Der neue 5G-Mobilfunkstandard gilt als Schlüsseltechnologie für die Digitalisierung Deutschlands. Am Dienstag begann die Auktion für die ersten Frequenzen für das neue Netz. Es soll nie dagewesene Geschwindigkeit und Datenkapazitäten im Mobilfunk ermöglichen. Doch was bedeutet das für uns, die jeden Tag der Mobilfunkstrahlung ausgesetzt sind, und unsere Gesundheit?

Was ist Mobilfunk-Strahlung überhaupt?

Beim Mobilfunk werden Daten über elektromagnetische Strahlung übertragen. Es handelt sich um sogenannte nicht-ionisierende Strahlung, das heißt, ihre Energie reicht nicht aus, um Atome in ihrem Aufbau zu verändern. In ihrem Eigenschaften vergleichbar ist die UV-Strahlung, die von der Sonne ausgeht.

Was macht sie mit unserem Körper?

Wissenschaftlich unumstritten ist, dass die Strahlung eine erwärmende Wirkung auf Körperzellen hat. Vergleichen kann man das, in sehr viel kleinerem Maßstab, mit dem, was in Mikrowellen passiert. „Ab einer Temperatur-Erhöhung von einem Grad kann es zu negativen gesundheitlichen Folgen kommen“, sagt Nicole Meßmer vom Bundesamt für Strahlenschutz (BfS). Diese Gefahren sollen Grenzwerte abwenden.

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Sie setzen bei den zwei Quellen für Mobilfunkstrahlen an: Den Mobilfunk-Sendemasten und dem Handy. „Bei Sendemasten werden die Grenzwerte meist sehr weit unterschritten, und auch bei normaler Benutzung eines Handys, das die Grenzwerte einhält, besteht nach derzeitigem Stand keine Gefahr“, sagt Meßmer.

Also eindeutige Entwarnung in Sachen Gesundheitsfolgen des jetzigen Netzes?

Nein. Es gibt eine Frage, die keiner abschließend beantworten kann: Die Langezeitfolgen der Mobilfunkstrahlung. „Viele Krankheiten, etwa Krebs, brauchen 20 bis 30 Jahre, bis sich das erhöhte Risiko in mehr Krankheitsfällen zeigt“, sagt Meßmer, „aber so lange nutzen wir den Mobilfunk noch nicht intensiv.“ Man könne nur mit jedem Jahr, in dem die Krebsfälle nicht signifikant steigen, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit sagen, dass es keine negativen Langzeitfolgen gibt. Derzeit ist das der Fall. Kritiker sehen allerdings noch ganz andere Probleme.

Der 5G-Ausbau wird auch dafür sorgen, dass künftig mehr Mobilfunksender errichtet werden.
Der 5G-Ausbau wird auch dafür sorgen, dass künftig mehr Mobilfunksender errichtet werden. | Bild: Anatolii Logunov

Welche Gefahren fürchten Kritiker?

Der Journalist Klaus Scheidsteger ist einer derer, die vor den Gefahren des Mobilfunks warnen. Er hat den Film „Thank You For Calling gedreht“, der Wissenschaftler zu Wort kommen lässt, die negative Gesundheitsfolgen der Strahlung für wahrscheinlich halten. Scheidsteger ist kein Mobilfunkgegner und hat auch selbst ein Handy. Dennoch hält er es für falsch, der Stahlung jegliches Gefahrenpotenzial abzusprechen. Die von ihm befragten Wissenschaftler – Professoren oder einstige Professoren amerikanischer und europäischer Universitäten – sehen vor allem ein möglicherweise erhöhtes Risiko für Hirntumore.

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Eine wissenschaftliche Mehrheitsmeinung ist das derzeit nicht. „Außerdem hat eine Studie des Bundesamts für Strahlenschutz gezeigt, das bei einer schon vorhandenen Tumorerkrankung die Mobilfunkstrahlung den Tumor stärker wachsen lässt“, sagt Scheidsteger. Das Bundesamt für Strahlenschutz bestätigt diese Ergebnisse, die bei Versuchen mit Mäusen entstanden. Die Übertragbarkeit der Resultate auf den Menschen ist fraglich.

Sind Kinder, Ältere und körperlich geschwächte Menschen besonders anfällig für Strahlung?

Das könnte sein. Scheidsteger ist sich sogar sicher: „Es gibt erhöhte Gefahren für Kinder, Schwache und ältere Menschen“, sagt er. Das BfS bestätigt das nicht, gibt aber trotzdem eine Empfehlung zumindest für Heranwachsende ab. „Wir raten dazu, die Strahlenbelastung insbesondere bei Kindern möglichst zu reduzieren, da sich diese noch in der Entwicklung befinden“, sagt Meßmer. Das BfS sieht aber noch weiteren Forschungsbedarf, um die Gefahr genau einschätzen zu können.

Wie beeinflusst 5G unsere Gesundheit? Das ist noch nicht ganz klar.
Wie beeinflusst 5G unsere Gesundheit? Das ist noch nicht ganz klar. | Bild: Clara Margais

Was ändert sich mit der 5G-Einführung?

Erst einmal nicht so viel – weil die kommende Woche vergebenen Frequenzen den bisher genutzten ähneln. „Wir gehen deswegen davon aus, dass sich die bisherigen Erkenntnisse übertragen lassen“, so Meßmer. Das BfS befürchtet deswegen keine erhöhte Gesundheitsgefahr – zumindest vorerst.

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Künftig könnte 5G auch über die deutlich kurzwelligere Frequenz von 26 Gigahertz verbreitet werden. „Auch hier ist noch weitere Forschung nötig, um die gesundheitlichen Folgen einschätzen zu können“, so Meßmer. Möglich wäre, dass die neue Strahlung zwar weniger tief in uns eindringt, dafür Haut und Augen stärker beeinflusst.

Das Datenvolumen wird durch 5G steigen – steigt damit auch die Strahlung?

Auch das kann das Bundesamt für Strahlenschutz nicht genau abschätzen. „Der Verdacht liegt nahe, da die Datenmenge und die Dichte an Sendemasten höher werden wird“, so Meßmer. „Aber da dadurch auch der Empfang der Geräte besser werden kann, und damit deren Strahlung niedriger werden würde, könnte die Strahlenbelastung sogar sinken“, erklärt sie weiter. Für die Nutzung dieser neuen Frequenzen gibt es derzeit aber auch noch keinen Zeitplan.

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