Mund tun“, erklärt er. Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts sagt dazu: „Auch ein selbst gebauter Mund-Nasen-Schutz hält natürlich Tröpfchen zurück, wenn man niest und hustet.“ Er sei deshalb für den Schutz von anderen grundsätzlich geeignet.

Und was ist mit Apotheken?
Viele Apotheken bieten Schutzmasken an, Nachfragen vor Ort lohnen sich. In vielen Apotheken sind Masken jedoch meist ausverkauft. Im Online-Handel wiederum drohen hohe Preise. „Die Liefersituation ist nach wie vor angespannt“, sagt Reiner Kern, Sprecher der Bundesvereinigung Deutscher Apothekenverbände. Apotheken müssten die Masken selbst einkaufen, oft zu hohen Preisen. Ein Set mit fünf einfachen OP-Masken für acht Euro sei derzeit ein Preis, der im Rahmen liege.
Ab welchem Alter müssen Kinder Masken tragen?
Auch in diesem Punkt ist sich die Politik bislang nicht einig geworden. Ein Sprecher des Sozialministerium erklärte auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass man sich bei dieser Frage eventuell an anderen Ländern orientieren wird. Dort sind Schutzmasken häufig ab einem Alter von sechs Jahren in geschlossenen Räumen verpflichtend. „Denkbar wäre aber auch, dass Eltern für ihre Kinder entscheiden, ob die Masken tragen sollen. Auch die Landratsämter in der Region tappen derzeit noch im Dunkeln, wie genau die Maskenpflicht umgesetzt werden soll. Marlene Pellhammer (Sprecherin des Landratsamtes Konstanz) sagte dem SÜDKURIER: „Wir wissen nur, dass es ab Montag gelten soll.“

Sind Masken für Kinder gefährlich?
In sozialen Medien, in Whatsapp-Gruppen und auf dubiosen Nachrichtenseiten wird häufig behauptet, dass Atemschutzmasken für Kinder gefährlich sein könnten. Der Grund: Unter den Masken soll sich sehr viel Kohlendioxid ansammeln, das die Kinder über einen längeren Zeitraum einatmen. Das soll für 12-Jährige ungeeignet und bei Sechsjährigen angeblich sogar zu Atemlähmungen führen. Stimmt das? Kinder- und Jugendarzt Michael Achenbach gibt Entwarnung: Im Interview mit der Bild-Zeitung sagt er: „Ich denke man kann da in der Regel komplett Entwarnung geben.“ Der selbst genähte Mund- Nasenschutz ließe genügend Sauerstoff durch, sodass sich nicht ausreichen Kohlendioxid ansammeln kann. „Komplett geschlossene Masken wie beispielsweise Staubschutzmasken aus dem Baumarkt würde ich für Kinder dagegen nicht unbedingt empfehlen“, sagte Achenbach in dem Interview.
Was passiert mir, wenn ich keine Maske trage?
Das ist noch unklar. Man müsse sich noch überlegen, wie Verstöße gegen die Maskenpflicht sanktioniert werden, sagte Kretschmann. Aber er betonte auch: „Unwissenheit schützt vor Strafe nicht.“ Eine Maskenpflicht ergebe nur Sinn, wenn man Verstöße mit einer Sanktion belege, meint der Landeschef der Deutschen Polizeigewerkschaft, Ralf Kusterer. „Sonst könnte man es bei einem Gebot lassen.“ Man könne davon ausgehen, dass der Bußgeldkatalog erweitert werde.

Wie soll das genau kontrolliert werden?
Auch das steht noch nicht im Detail fest. Die Polizeigewerkschaft hat Bedenken, ob tatsächlich eine großflächige Kontrolle möglich ist. Der Handel zeigt sich aber zuversichtlich mit Blick auf die Umsetzung in den Geschäften. „Wir rechnen damit, dass es einen Gewöhnungseffekt geben wird“, sagte die Hauptgeschäftsführerin des Handelsverbands, Sabine Hagmann. Das private Bahn-Unternehmen Abellio steht nach eigenen Angaben in Gesprächen mit dem Verkehrsministerium zur Umsetzung der Maskenpflicht. Fahrgäste werden vom kommenden Montag an auf jeden Fall über Handzettel, Durchsagen und soziale Medien auf die Maskenpflicht hingewiesen.
Was ist von selbst gemachten Masken zu halten?
Selbst gemachte Masken seien deutlich besser als nichts, sagen Virologen. Eine Studie der Universität Cambridge kam 2013 zu dem Schluss, dass selbst gefertigte Masken in einer Pandemie „nur als letztes Mittel“ genutzt werden sollten. Sie seien aber „besser als gar kein Schutz“.

Wie lange wird die Maskenpflicht gelten?
Das kann noch keiner genau sagen. Kretschmann stimmte die Bürger aber auf eine eher lange Phase ein. „Wir bleiben immer in einer fragilen Situation, bis ein Impfstoff gefunden wird.“ Es gebe immer noch 400 Neuansteckungen im Südwesten täglich. Aus Sicht des Apothekerverbandes wird die Maskenpflicht so lange bestehen, bis ein Impfstoff gegen das Coronavirus gefunden wird. Deswegen müsse man sich an das Tragen der Masken gewöhnen, sagte der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes und Präsident des Landesverbandes, Fritz Becker, im Radioprogramm „SWR Aktuell“: „Für viele asiatische Völker ist das Tragen von Schutzmasken schon selbstverständlich.“