Mit dem 49-Euro-Ticket in Konstanz einsteigen und bis nach Paris fahren? Oder durch ganz Europa? Das könnte bald möglich sein. Aus Frankreich blickt nämlich Präsident Emmanuel Macron interessiert auf das deutsche Modell. In einem Interview mit dem YouTuber Hugo Travers sagte er kürzlich, er stehe hinter der Einführung eines solchen Tickets in Frankreich.

Ein grenzüberschreitendes Ticket?

In Deutschland nennt Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) das seit Mai geltende 49-Euro-Ticket als einen „Riesenerfolg“. Mehr als 11 Millionen Menschen haben mittlerweile ein Abo abgeschlossen. Für junge Menschen ist das Ticket sogar noch günstiger. Wissing lobte auf der Plattform X (früher Twitter) die Pläne Frankreichs, ein Ticket nach deutschem Vorbild einzuführen. Er schlug vor, dass die Tickets über die Grenze hinweg anerkannt werden könnten – und irgendwann in ganz Europa.

Macrons Pläne scheinen mehr als nur eine Idee zu sein. Im Interview erklärte Macron, er habe die Pläne für ein universelles Ticket an seinen Verkehrsminister Clément Beaune übergeben. Dieser solle mit den französischen Regionen ein gemeinsames Ticket auf den Weg bringen. Einzelne Gebiete im Nachbarland bieten bereits einen einheitlichen Tarif für den Nahverkehr.

Das könnte Sie auch interessieren

Frankreichs Verkehrsminister selbst reagierte positiv auf die Pläne seines Präsidenten. „Lasst uns aus Gründen der Ökologie und der Kaufkraft gemeinsam dieses Zugticket in Frankreich und den Regionen erschaffen“, schrieb er auf der Plattform X.

Europaweites 49-Euro-Ticket: Vorschlag kommt nicht zum ersten Mal

Ein grenzüberschreitendes 49-Euro-Ticket ist keine neue Idee. Bereits im Juni wies Wissing darauf hin, dass Frankreich die Einführung eines solchen Tickets plane. Damals sagte er schon gegenüber der Funke-Mediengruppe, andere europäische Länder könnten nachziehen. Wissing wies aber darauf hin, dass ein solches Unterfangen komplex sei und viel Zeit in Anspruch nehmen werde.

Finanzierung des Deutschlandtickets weiter unsicher

Es gibt jedoch auch Kritik an den Plänen: In Deutschland ist weiterhin unklar, wie das Deutschlandticket weiter finanziert werden soll. Denn bisher ist dies nur bis Ende 2023 gesichert.

Das könnte Sie auch interessieren

Aktuell teilen sich Bund und Länder die Kosten von jeweils drei Milliarden Euro. Wenn es nach den Bundesländern ginge, soll dies so weitergehen. Die Länderchefs haben bestätigt, das 49-Euro-Ticket weiter mitfinanzieren zu wollen. Der Bund hingegen hat noch nicht zugesichert, seinen Teil dazu beitragen zu wollen. In einem gemeinsamen Brief der Länder an Verkehrsminister Volker Wissing heißt es, dass die Länder die Fortführung des Deutschlandtickets ernsthaft gefährdet sehen.

Auch aus Frankreich gibt es Kritik

Auch in Frankreich müssen sich Emmanuel Macron und sein Minister Beaune Kritik gefallen lassen. Die Regionen in Frankreich legen ihre Tarife selbst fest. Ungeklärt sei, wer ein universelles Ticket finanzieren solle. Viele Regionen reagierten deshalb kritisch auf Macrons Vorstoß. Auch in Frankreich soll der Teile Staat Kosten tragen.

Das könnte Sie auch interessieren

Mit der Regionalbahn nach Paris?

Aber was würde es bedeuten, wenn man den Nahverkehr in ganz Europa mit einem Ticket nutzen könnte? Ein Beispiel: Die schnellste Verbindung von Konstanz nach Paris, laut DB-App, dauert mit fünf Umstiegen knapp 9 Stunden – vorausgesetzt man erreicht alle Anschlüsse. Die Dauer der Verbindungen reicht aber auch bis zu fast zwölf Stunden mit sieben Umstiegen. Im Fernverkehr bräuchte man von Konstanz ungefähr sieben Stunden in die französische Hauptstadt.

Ein günstiger Trip zum Eiffelturm wäre mit dem 49-Euro-Ticket möglich, wenn es europaweit gelten würde.
Ein günstiger Trip zum Eiffelturm wäre mit dem 49-Euro-Ticket möglich, wenn es europaweit gelten würde. | Bild: MIGUEL MEDINA/dpa

Von Villingen-Schwenningen nach Mailand

Und wie würde es aus dem Schwarzwald aussehen? Von Villingen-Schwenningen nach Mailand beispielsweise. Hier wird es schon deutlich schwieriger für Sparfüchse. Die Fahrtdauer reicht von knapp zehn Stunden bis über 12 Stunden und fast immer mit mindestens sieben Umstiegen. Mit der schnellsten Verbindung wäre diese Strecke in unter sieben Stunden machbar.

Der Mailänder Dom ist das Wahrzeichen der Stadt. Mit dem Nahverkehr ist die Stadt von Deutschland aus aber nicht ganz so einfach zu ...
Der Mailänder Dom ist das Wahrzeichen der Stadt. Mit dem Nahverkehr ist die Stadt von Deutschland aus aber nicht ganz so einfach zu erreichen. | Bild: Daniel Naupold/dpa

Ein Tagestrip nach Innsbruck

Von Friedrichshafen könnten Touristen entspannt und günstig nach Österreich reisen. In etwas mehr als sechs Stunden und nur drei Umstiegen könnten sie mit dem europaweit gültigen Ticket nach Innsbruck fahren. Mit Fernzügen könnte man allerdings schon mit einem Direktzug in dreieinhalb Stunden nach Innsbruck reisen.