Es gibt nicht viele Momente in der Geschichte, die sich in das Gedächtnis der Zeitzeugen so deutlich eingeprägen, dass sie sich selbst ein halbes Jahrhundert später noch erinnern können, wo sie sich zu diesem Zeitpunkt befunden haben. Der Tod John F. Kennedys ist für viele solch ein Moment, genau wie der Fall der Mauer. Und auch der 21. Juli 1969 – der Tag der Mondlandung. Damals trugen die Großmächte USA und UdSSR ihren Kalten Krieg auch im All aus. Heute zeugt die internationale Forschung auf der ISS von Völkerverständigung. Vor allem aber hat die Raumfahrt Wissenschaft und Technik entscheidend vorangebracht. Die wichtigsten Schritte dieser Entwicklung lesen Sie hier:
Sputnik 1 – Der erste Satellit

4. Oktober 1957: Insbesondere nach den Atombombenabwürfen über Hiroshima und Nagasaki wähnen sich die USA als technologisch fortschrittlichste Nation. Als es ihrem Erzrivalen, der Sowjetunion, gelingt, mit Sputnik 1 den ersten Satelliten ins All zu schießen, ist der Schock umso größer – er geht als Sputnik-Schock in die Geschichte ein. Der Wettlauf zum Mond beginnt.
Laika – Der erste Vierbeiner im All

3. November 1957: Innerhalb der Sputnik 2 Mission wird die sowjetische Mischlingshündin Laika als erster Vierbeiner in den Weltraum geschossen. Moskaus Propaganda schlachtet den Erfolg hemmungslos aus. Welch qualvollen Tod die Hündin stirbt, erfährt die Öffentlichkeit erst Jahre später: Schon wenige Stunden nach dem Start ins All ist die Kapsel der Hündin völlig überhitzt und lässt ihr keine Chance.
Luna 1 – Die erste Raumsonde

2. Januar 1959: Eigentlich ist das Ziel der Mission die Landung auf dem Mond. Den verfehlt die erste Raumsonde zwar um 6000 Kilometer – keine allzu große Entfernung im Weltall. Dennoch wird sie von den Sowjets, die zunächst bestreiten, dass eine Landung überhaupt geplant war, als Erfolg verkauft. Tatsächlich ist die Sonde viel zu schnell unterwegs, so dass sie geradezu am Mond vorbeisaust. Immerhin kann sie wichtige Daten zur Erde funken.
Juri Gagarin – Der erste Mensch im All

12. April 1961: 108 Minuten dauert die erste menschliche Exkursion ins Weltall. Im Raumschiff Wostok 1 umrundet Juri Gagarin die Erde. Den Sowjets ist damit ein Erfolg gelungen, den manche für den scheinbar endgültigen Sieg im Wettstreit gegen die USA halten. Der Ausflug macht Juri Gagarin zum Staatshelden, während den USA zunehmend klar wird, dass sie nur noch mit der ersten Mondlandung ihren Rückstand wett machen können.
Alexej Leonow – Der erste Weltraumspaziergang

18. März 1965: 500 Kilometer über der Erdoberfläche begibt sich Alexej Leonow auf einen ganz besonderen Spaziergang – er soll der erste Mensch werden, der sich außerhalb eines Raumschiffes im Weltraum bewegt. Zehn Minuten dauert der Ausflug, bei dem der Astronaut lediglich durch eine Versorgungsleine mit dem Raumschiff verbunden ist.
Apollo 1 – Der tragische Start der Apollo-Missionen

21. Februar 1967: Durch einen Funken wird die mit reinem Sauerstoff gefüllte Kabine der ersten Apollo-Raumkapsel bei einem Bodentest in Brand gesteckt. Die dreiköpfige Besatzung ist im Inneren eingeschlossen und hat keine Chance, dem Feuer zu entkommen.
Apollo 8 – Der erste bemannte Flug zum Mond

21. bis 27. Dezember 1968: Nachdem Apollo 1 desaströs gescheitert ist und die nächste Mission, Apollo 7, die Erde über 160 mal umrundet hat, gelingt mit Apollo 8 zum ersten Mal die Umrundung des Mondes. Weltbekannt wird die Aufnahme, die Besatzungsmitglied William Anders von der „aufgehenden Erde“ macht. Das Bild, das eindrucksvoll die Fragilität und Isolation unseres Planeten symbolisiert, verändert die Sicht der Menschheit auf die Erde. Von vielen wird es gar als Auslöser der Umweltbewegung betrachtet.
Apollo 11 – Die Mondlandung

16. bis 24. Juli 1969: Am 21. Juli sind rund eine halbe Milliarde Zuschauer live an den Fernsehern dabei, als Neil Armstrong als erster Mensch die Oberfläche des Mondes betritt. Sein Zitat „Das ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit“ geht in die Geschichtsbücher ein. Kollege Buzz Aldrin folgt ihm nach, während der Dritte im Bunde, Michael Collins, in der Kommandokapsel Columbia Warteschleifen um den Mond dreht.
Apollo 13 – Der Kampf ums Überleben

11. bis 17. April 1970: „Houston, wir hatten hier ein Problem.“ – Ein Satz, der ähnlich wie Neil Armstongs Zitat bei der Mondlandung, kaum noch aus dem Gedächtnis der Menschheit wegzudenken ist, wenn auch in der Regel leicht abgewandelt. Dahinter steckt ein tagelanger Überlebenskampf: Am späten Abend des 13. Juli explodiert 300.000 Kilometer von der Erde entfernt der Sauerstofftank des US-Raumschiffes Apollo 13. Die Sauerstoffwerte sinken dramatisch, das Kontrollzentrum in Houston muss schnell reagieren. Die drei Besatzungsmitglieder John Swigert, Fred Haise und James Lovell siedeln in die angedockte Mondlandefähre Aquarius um, die eigentlich nur für zwei Astronauten ausgelegt ist. Der Wiedereintritt in die Erdatmosphäre kann aber nur in der Apollo-Kapsel erfolgen. Also wird der defekte Teil der Raumfähre abgesprengt und die Astronauten kehren in der Kapsel wohlbehalten auf die Erde zurück.
Saljut 1 – Die erste Raumstation

19. April 1971: Mit der Saljut 1 bringen die Russen die erste Raumstation ins All. Mehrere Nachfolgemodelle schließen sich an, bis das Programm 1982 mit der Saljut 7 endet. Sie ist bis 1986 in Betrieb und treibt anschließend bis zu ihrem Absturz im Jahr 1991 weiter um die Erde.
Sojus 11 – Das russische Unglück

29. Juni 1971: Für die dreiköpfige Besatzung der sowjetischen Sojus-11-Mission endet die Rückkehr von der Saljut-Raumstation tragisch. In Folge eines jähen Kompressionsabfalls innerhalb der Kapsel werden die Kosmonauten Georgi Dobrowolski, Wladislaw Wolkow und Viktor Pazajew nach ihrer Landung tot aufgefunden.
Apollo 17 – Die letzte bemannte Landung auf dem Mond

7. bis 19. Dezember 1972: Mit der letzten bemannten Landung auf dem Erdtrabanten stellen Kommandant Gene Cernan und Geologe Harrison Schmitt zugleich einen Rekord auf: 75 Stunden, so lange wie nie zuvor, halten sie sich auf dem Mond auf und legen mit ihrem Fahrzeug 35 Kilometer auf der Oberfläche zurück. Danach werden die Apollo-Missionen eingestellt, aus Kostengründen und weil es keinen politischen Anreiz mehr gibt.
Stafford und Leonow – Das Ende des Kalten Kriegs im All

17. Juni 1975: Während auf der Erde nach wie vor der Kalte Krieg die Menschheit in Atem hält, kommt es in 225 Kilometern Höhe zu einem Treffen der besonderen Art: In einem komplizierten Manöver docken die Raumschiffe Apollo und Sojus aneinander und kurz darauf schweben zwei Astronauten aufeinander zu und begrüßen sich – der eine ist Russe, der andere Amerikaner. Oberst Alexey Leonow und US-General Thomas Stafford senden mit ihrem Rendezvous im All ein starkes Signal gen Erde. Die dreiköpfige Besatzung der Apollo und die zwei Kosmonauten auf der Sojus laden sich in den folgenden zwei Tagen nicht nur gegenseitig in ihre Raumschiffe ein. Es wird auch gemeinsam geforscht. Das Treffen schlage ein neues Kapitel der Zusammenarbeit auf, heißt es damals. Tatsächlich kommt es aber erst 20 Jahre später zur nächsten Begegnung zwischen Russen und Amerikanern im All.
Sigmund Jähn – Der ersteDer Deutsche im All

26. August 1978: Der DDR-Bürger Sigmund Jähn bricht vom russischen Weltbahnhof Baikonur in Kasachstan zur Raumstation Saljut 6 auf. Nach sieben Tagen, 20 Stunden und 49 Minuten landet er am 3. September wieder auf der Erde und wird als Held gefeiert. Erst fünf Jahre später folgt mit Ulf Mehrbold der erste Westdeutsche.
Space Shuttle – Das nachhaltige Raumschiff

12. April 1981: Neun Jahre nachdem der amerikanische Präsident Nixon die Entwicklung einer wiederverwertbaren Raumfähre angekündigt hat, ist es soweit – das erste Space Shuttle Columbia begibt sich auf seinen Jungfernflug. Die Idee dahinter ist eigentlich ein Sparprogramm: Die Raumschiffe sollen gleich Flugzeugen Mensch und Material zugleich ins All transportieren und mit Ladung an Bord auf die Erde zurückkehren, während bei Raketenflügen lediglich die Kapsel den Heimflug antritt. So sollen die Flüge ins All deutlich günstiger werden und auch Menschen, die keine ausgebildeten Astronauten sind, sollen ins All fliegen können.
Challenger – Die nächste Katastrophe

28. Januar 1986: 58,788 Sekunden nachdem das Space Shuttle Challenger zu seiner zehnten Mission aufgebrochen ist, geht das Raumschiff auf seinem Weg in den Himmel in Flammen auf. Allen Zuschauern ist sofort klar, dass keiner der sieben Besatzungsmitglied diese Katastrophe überlebt haben kann. Der Grund für den Unfall ist schnell gefunden: in der Nacht zuvor haben die für Florida ungewöhnlich niedrigen Temperaturen die Dichtungsringe an einer der Antriebsraketen porös werden lassen. Beim Abheben können heiße Gase entweichen, die eine folgenschwere Kettenreaktion in Gang setzen. Dass es Probleme mit den Dichtungsringen gibt, ist der NASA bereits vor dem Unglück bekannt. Konsequenzen folgen jedoch erst im Anschluss. Zweieinhalb Jahre lang hebt kein Space Shuttle mehr vom Erdboden ab, alle Raumschiffe werden umkonstruiert.
Sarja – Das erste Modul für die Internationale Raumstation

20. November 1998: Mit dem Start des ersten Moduls Sarja wird der Startschuss für die Internationale Raumstation gegeben. Die USA, Russland, Japan und Kanada sowie zehn europäische Staaten, darunter auch Deutschland, sollen dort zum ersten Mal in internationaler Zusammenarbeit auf der Raumstation forschen. Das in Russland hergestellte Bauteil haben die USA mit 250 Millionen Dollar finanziert.
ISS – Der Beginn der internationalen Zusammenarbeit

2. November 2000: Knapp zwei Jahre nachdem das erste Modul ins All gebracht worden ist, wird die Internationale Raumstation ISS zum Leben erweckt. Die erste Langzeitbesatzung bezieht ihre neue Unterkunft in 383 Kilometern Höhe und beginnt damit die internationale Zusammenarbeit im All. Bevor ab Anfang 2001 geforscht werden kann, müssen die Astronauten aus den USA und Russland jedoch erst einmal die Technik der einzelnen Module miteinander verbinden und die Ausrüstung der Raumstation überprüfen, die in den folgenden Monaten von beiden Nationen erweitert wird. Die Kosten der Experimentierstation im All werden zu diesem Zeitpunkt auf 200 Milliarden Mark geschätzt. Die Station soll zunächst für 15 Jahre in Betrieb genommen werden.
Dennis Tito – Der erste Weltraumtourist

28. April 2001: 20 Millionen Dollar lässt sich Dennis Tito, amerikanische Inhaber einer Investmentfirma, seinen einwöchigen Aufenthalt auf der Internationalen Raumstation kosten. Zur Vorbereitung absolviert er monatelang ein intensives Astronautentraining in der russischen Kosmonautenstadt Star City. Die Nasa ist von dem russischen Vorhaben zunächst wenig begeistert, da sie Tito als Sicherheitsrisiko auf der noch nicht fertiggetsellten ISS betrachtet. Nichtsdestotrotz bricht der 60-Jährige am 28. April zu seiner Reise ins Weltall auf und ist damit der erste von sieben Weltraumtouristen (Stand 2019).
Columbia STS-107– Das Unglück vor der Landung

1. Februar 2003: Mehr als zehn Millionen Kilometer hat die Raumfähre Columbia schon im All zurückgelegt, als sie kurz vor der Landung über Texas auseinander bricht und abstürzt. Keiner der sieben Astronauten an Bord überlebt. Ermittlungen ergeben, dass das Unglück bereits beim Start 16 Tage zuvor seinen Anfang nahm. Beim Abheben löste sich ein Stück der Schaumstoffisolierung der Trägerrakete und prallte auf die Kante des linken Trägerflügels der Raumfähre, wodurch Hitzekacheln abgesprengt wurden. Als das Space Shuttle auf seinem Rückweg wieder in die Erdatmosphäre eintritt, dringen heiße Gase aus dem Flügel und brechen das Gerüst aus Aluminium zum Schmelzen. In der Folge bricht der Flügel ab und die Fähre bricht auseinander – in 60 Kilometern Höhe. Eine Untersuchungskommission wirft der amerikanischen Raumfahrtorganisation nachträglich schwerste Versäumnisse vor.
Atlantis – Die Ära der Space Shuttle geht zu Ende

8. bis 21. Juli 2011: 30 Jahre nachdem das erste Space Shuttle, die Columbia, vom Erdboden abgeoben hat, geht mit dem letzten Flug der Atlantis eine Ära zu Ende. Zwei Katastrophen sowie zu hohe Wartungskosten bringen die Nasa dazu, ihre Erfindung aufzugeben. Die Raumfähren sind schlicht technisch zu kompliziert und weniger verlässlich als die russischen Sojus-Raketen. Das macht sie finanziell – entgegen der ursprünglichen Intention – zu einem Fehlschlag. Ihr Vermächtnis, so heißt es aus Nasa-Kreisen, sei die ISS, die ohne die Space Shuttle nicht denkbar gewesen wäre.
Rosetta – Die erste Landung auf einem Kometen

12. November 2014: Nachdem die europäische Raumsonde Rosetta bereits am 2. März 2004 ihren Weg ins All angetreten hat, setzt sie über zehn Jahre später das Mini-Labor Philae auf dem Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko ab. Damit gelingt den Forschern zum ersten Mal die Landung auf einem Kometen. Die Daten, die die Sonde an die Erde sendet, werfen ein neues Licht auf die Entstehung und Entwicklung dieser Himmelskörper. So hoffen die Wissenschaftler, aufgrund der Auswertungen herauszufinden, wie das Leben auf der Erde entstand. Denn in Kometen stecken die vermutlich ältesten weitgehend unveränderten Reste aus jener Zeit, in der sich unser Sonnensystem vor 4,6 Milliarden Jahren bildete.
Alexander Gerst – Der erste deutsche Kommandant auf der ISS

6. Juni bis 20. Dezember 2018: Nach seinem ersten Aufenthalt auf der Internationalen Raumstation vom 28. Mai bis zum 10. November 2014 kehrt der Baden-Württemberger Alexander Gerst als erster deutscher Kommandant auf die ISS zurück. Mit seinen Bildern begeistert „Astro-Alex“ in den Sozialen Netzwerken eine große Fan-Gemeinschaft und appelliert für einen sorgsameren Umgang mit unserem Heimatplaneten.
