Geben Sie mal das Stichwort „Laubsauger“ in Google ein. Sie werden staunen, was Sie da neben den schicken Anzeigen der Hersteller an wütenden Kommentaren finden. Lärmig, laut, stinkend, etwas für faule Leute, die keine Lust haben, im Herbst einen Rechen in die Hand zu nehmen.

Dagegen ist das Geräusch der Laubrechen, dieses leichte „Krrch, krrrch, krrrch“, doch irgendwie gemütlich. Denn es besagt: Leute, dieser Sommer, so ewig er auch gedauert hat, neigt sich dem Ende zu. Die Natur kommt langsam zur Ruhe, die Bäume werfen Laub ab, sammeln Chlorophyll und Kräfte fürs nächste Frühjahr, bevor das Leben draußen im Winter erstarrt, um im Frühling wieder neu zu erwachen.

Aber das ist ja viel zu beschaulich. Nein, wir machen es anders und kaufen uns einen Laubsauger, und zwar den größten, der im Baumarkt zu haben ist. Damit ärgern wir Nachbar Müller und Nachbar Meier, der bislang den größten hatte. Laubsauger sind nämlich toll. Eine Übersicht über ihre Vorteile.

  • Erstens: Halbwegs leise mit einem Gartenkorb und einem Rechen das Laub zusammenzusuchen, das kann jeder. Wer einen Laubsauger hat, stellt klar: Ich bin zu bequem, selbst etwas im Garten zu tun. Und ich kann mir ein Gerät leisten, das so viel Lärm macht, dass man sich nach dem penetranten Brummen der Rasenmäher im Sommer regelrecht zurücksehnt. Quäk, quäääk, quääääk!
  • Zweitens: Insektensterben? Papperlapapp. Der Laubsauger schluckt alles, und zwar nicht nur Blätter, sondern auch Käfer, Insekten und anderes Getier, worüber sich Igel und Vögel vielleicht gefreut hätten. Igel? Vögel? Braucht kein Mensch. Ein Garten mit Steinen ist wunderbar und pflegeleicht. Nur leider tot.
  • Drittens: Man kann sich so schön über die Dinger lustig machen. Im Kollegenkreis entspann sich einst an einem Sonntagnachmittag eine herrliche Diskussion darüber, wie die Dinger eigentlich auf Englisch heißen. Ein Kollege, der sich öfter in Irland aufhält, bekannte, dass er sich darüber schon mit Iren unterhalten habe. Von der naheliegenden Übersetzung „leaf sucker“ sollen diese abgeraten haben. Das sei irgendwie obszön. Aber wie heißt es dann richtig? Das Internet bietet diverse Varianten an: „garden vacuum“ oder „leaf vacuum“. Klingt aber nicht halb so lustig.
  • Viertens: Laubsauger stimulieren die eigene Körperabwehr. Mit dem Getöse und Geblase werden jede Menge Keime und Schimmelsporen aufgewirbelt, die der fleißige Laubbläser direkt einatmet. Wohl bekomm’s! Auffällig ist ja auch, dass Stadtgärtner, bei denen man den Einsatz dieser lärmigen Dinger vielleicht noch wegen der zu bearbeitenden Flächen verstehen kann, einen Mundschutz tragen.
  • Fünftens: Ein Laubsauger ist auch ein politisches Statement. Sollen doch die Naturschutzorganisationen im Karree springen und erklären, dass diese Dinger umweltmäßig das Letzte sind. Wer sie benutzt, erklärt damit auch noch ganz cool, dass er keinesfalls die Grünen wählt und ein aufgeräumter Garten für ihn das Kostbarste ist.

Das gefällt Ihnen jetzt doch alles nicht so richtig? Also doch lieber Laubrechen? Ist anstrengend und dauert, das stimmt. Gegen die Blasen an den Händen helfen aber Handschuhe. Ganz ausgeschlafen sind die Gärtner der Insel Mainau. Dort lehnte vor ein paar Tagen in einer Ecke nahe der Schiffs-Anlegestelle ein Laubrechen besonderer Art in einer Ecke. Zwei Laubrechen nebeneinander an einer Querstange befestigt, darüber dann die lange Stange nach oben. Sozusagen Laubrechen XXL. Das nenn ich mal schlau. Einmal Krafteinsatz, doppelter Effekt!

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