- Kino: Auf den T-Shirts prangen die „Ninja Turtles“ oder „Beavis & Butt-Head“, und im Kinderzimmer steht ein Nintendo. Im Radio läuft Nirvana; der dramatische Suizid von Kurt Cobain (im Bild mit Courtney Love und Töchterchen) bewegte ganze Generationen. Skaten und Hip-Hop wurden endgültig zur neuen Jugendkultur. Die Doku-Satire „I, Tonya“ erinnerte 2018 an den wahren Fall der Eiskunstläuferin Tonya Harding, deren Rivalin Nancy Kerrigan kurz vor den Olympischen Winterspielen 1994 attackiert wurde. Margot Robbie brachte die Rolle eine Oscar-Nominierung ein.

- O.J. Simpson: 95 Millionen Zuschauer sahen 1994 im Fernsehen, wie er sich der ehemalige Profi-Fußballer eine Verfolgungsjagd mit der Polizei lieferte. Seine Ex-Frau und ihr Freund waren zuvor in Los Angeles brutal ermordet aufgefunden worden. Das Ganze hatte eine quälend lange Prozessgeschichte zur Folge. Vor Gericht sprachen ihn die Geschworenen später trotz erdrückender Beweise überraschend frei. All das ließ Netflix wieder aufleben: In „American Crime“ wurde der Fall in zehn Folgen nacherzählt – mit John Travolta („Pulp Fiction“) und „Friends“-Star David Schwimmer.

- „Beverly Hills 90210„: Die Serie drehte sich um eine Clique verwöhnter Jugendlicher in Beverly Hills und war für viele in den 90ern Kult. Es gab 293 Folgen in zehn Staffeln, viele Schauspieler – wie Hilary Swank – wurden berühmt, andere wie Jamie Walters strebten eine Musikerkarriere an. Als Anfang März „Dylan“ starb (Schauspieler Luke Perry) teilten viele ihre Trauer in den sozialen Medien: „90s are gone“. Einen Trost gibt es aber: Es soll neue Folgen unter dem Titel „90210“ geben – die Schauspieler sollen sich selbst spielen und knapp 20 Jahre nach Ende der Original-Soap aufeinandertreffen.

- Lebensgefühl: „Here we are now, entertain us“ steht auf einem Banner über dem Eingang zum Museum Alte Münze in Berlin-Mitte. Die Songzeile stammt aus dem Nirvana-Hit „Smells Like Teen Spirit“. Party, Techno und Clubszene sind Teil der Dauerausstellung „Nineties Berlin“, aber auch die Folgen des Mauerfalls. „Natürlich denken die Menschen, das sei alles Party gewesen, wenn man sich aber wirklich damit beschäftigt, weiß man, dass es grundsätzlich Existenzängste gab“, sagt Geschäftsführer Quirin Graf Adelmann. Im Museumsshop kann man Pacman spielen und andere Retro-Videospiele.

- Frei von allen Normen: Was die Leute trotzdem so an den Neunzigern fasziniert? „Der Freizeitimpuls. Frei zu sein von Normen, frei zu sein von räumlichen Beschränkungen, von organisatorischen Tagesabläufen, das ist das, was die Leute begeistert“, sagt Graf Adelmann. „Eigentlich haben wir die beste Zeit erlebt, mehr ging nicht“, sagt dann auch ein ehemaliger Hausbesetzer in einem der vielen Zeitzeugen-Videos im Museum. Sängerin Inga Humpe erzählt, dass sie 1989 bei der ersten Loveparade am Ku‘damm dabei war, damals tanzten dort 150 Leute. Zehn Jahre später feierten 1,5 Millionen Menschen.

- Mode: Klobige Plateau-Schuhe von Dockers oder Buffalo waren unter Jugendlichen ein Muss in den Neunzigern – heute laufen in Großstädten wieder viele junge Leute so herum. Auch beliebt: Unterbrusthosen von Levi's, die extrem hoch sitzen, gerne kombiniert mit XL-T-Shirts, reingesteckt. Auch bei den Frisuren kommen Erinnerungen auf. Zwei Dutts, wie es das Spice Girl Mel B der berühmten britischen Girl-Group trug, sieht man wieder öfter. Bauchfrei sowieso. Dann natürlich Flanellhemden, wenn es kalt ist. Ebenfalls Pflicht: Ein Skateboard. Gern auch ein Mops. Oder beides.

- Vinyl kommt wieder: Bei aller Nostalgie: Gegen den Disc- oder Walkman würden die meisten ihr Smartphone wohl nicht austauschen, glaubt Zukunftsforscher Horx. Eher gegen die Schallplatte. Schallplatten sind gerade sehr stark angesagt, das Hantieren mit Vinyl, das Auflegen auf den Plattenteller, der warme Klang. Womit man wieder bei den 70ern wäre. Alles Alte kommt also irgendwann wieder? Horx ist sich sicher, dass es so kommen wird: „Mit den 70ern war es genauso. Es wird garantiert in zehn Jahren oder wann auch immer eine Millennial-Style-Nostalgie geben.“

- Musik: Die Spice Girls waren die weibliche Antwort auf Take That, Backstreet Boys oder N‘Sync: Die Neunziger waren das Jahrzehnt der Boygroups und kreischenden Teenagern. Als Take That sich trennten, nahmen sich manche Fans das Leben, was die Hip Hopper von Blumentopf zum Hit „6 Meter 90“ inspirierte. Im April startete in Berlin ein Take-That-Musical, die Spice Girls wollen im Juni ein Comeback wagen. Bei Motto-Partys spielt das Jahrzehnt schon lange eine Rolle. Von Captain Jack bis Ace of Base laufen die 90er rauf und runter. Im Bild: Tic Tac Toe, gemeinsam mit Michael Jackson. (dpa)
