Letzlich war es dann wohl doch vor allem ein gelungener Marketing-Coup: Das Angebot der Öko-Suchmaschien Ecosia, für eine Million Euro den Hambacher Forst zu kaufen, wurde von Energieversorger RWE ziemlich humorlos zurückgewiesen. Dass man eine Fläche viermal so groß wie die Insel Mainau und mit reichlich Braunkohle darunter für diesen Preis nicht kaufen kann, dürfte den Bietenden aber auch von Anfang an klar gewesen sein. Doch was steckt hinter Ecosia?
- Was macht Ecosia zur grünen Suchmaschine? Am signalträchtigsten ist sicherlich das Ecosia-Versprechen, für Suchanfragen Bäume zu pflanzen. Knapp 40 Millionen Stück hat das Unternehmen nach eigenen Angaben so bisher finanziert. Das geht so: Wie jede andere Suchmaschine auch – Ecosia setzt auf die Microsoft-Maschine Bing auf – kassiert das Unternehmen durch bei der Suche aussgespielte Anzeigen Geld. Besonders dann, wenn Nutzer auf solche gesponsonserten Links klicken, gehen dafür ein paar Cent an die Suchmaschine. Im Schnitt sind es laut Unternehmen 0,5 Cent pro Suche. Dieses Geld verwendet Ecosia zum Decken seiner Kosten und nach eigener Darstellung 80 Prozent des übrigen Geldes für die Baumpflanzung.
- Gibt es weitere Umweltschutz-Bemühungen? Ja. Laut Ecosia wird für die Suche zudem Ökostrom verwendet und Klimazertifikate zur weiteren Kompensation eingekauft. Damit und durch die Bäume entziehe eine Anfrage bei Ecosia der Umwelt sogar CO2, so das Unternehmen.
- Wo pflanzt Ecosia? Vor allem in den ärmeren Ländern Afrikas, Südostasiens und Südamerikas – dort, wo die Waldflächen am bedrohtesten sind. Das ambitionierte Ziel: Bis 2020 will man eine Milliarde Bäume gesetzt haben.
- Gibt es weitere Unterschiede zu Google? Ecosia sammelt eigenen Angaben zufolge deutlich weniger Daten und legt mehr Wert auf Privatssphäre. Man teile Suchanfragen nicht mit Werbetreibenden und speichere sie auch nicht.
- Wer steckt hinter Ecosia? Das Unternehmen wurde 2009 von Christian Kroll gegründet und sitzt – natürlich – in der Hauptstadt der Alternativen, in Berlin. 39 Menschen beschäftigt das Unternehmen.
- Gibt es auch Kritik? Kaum. Anfangs kooperierte Ecosia mit dem WWF und versprach pro Suche 2 Quadratmeter Regenwald zu schützen. An dieser pauschalen Aussage gab es Kritik, die Kooperation wurde aufgelöst. Jetzt trägt Ecosia einiges zu seinem guten Ruf bei: Es gibt sich transparent und veröffentlicht einen für jeden einsehbaren monatlichen Finanzbericht. Im August nahm das Unternehmen 676 000 Euro ein, 214 000 Euro flossen in laufende Kosten, 96 000 Euro in PR, 72 000 Euro in Rücklagen (aus diesen stammte das Hambacher-Forst-Angebot) und der Rest, 293 000 Euro, floss in Baumpflanz-Projekte.
Ecosia verwenden
Die Öko-Suchmaschine gibt es als kostenlose App für Android und iOS. In der App kann dann wie gewohnt das Internet durchsucht werden. Wer es bei seinem PC als Standardsuchmaschine einrichten will, kann das direkt von der Internetseite ecosia.org aus in wenigen Klicks erledigen. (dod)