Frau Friedrich, die Hauptrolle der taffen Polizistin und alleinerziehenden Mutter Maren, die nach dem Auszug der flügge gewordenen Tochter ihr Leben neu ordnen muss, scheint Ihnen auf den Leib geschrieben zu sein. Was mögen Sie an Ihrer Filmfigur ganz besonders?

Dass sie viele Facetten hat. Maren ist eine Frau, die Humor besitzt, aber auch Grenzen ziehen kann und sich auf neue Situationen einlässt. Als Mutter kann ich Marens innere Kämpfe sehr gut nachvollziehen. Wie sie mit sich selber ringt. Wie sie mit allen Mitteln – mit Traurigsein, Wut, Bezirzen, Betrinken – versucht, einen Weg zu finden.

Und wie sie am Schluss die Kraft hat, ihre Tochter gehen zu lassen, um sie zu halten. Wie sie voll vom Leben überrannt wird und sich wieder einfängt, das hat mir besonders gut gefallen. Ich glaube, Maren ist eine gute Kumpeline. Ich wäre sehr gerne mit ihr befreundet.

„Zurück aufs Eis“ – im wahrsten Sinn des Wortes: Maren (Inka Friedrich, Mitte) stürzt beim Curling.
„Zurück aufs Eis“ – im wahrsten Sinn des Wortes: Maren (Inka Friedrich, Mitte) stürzt beim Curling. | Bild: ARD Degeto/Marco Nagel

Kennen Sie als Mutter auch solche Momente wie diese Film-Szene, in der sich die sturzbetrunkene Maren mit dem WG-Mitbewohner ihrer Tochter eine wilde Tanzeinlage liefert, in denen Sie für Ihre Kinder nur noch peinlich sind?

Natürlich. Wer kennt das als Eltern nicht? Megapeinlich sind solche Momente vor Publikum. Vor allem, wenn die Kinder noch kleiner sind und die Eltern Dinge machen, die sich die Kinder selber noch nicht trauen. Es ist aber auch hart als Mutter oder Vater, wenn man seinen Kindern irgendwann fast nur noch peinlich ist und so gar nichts mehr darf, was Spaß macht.

Meine Söhne sind diesem Alter schon ein bisschen entwachsen. Trotzdem ist man auch bei erwachsenen Kindern nicht frei vom Peinlichkeitsalarm. Für seine Kinder soll man halt immer der sichere Hafen bleiben. Ich selber würde meine eigene Mutter ja auch nicht gern sturzbetrunken sehen. (lacht)

Im Film geht es um das Empty-Nest-Syndrom – jene elterliche Gefühlslage von Leere, wenn die Kinder das Haus verlassen. Fürchten Sie sich vor dem Auszug Ihrer fast erwachsenen Söhne?

Ich habe ja zwei Kinder. Das heißt, wenn der eine auszieht, ist der andere erstmal noch da. Wenn aber irgendwann beide weg sind, wird das schon hart. Deshalb konnte ich Marens Verlustängste sehr gut nachempfinden. Auch wenn der Auszug der Kinder der Lauf des Lebens ist und solche Trennungen ebenfalls zum Leben gehören.

Beim Lesen des Drehbuchs musste ich an das Theaterstück „Der Streit“ denken, für das ich mal auf der Bühne stand. Dort heißt es: „Denken Sie an die kleinen Trennungen!“ Gemeint ist: Kleine Trennungen sind gesund. Was mir deutlich mehr Angst macht als die räumliche Trennung von meinen Kindern, die manchmal ja auch Vorteile hat (lacht), ist eine mögliche emotionale Distanz.

Ein gutes Team: Maren (Inka Friedrich, rechts) und ihre Tochter Amelie (Anouk Elias).
Ein gutes Team: Maren (Inka Friedrich, rechts) und ihre Tochter Amelie (Anouk Elias). | Bild: ARD Degeto/Bernd Schuller

Sie leben inzwischen in Berlin, sind aber gebürtige Freiburgerin. Was verbindet Sie heute noch mit dem Breisgau?

Meine Mutter und mein Bruder leben noch in einem kleineren Ort bei Freiburg, deshalb bin ich nach wie vor regelmäßig dort. Leider verändert sich Freiburg gerade ein bisschen: Viele Einzelhandelsgeschäfte gehen kaputt, und immer mehr Billigketten kommen in die Stadt. Das finde ich sehr schade. Trotzdem ist Freiburg auch ein guter Ausgangspunkt für Sehnsüchte, von dort ist man schnell mal in Frankreich oder in der Schweiz und schneller mal am Mittelmeer.

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Haben Sie manchmal Heimweh nach dem Süden?

Schon hin und wieder. Vor allem im Winter, wenn mir Berlin zu grau ist. Und manchmal gehen mir die vielen Leute dort und die etwas ruppige Art auf den Wecker. Dann kriege ich schon mal Sehnsucht nach der alten Heimat. Ich mag dieses besondere Licht, das weckt bei mir Kindheitserinnerungen. Auch der Geruch nach Harz.

Ich liebe es einfach, im Schwarzwald diese idyllischen kleinen Wanderwege zu gehen – die Tannen- und Fichtennadeln auf dem Boden, die zwitschernden Vögel in den Bäumen. Das ist so kitschig schön. Und gleichzeitig etwas verklärt. (lacht) Denn natürlich wurde auch diese Region inzwischen von der Zeit eingeholt, und in Freiburg gibt es heute auch sehr viele Leute.

Auch beruflich hat es Sie vor Kurzem in die alte Heimat gezogen: Sie standen dort für den neuen Schwarzwald-Tatort vor der Kamera. Können Sie schon etwas dazu verraten?

Das war für den Film „Unten im Tal“, den zehnten Schwarzwald-Tatort. Die Geschichte über den Mord an einer Teenager-Mutter spielt in einem fiktiven Dorf im Schwarzwald. Tatsächlich haben wir den Film schon 2021 in Menzenschwand in der Nähe von St. Blasien gedreht und ich habe die Mutter des Opfers gespielt. Dieser Krimi hat eine ganz besondere Atmosphäre, doch leider kommt er wegen eines Tatort-Staus wohl erst 2023 ins Fernsehen.