Soll hier die eigene Arbeit etwas wichtiger dargestellt werden, oder nur dem eigenen Ego geschmeichelt werden? Berufsbezeichnungen können mitunter nach mehr klingen, als dahintersteckt. Gerade englischsprachige Titel halten auch in der deutschen Arbeitswelt vermehrt Einzug.
Sinnvoll kann das sein, wenn international gearbeitet wird, oder es sich um Aufgaben handelt, für deren Bezeichnung es kein (passendes) deutsches Pendant gibt. In vielen Fällen geht es wohl eher darum, wichtig zu klingen.
Den Facility Manager als neuen Begriff für Hausmeister kennt man schon. Warum auch nicht, viele Hausmeister sind schließlich echte Multitalente. Für viele andere Arbeitnehmer dürfte ein wichtig klingender Titel – ob in der Signatur unter E-Mails oder auf der Visitenkarte – einen speziellen Reiz haben. Kein Wunder also, dass viele Berufe immer komplizierter klingen, obwohl sich die Tätigkeit als solche kaum ändert.
Chief Evangelist

Für diesen Job muss man weder gläubig noch bibelfest sein. Bei einem Evangelisten handelt es sich schlicht um einen Sprecher für ein Unternehmen, wenn auch mit spezieller Mission. Er soll andere vom Unternehmen und dessen Produkten begeistern. Als Botschafter soll er sich, der Herkunft der Bezeichnung entsprechend, eine positive Botschaft verbreiten.
Erfunden haben soll diesen Begriff Guy Kawasaki, der 1984 für die Vermarktung des Apple Macintosh verantwortlich war. Besonders Technologiekonzerne beschäftigen Evangelists, darunter auch Google. Hier ist der Chief Internet Evangelist seit 2005 Vincent G. Cerf, der als Miterfinder des Internets gilt.
Director of First Impressions

Wer den Titel Direktor trägt, kann doch nur wichtig sein. Was nach Chefetage klingt, meint eigentlich jemanden, der an einer Rezeption arbeitet. Diese Personen vermitteln den ersten Eindruck (englisch: First Impression), den Außenstehende mit einem Unternehmen haben. Der Begriff ersetzt im englischsprachigen Raum zunehmend den des Rezeptionisten, beziehungsweise der Rezeptionistin, die auch oft als Empfangsdame bezeichnet wird.
Vision Clearance Engineer

Ist doch klar: Ingenieure, wohl mit spezifischem Fachgebiet, was kann denn hier falsch verstanden werden? Die Jobbezeichnung „Engineer“ wird im englischsprachigen Raum häufig etwas weiter ausgelegt, als man es im Tüftler-Land Deutschland erwarten würde.
Der Vision Clearance Engineer treibt das allerdings auf die Spitze. Gemeint ist jemand, der für den Durchblick sorgt – indem die Fenster geputzt werden.
Knowledge Navigator

Vorsicht, hier besteht Verwechslungsgefahr: Gemeint ist nicht der fiktive Computer, den der frühere Apple-Chef John Sculley 1987 einmal beschrieben hat. Der taucht bei einer Google-Suche nach dem Begriff zwar zuerst auf, ist hier aber unwichtig.
Vielleicht ist die Berufsbezeichnung deshalb unbekannt, weil man anstatt Knowledge Navigator – wörtlich übersetzt ein Wissensnavigator – auch ein ganz einfaches deutsches Wort benutzen könnte: Lehrer. Woher die hochtrabende Bezeichnung kommt, ist nicht ganz klar. Passend ist sie eigentlich trotzdem, denn Lehrer navigieren wohl das Wissen in Richtung der Schüler.
Mystery Shopper

Mysteriös ist dieser Beruf eigentlich nicht, zumindest nicht für denjenigen, der ihn ausführt. Ein Mystery-Shopper ist nichts anderes als ein Testkäufer in einem Laden. Ähnlich verhält es sich mit Testbesuchern auf einem Messestand. In diesem Fall hat man es mit einem Mystery Fair Visitor zu tun.
Seine Aufgabe ist es, unerkannt – deshalb wohl Mystery – zu überprüfen, welche Erfahrungen echte Kunden und Besucher machen. So soll die Qualität der Dienstleistungen und häufig auch das Verhalten der Angestellten geprüft werden.
Chief Happiness Officer

Glücklich ist hier genau das richtige Stichwort. Der Chief Happiness Officer, oder auch Feelgood-Manager, soll sich um das Wohlbefinden aller Kollegen sorgen. Noch netter klingt das im Französischen: Der „responsable du bonheur“ ist hier wörtlich übersetzt der Verantwortliche für das Glück.
Der Titel ist nicht aus der Luft gegriffen: Tatsächlich handelt es sich hierbei um eine wichtige Position, die von Tech- und IT-Firmen in den USA auch langsam nach Deutschland kommt. Die Berufsbezeichnung nehmen bisher allerdings nicht alle so ernst, wie es der nach Führungskraft anmutende Titel vermuten lässt. Nicht selten werden auch Bürohunde in diese Position berufen.
Rockstars und Zauberer

Einige Unternehmen machen sich ungewöhnliche Berufsbezeichnungen zu Nutze, um Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. So wird bei Stellenangeboten gerne Mal ein Marketing Rockstar oder ein Code Wizard (Allgemein gesprochen ein Programmierer) gesucht. Ob das allerdings auch andersherum funktioniert, also potenzielle Bewerber nach diesen Bezeichnungen suchen, sei dahingestellt.
Auf diese Weise Aufmerksamkeit erregen wollte wohl auch Tesla-Chef Elon Musk, der sich selbst vom gewöhnlichen CEO (Chief Executive Officer) zum „Technoking of Tesla“ ernannte.
Seinem Finanzchef Zach Kirkhorn spendierte er auch einen neuen Jobtitel. Kirkhorn wurde vom CFO (Chief Financial Officer) zum „Master of Coin“, vermutlich eine Anspielung auf die beliebte TV-Serie Game of Thrones. An den Arbeitsfeldern der beiden ändert das allerdings nichts.
Oshiya

Ungewöhnliche Berufsbezeichnungen gibt es nicht nur auf Englisch. Als Oshiya werden umgangssprachlich die Menschen bezeichnet, die in den überfüllten U-Bahnen von Tokio dafür sorgen, dass alle Fahrgäste hineinpassen. Die wörtliche Übersetzung „Drücker“ passt hierbei genau richtig, denn zu Stoßzeiten müssen die Passagiere wortwörtlich in den Zug gedrückt werden.
Die ursprüngliche Bezeichnung für diesen Beruf lautete noch wesentlich offizieller, und könnte auch aus Deutschland kommen: „Ryokyaku seiri gakari“ bedeutet „Passagieranordnungspersonal“.
Tausendfüßler, Tiger und Bienen

Andere Länder, andere Jobtitel? Eine Studie hat herausgefunden, dass in den Niederlanden häufig Tiere in beliebten Stellenausschreibungen auftauchen. Am häufigsten werden dabei Tausendfüßler gesucht. Gemeint sind damit Menschen, die viele Dinge gut können. Unter einem ebenfalls häufig gesuchten Sales Tiger könnte man wohl Verkäufer mit dem nötigen Biss verstehen.
Die Spinne im Netz steht für jemanden, der gut organisiert ist und den Überblick über Prozesse behalten kann. Und die fleißige Biene für jemanden der dazu in der Lage ist, eine Vielzahl an Aufgaben zu übernehmen, erklärt sich von selbst.
Space Consultant

Hoch hinaus kann es bei Space Consultants durchaus gehen. Der Titel kann gerne wörtlich verstanden. Wer ihn trägt, wird konsultiert, wenn es um Raum geht. Wer hier an das Weltall denkt, ist allerdings ein paar Stockwerke zu weit. Der Space Consultant ist nichts anderes als ein Immobilienmakler.