Frau Zampounidis, haben Sie heute schon gefrühstückt? Was gab es denn?

Im Hotel: Haferflocken, Hafermilch, Nüsse, Samen, Kerne. Kräutertee, Milchkaffee. Frisches Obst. Heute finde ich unterwegs alles, was ich brauche. Früher war das schwieriger.

Anastasia Zampounidis lebt seit vielen Jahren zuckerfrei – selbst in der Adventszeit und an Weihnachten.
Anastasia Zampounidis lebt seit vielen Jahren zuckerfrei – selbst in der Adventszeit und an Weihnachten. | Bild: Jo Kirchherr

Hat sich das Bewusstsein der Menschen seither gewandelt? Oder warum ist es heute einfacher?

Als mein 1. Buch 2017 rauskam, hatte ich das Glück, dass sich die Medien auch für das Thema interessiert haben und ich öffentlich über eine zuckerfreie Ernährung reden durfte. Ein paar Jahre später sitzt das Bewusstsein in der Gesellschaft und genauso wie nach der veganen Bewegung, haben sich zum Glück einige Produzenten bemüht, zuckerfreie Alternativen auf den Markt zu bringen. Aber da geht noch ganz viel!

Immer gute Laune: Glücklichsein geht also auch ganz ohne das künstliche Glückshormon Zucker.
Immer gute Laune: Glücklichsein geht also auch ganz ohne das künstliche Glückshormon Zucker. | Bild: Jo Kirchherr

Sie verzichten ja nicht nur auf Haushaltszucker, sondern alle möglichen Arten von Zucker. Wo versteckt er sich denn überall?

In 90 Prozent aller verarbeiteten Nahrungsmittel. Was mich vor 15 Jahren völlig überrascht hat: auch in Wurstaufschnitt, Gewürzgurken oder salzigen Chips ist Zucker enthalten.

Sie ernähren sich ja schon seit vielen Jahren zuckerfrei. Das ist für mich unvorstellbar. Wie machen Sie das?

Wenn Frau etwas in ihrem Leben ändern will, braucht sie einen guten Grund. Ich will einfach keinen Heißhunger mehr verspüren und die damit einhergehende Sucht. Da ich mich seit meiner Ernährungsumstellung um so Vieles besser fühle, ist das eine sehr große Motivation.

Ist die Adventszeit mit all den leckeren Keksen, Lebkuchen, Linzertorte und Glühwein nicht Tortur für Sie?

Einfach zuckerfreien Glühwein trinken... (lacht) Den gibt‘s sogar zu kaufen. Das ist quasi ein roter Obstsaft mit Zimt und anderen Weihnachtsgewürzen. Auf Kekse, Kuchen und Torten verzichte ich natürlich nicht. Rezepte dazu gibt es in meinen Büchern.

Apropos. Haben Sie die Rezepte eigentlich alle selbst entwickelt? Durch Ausprobieren? Oder gab es schon Inspirationen, zum Beispiel Bücher, die Ihnen geholfen haben?

Alle Rezepte habe ich selbst ausprobiert, über die Jahre weiter entwickelt. Sie sind aber auch von den Prinzipien der Fünf-Elemente-Ernährung der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), Ayurveda und aus der Kräuterheilkunde beeinflusst. Natürlich auch der griechische Küche.

Wie lernt man das alles?

Ich habe unter anderem eine Ausbildung zur Phytotherapeutin (das ist die Ausbildung zur therapeutischen Anwendung von Heilpflanzen, A.d.R.) gemacht, und auch einige Kurse, Workshops und Vorträge besucht.

Erlauben Sie sich selbst da auch mal eine Ausnahme?

Brauche ich nicht, da ich ja jederzeit zuckerfrei naschen kann.

Nicht mal an Weihnachten? Wie steht Ihre Familie dazu?

Jeder darf essen, was er/sie mag. Ich bringe immer meine zuckerfreien Naschereien mit und alle essen mit, es hat sich auch noch nie jemand beschwert (lacht). Besonders gut kommen in der Vorweihnachtszeit meine Zimtsterne und Bratäpfel an. (A.d.R. Rezepte und Bilder findet man von Anastasia Zampounidis auch in Sozialen Medien, zum Beispiel auf Instagram)

Gibt es Zucker-„Rückfälle“?

Nein. Ich hab‘ ja alles, was mich glücklich macht.

Mit welchen Zutaten backen Sie Kekse?

Ich verwende Haferflocken, Nüsse, Trockenobst, Vollkornmehl, pflanzliche Milch, Kokosöl, Mandelmehl, Erdmandelpulver…..

Welche Vorteile hat das Leben ohne Zucker?

Sehr viele. Aber vielleicht interessiert die Leserinnen am meisten, dass jede ohne zu hungern abnimmt und die Haut jünger und reiner wird.

Haben Sie Tipps für Detox nach Weihnachten?

Nee, ist ja nicht mehr nötig. Wenn man zuckerfrei lebt, schlägt niemand mehr über die Stränge und misshandelt seine Leber nicht. Dann ist auch kein Detox nötig, da das ganze Jahr die inneren Organe geschont werden.

Jung geblieben: Zampounidis führt ihr jugendliches Aussehen auf ihre ausgewogenene zuckerfreie Ernährung zurück. Ihre Geheimnisse verrät ...
Jung geblieben: Zampounidis führt ihr jugendliches Aussehen auf ihre ausgewogenene zuckerfreie Ernährung zurück. Ihre Geheimnisse verrät sie in ihrem jüngsten Buch. | Bild: Jo Kirchherr

Wie fängt man an, wenn man zuckerfrei leben will? Immer weniger verwenden?

Leichter ist es, ganz aufzuhören, aber man sollte gut vorbereitet sein. Als Erstes sollte man anfangen, die Zutatenlisten zu checken und alles Verzuckerte aussortieren. Es hilft auch, öfter selbst zu kochen und „Mealprep“ (Mahlzeiten selbst zubereiten zum Mitnehmen, A.d.R.) zu praktizieren, um etwas für die Arbeit oder für unterwegs mitnehmen zu können.

Welche Alternativen gibt es zu Zucker?

Trockenobst ist extrem süß. Aber je länger man zuckerfrei lebt, umso süßer schmecken natürliche Nahrungsmittel wie zum Beispiel Karotten, Hokkaidokürbis oder Süßkartoffel. Ich brauche gar keine Alternative mehr.

Was halten Sie von vermeintlich natürlichen Alternativen wie Stevia, Xylit oder Erythrit?

Wenn man zuckerfrei lebt, braucht niemand mehr die extreme Süße von Zuckeraustauschstoffen. Sie fördern auch wieder nur den Heißhunger und verhindern das intuitive Essverhalten.

Sie haben gerade ein Buch geschrieben, indem Beautytipps und zuckerfreie Ernährung Hand in Hand gehen. Macht zuckerfreies Leben wirklich jünger?

Und wie! Zucker geht mit Eiweißmolekülen eine Verbindung ein (Glykation), die unser Kollagen von Innen verkleben lässt. Ohne Zucker pufft diese Schicht direkt unter unserer Haut wieder schön auf und verringert sich mit zunehmendem Alter viel langsamer – so wie die Natur es eigentlich für uns vorgesehen hat. Wir müssen sie nur lassen!

Anastasia Zampounidis jüngstes Buch über die Geheimnisse ihres jugendlichen Aussehens „Für Immer Jung“ (2021, Bastei Lübbe) ...
Anastasia Zampounidis jüngstes Buch über die Geheimnisse ihres jugendlichen Aussehens „Für Immer Jung“ (2021, Bastei Lübbe) gibt es für 18,90 Euro. | Bild: Lübbe