Herr Vogel, als ZDF-Freitagskommissar stehen Sie in der Tradition legendärer Vorgänger wie Derrick oder Matula. Haben Sie diese Krimis gerne geschaut?
Ich habe sie immer gerne geschaut, vor allem als Kind, als man um die Uhrzeit nicht mehr draußen war und sich gefreut hat, wenn man einen Krimi gucken durfte. Am liebsten mochte ich zwar eine englische Serie, die hieß „Die Profis“ – das waren Polizisten, die auf gewisse Art böse waren, die hatten große Waffen und es gab viele Schießereien. Das fand ich als Junge total beeindruckend und das haben wir als Kinder gerne nachgespielt. Aber „Derrick“ zum Beispiel ist ja auch Fernsehgeschichte, das war echt was Besonderes.
Ihr Kommissar Robert Heffler ist alleinerziehender Vater und ein ziemlich normaler Typ. Was macht ihn spannend?
Ich mag die Vermischung der Kriminalfälle mit seinem Privatleben. Er ist alleinerziehender Vater von drei Töchtern und versucht, da alles richtig zu machen. Man kennt ja das Klischee von der alleinerziehenden Frau, aber es gibt auch Väter, die ihre Kinder alleine großziehen, und ich mag es, dass wir das zeigen: Dass das für einen Mann genauso ein Spagat sein kann zwischen Arbeit und Familie, dass es Väter gibt, die gerne zu Hause sind, die gerne toll wären und das alles mega-gut hinkriegen würden – was nicht immer funktioniert.
In der Serie kokettieren Sie mit Ihrem Alter und die Kollegin nennt Sie im Spaß Opa. Wie stehen Sie zum Älterwerden?
Ich? Ich finde es super, älter zu werden! Es wäre für mich der Horror, wenn ich erwachen würde und noch mal jünger wäre, ich will nicht zurück. Ich will im Hier und Jetzt sein oder weiter in die Zukunft gucken. Ich halte mich ja auch fit, das gehört zu meinem Beruf, und man fühlt sich besser dadurch.
Gesund zu sein ist ein Luxus, ein großes Glück, und das möchte ich nicht aufs Spiel setzen. Und übrigens: Die besagte Szene stand gar nicht unbedingt so im Drehbuch, sondern das kam aus der Probe raus und ich fand es total lustig. Schließlich bin ich ja selber schon Opa.
Der Titel der Serie, „Jenseits der Spree“, bezieht sich auf den Berliner Ortsteil Köpenick, wo die Handlung spielt. Sie leben seit den 80er-Jahren in Berlin. Die Stadt hat sich sehr verändert. Finden Sie sie immer noch so toll wie früher?
Ich finde Berlin großartig! Es ist eine Stadt, die sich permanent entwickelt, verändert, bewegt, und jeder Bezirk für sich ist eine eigene Kleinstadt. Viele Leute sagen: Berlin ist mir zu groß, aber da denke ich mir: Berlin ist voll von verschiedenen Kiezen, wo jeder jeden kennt und man aufeinander aufpasst.
Das ZDF zeigt jetzt die zweite Staffel. Welche Perspektive hat die Serie?
Sagen wir mal so: Bei allem, was ich gut finde, habe ich einen langen Atem. Es wäre ja blöd, mit was anzufangen und gleich eine Schere im Kopf zu haben und das auf eine bestimmte Episodenzahl zu beschränken. Ich mag es, in Berlin zu drehen, ich mag die Erzählstruktur der Serie, und ich mag Krimi.

Wie oft hat man Ihnen schon die Rolle als Tatort-Kommissar angeboten?
Noch gar nicht! Man hat mir noch nie den Tatort-Kommissar angeboten. Vielleicht weil ich immer gesagt habe, dass ich das nur spiele, wenn es eine ganz besondere Figur ist, mit der man auch was verändert.
Was würde Ihnen da vorschweben?
Der Tatort ist ja ein Heiligtum in Deutschland, da gibt es so viele Leute, die mitreden wollen, und so viele Scheren in den Köpfen, da heißt es: Dieses kann man nicht und jenes geht nicht. Das interessiert mich nicht. Wenn ich einen Polizisten spiele, soll der nicht immer alles richtig machen. Der soll auch Fehler begehen. Vielleicht sogar schwerwiegende Fehler. Weil das Figuren menschlich macht.
In der US-Serie „The Shield“ erschießt die Hauptfigur, ein Cop, in der ersten Folge einen Kollegen – er wird also gleich am Anfang quasi zerstört, und die Serie ist mega-spannend. Einen Tatort-Kommissar zu haben, dem man wirklich alles zutraut, das fände ich großartig, so einen könnte ich mir vorstellen zu spielen.
Gucken Sie viele Fernseh-Krimis?
Klar. Neulich habe ich „Bosch“ gesehen, eine unaufgeregte Polizei-Serie, die aber sauspannend ist. In solchen Serien gibt es für mich als Schauspieler tolle Role Models für Figuren. Es ist doch in jedem Bereich so, egal ob Journalismus, Kunst oder etwas anderes: Es gibt immer Dinge, die man ganz toll findet, die in der Qualität so gut sind, dass man erst mal hinkommen muss. Das stachelt meinen Ehrgeiz an – und damit munitioniere ich mich auch für Argumentationen mit Bedenkenträgern in den Fernseh-Redaktionen. (lacht)