Frau Marjan, Sie sind im neuen Inga-Lindström-Film zu sehen. Wie war der Dreh in Schweden?

Es war ein Erlebnis, dort zu arbeiten. Wir haben Ende September gedreht, das Wetter war noch ganz angenehm und wir hatten vor allem ein klasse Team. Ich wurde richtig umsorgt von allen Seiten: Wenn es etwas kälter oder windig wurde, hat man mir wärmende Sachen gebracht. Ich war auch begeistert von der Landschaft in Schweden: Seen, Wälder, Schären. Und diese gemütlichen roten Häuschen haben es mir angetan. Das Land hat auf mich eine unglaubliche Ruhe ausgestrahlt. Da müsste man Ferien machen, das würde mir gut gefallen.

War das Ihre erste Rolle seit dem Ende der „Lindenstraße“?

Ja, es war meine erste Fernsehrolle. In der Zwischenzeit hatte ich viele Lesungen. Dafür bin ich kreuz und quer durch die Bundesrepublik gereist, vom Vogtland bis an den Bodensee. Außerdem habe ich eine Gala für die Stiftung Kinderdorf Pestalozzi, ein international tätiges Kinderhilfswerk, unterstützt. Dabei wurden „Die Vier Jahreszeiten“ von Vivaldi aufgeführt und ich habe die überleitenden Texte gesprochen. Dazu musste ich zwischendurch von den Dreharbeiten in Schweden an den Bodensee und wieder zurück.

Was war das für ein Gefühl, nach der „Lindenstraße“ wieder vor einer TV-Kamera zu stehen?

Ich habe es sehr genossen, bei „Inga Lindström“ wieder einmal in einem Ensemble zu sein. Wenn man Lesungen macht, ist man alleine auf der Bühne.

Sie haben eine schwere Zeit hinter sich. Zuerst starb 2021 Ihr Lebensgefährte, dann mussten Sie nach vielen Jahren aus Ihrer Wohnung ausziehen.

Ja, das war alles schrecklich – eine furchtbare Zeit, die ich hinter mir habe. Die Lesungen haben mir schon sehr geholfen nach dem Tod von Bodo. Sonst wäre ich mit Sicherheit in ein tiefes Loch gefallen. Es war gut, dass ich gleich mit den Lesungen beschäftigt war. Die Auftritte planen, zu überlegen, welche Bühnengarderobe nehme ich mit … Darüber hinaus musste ich viel für die Vorstellung organisieren – all das hat mich etwas abgelenkt.

Haben Sie denn so schnell überhaupt eine neue Wohnung finden können?

Das war ganz schön schwierig. In Hamburg habe ich seit 43 Jahren eine Wohnung, zu der ich 44 Stufen hochgehen muss. Aber ich werde ja älter und habe Probleme mit dem Knie. Beim Dreh der „Lindenstraße“, nach einer Liebesszene mit meinem Erich, musste ich schnell zur Garderobe, bin gestolpert und habe mir den Außenmeniskus gerissen. Sofort bin ich aufgestanden und habe weitergedreht. Und es ist bis jetzt noch nicht operiert worden.

Hanna (Sina Tkotsch, links) trifft sich mit ihrer ehemaligen Lehrerin Maja (Marie-Luise Marjan) – eine Szene aus „Hanna und ...
Hanna (Sina Tkotsch, links) trifft sich mit ihrer ehemaligen Lehrerin Maja (Marie-Luise Marjan) – eine Szene aus „Hanna und das gute Leben“. | Bild: Ralf Wilschewski/ZDF

Wollen Sie sich den Meniskus denn jetzt operieren lassen?

Der Arzt sagte mir damals, dass er mir das Knie operieren könnte, aber dann hätte ich fünf Wochen an Krücken gehen müssen, damit es heilt. Das konnte ich mir nicht leisten. Ich musste die „Lindenstraße“ zu Ende drehen. So bin ich erzogen worden. Das kenne ich nicht anders vom Theater. Selbst wenn man da den Kopf unterm Arm trägt, muss man auftreten. Ob ich den Meniskus noch operieren lasse, weiß ich nicht – ich muss heute ja nicht mehr über Bänke und Tische springen. (lacht)

Haben Sie Ihre Hamburger Wohnung denn schon aufgegeben?

Ich konzentriere mich auf meine neue Wohnung in Bad Godesberg. Da ich so viel mit meinen Lesungen unterwegs war, kam ich noch nicht dazu, alles perfekt zu machen. Die Wohnung ist aber wunderschön, ich kann den Rhein und den Drachenfels sehen. Es ist grün, ruhig, ich habe nette und sehr hilfsbereite Leute um mich herum. Mein neues Zuhause ist ein echter Glücksfall.

Das könnte Sie auch interessieren

Würden Sie sich gern wieder verlieben?

Ich wüsste nicht, wo ich jemanden kennenlernen sollte. Ich bin so beschäftigt mit meinen ganzen Projekten. Ich habe wirklich sehr viele liebe Bekannte um mich herum. Wobei mir auffällt, dass viele Witwen dabei sind, die Männer sind alle gestorben. Aber verlieben? Eine Freundschaft zu einem netten Mann würde mir gefallen. (lacht)

Sie wirken unglaublich fit und vital. Haben Sie keine Zipperlein?

Doch, ich muss ein bisschen auf mein Herz aufpassen. Das ist schwach, das ist aber schon seit Jahren so. Mein Arzt passt auf mich auf. Zu viel Stress ist natürlich nicht gut. Man muss sich einfach öfter mal ein Päuschen gönnen.

Andere in Ihrem Alter sind ja schon lange in Rente. Könnten Sie sich denn vorstellen, einfach gar nichts mehr zu tun?

Nein, das wäre mir zu langweilig. Ich empfinde das nicht als Beruf, sondern als Berufung. Ich werde so lange spielen und arbeiten, wie ich kann. Aber ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass ich zu Hause rumsitze und nur meinen Haushalt versorge. Nur auf dem Sofa sitzen, das ist nichts für mich.