Frau Szagun, seit Ihrer Teilnahme an der Datingshow „5 Senses For Love“ vor zwei Jahren hat sich viel getan in Ihrem Leben …
Ja, meine Karriere geht vorwärts, im seriösen Sinne. Das Reality-TV ist in den Hintergrund gerückt. Ich habe einen Ratgeber geschrieben und will außerdem bald ein Coaching anbieten. Das sind wichtige Ziele für mich, die ich jetzt endlich umsetzen kann.
Wen wollen Sie denn coachen?
Das Coaching heißt „Impossible is possible“, also: Unmöglich ist möglich. Ich will Menschen meine Werte mitgeben. Ich bin vor neun Jahren gestartet, mit vier Kindern und hohen Schulden. Inzwischen habe ich mir ein gutes Leben aufgebaut. Nun möchte ich Frauen, aber gern auch Männern, helfen, selbstbewusster zu werden, sich aus toxischen Beziehungen zu befreien, die emotionale Kontrolle zurückzugewinnen, sich selbst lieben zu lernen und sich das Leben ihrer Träume aufzubauen.
Und an wen richtet sich Ihr Buch?
An Frauen, die richtig gestrauchelt sind. Frauen, die keine Hoffnung haben. Frauen, die in schwierigen Lebenssituationen, in Lebenskrisen stecken. Das Buch heißt „Sei stärker als dein Mann“, das ist sehr provozierend. Aber es ist der Titel, den ich schon vor zwei Jahren im Kopf hatte, und mir war klar: entweder so oder gar nicht. Denn das Buch erzählt auch meine Lebensgeschichte.
Es geht um die toxische Beziehung, die gewaltvolle Ehe, in der ich zehn Jahre lang gelebt habe. Ich war emotional von einem Mann abhängig, der mir nicht gutgetan hat. Nun will ich anderen Frauen in der gleichen Situation helfen, wieder die Kontrolle über sich zu gewinnen und ein neues Leben zu beginnen.

Was Sie in dem Buch schreiben, kommt das alles von Ihnen oder haben Sie auch mit Experten gesprochen?
Nein, das ist alles von mir. Ich habe natürlich darüber nachgedacht, mit einer Co-Autorin zu arbeiten, und das Pro und Contra abgewogen. Aber letztendlich habe ich mich dafür entschieden, es allein durchzuziehen, weil sonst alles viel zu lange gedauert hätte. Ich habe viel Geld in das Buch gesteckt und habe zum Beispiel einen Kurs gemacht, um zu lernen, wie das überhaupt geht, wie ich eine Autorin werde. Man schreibt ja nicht einfach mal ein Buch, das ist gar nicht so einfach.
Hat es gut funktioniert?
Ganz ehrlich, ich hatte auch Phasen, da wollte ich wirklich alles hinwerfen wollte, weil es einfach wahnsinnig schwierig ist, ein Buch zu schreiben, wenn man alleinerziehend mit vier Kindern ist und Geld verdienen muss. Dazu kam: Es waren viele Leute mit im Boot und viele Köche verderben ja bekanntlich den Brei – genau so war es bei mir.
Ich bin dann an einen Punkt gekommen, an dem es einfach nicht mehr vorwärts ging, weil jeder eine andere Meinung hatte und dabei das, was ich eigentlich transportieren wollte, untergegangen ist. Ich hatte keine Entscheidungsfreiheit mehr, und dann habe ich auf mein Bauchgefühl gehört und entschieden: Ich mache das jetzt alles selber.
Und dann?
In wenigen Wochen war alles fertig und bei der Lektorin.
Sie haben erwähnt, dass das Reality-TV für Sie erst einmal passé ist. Haben Sie denn mal bereut, dass Sie bei „5 Senses For Love“ dabei waren?
Nein, ich habe das nie bereut. Ich bereue grundsätzlich nichts im Leben. Das sind alles Erfahrungen, die uns prägen. Und ich glaube, was mir passiert ist, hat mich sehr geprägt und meine Persönlichkeit geformt. Auch durch meine Fernseh-Erfahrung habe ich Erkenntnisse gewonnen, zum Beispiel, dass ich in die Öffentlichkeit gehöre und dort meine Lebensgeschichte erzählen möchte. Das ist mir damals klargeworden, obwohl das Format für mich ja nicht gut ausgegangen ist, ich also keinen Partner gefunden habe. Aber trotzdem war das Ganze lehrreich und hatte einen Mehrwert für mich.
Wie läuft es denn heute in Sachen Partnerschaft?
Das ist sehr schwierig bei mir. Es ist die eine Sache, bei der ich keinen Erfolg habe. Ich weiß nicht, woran es liegt, aber es sind sicher verschiedene Faktoren. Vielleicht sind es meine Ansprüche, vielleicht ist es, dass ich in Südbaden sehr ruhig lebe und die Partnerwahl hier recht schwierig ist … Ich habe seit der Show ein paar Männer kennengelernt, aber daraus hat sich nichts entwickelt.
Sind Sie glücklicher Single?
Sehr glücklich! Sehr zufrieden! Ich lebe das Leben meiner Träume, mir geht es gut und ich habe immer viel zu tun. Natürlich gibt es Momente, da bin ich ganz ehrlich, in denen ich eine Schulter zum Anlehnen brauchen könnte, in denen es schön wäre, einen Partner zu haben. Aber ich weiß auch ohne Mann etwas mit mir anzufangen. Ich habe noch so viele Ideen im Kopf, es gibt so viel, das ich umsetzen möchte. Eine Partnerschaft kann man nicht erzwingen, und es heißt ja: Unverhofft kommt ja oft.
Auf Instagram lassen Sie die Welt an Ihrem Leben teilhaben. Und das ist gut gefüllt. Wie schaffen Sie das alles?
Da ist viel Disziplin gefragt und Selbstbeherrschung. Ich bin eine lebensfrohe Frau, und obwohl ich eine schmerzhafte Vergangenheit habe, sehe ich überall Hoffnung. Und auch wenn es mir natürlich wichtig ist, durch meine Arbeiten meinen Kindern eine gute Zukunft zu ermöglichen, geht es in erster Linie auch um mich und mein inneres Kind. Das klingt vielleicht egoistisch.
Als Kind habe ich von einem guten Leben geträumt – das hatte ich lange nicht, aber jetzt habe ich die Möglichkeit, das Versprechen an mein jüngeres Ich zu erfüllen. Das treibt mich an. Wer immer nur etwas für andere tun, dem geht irgendwann die Kraft aus. Also ist es mir wichtig, etwas für mich selbst zu machen.
Und was ist das?
Ich nehme mir zum Beispiel das Recht raus, auch ohne die Kinder zu verreisen. Sogar bei meiner eigenen Mutter ecke ich damit an, sie sagt dann: „Du hast vier Kinder, bleib‘ doch mal zu Hause.“ Aber ich brauche diese Zeit für mich. Manchmal arbeite ich ein paar Wochen am Stück durch, bin um vier Uhr morgens wach, arbeite bis Mitternacht und schlafe nur vier Stunden am Stück. Danach nehme ich mir bewusst die Zeit, um zum Beispiel für zwei Tage allein zu verreisen, daraus schöpfe ich Kraft. Ich bin aber auch oft mit den Kindern unterwegs.
Allein mit vier Kindern, das ist sicher nicht einfach …
Es ist sogar verdammt anstrengend. Und ich würde lügen, wenn ich sage, es läuft alles mit Leichtigkeit. Nichts läuft mit Leichtigkeit. Es gibt Tage, da wird mir alles zu viel, da weine ich und streite auch mit den Kindern. Man muss Nein sagen können und Grenzen setzen, und man braucht Struktur – ich mache Wochenpläne, habe To-Do-Listen, da bin ich sehr zielstrebig.
Mit 36 haben Sie sich schon viele Träume erfüllt, aber genug haben Sie noch nicht, oder?
Nein, es gibt da noch ein paar Träume. Einer ist, eine Stiftung für autistische Kinder zu gründen oder mich an einer Stiftung zu beteiligen. Das möchte ich unbedingt noch umsetzen. Einer meiner Söhne ist Autist und er ist sozusagen mein Feuer, mein Warum, der Grund, wieso ich kämpfe.
Haben Sie auch einen ganz persönlichen Traum?
Ich möchte alle Länder dieser Erde entdecken. Reisen ist meine große Leidenschaft, dadurch ist meine Persönlichkeit aufgeblüht. Ich war bisher in 42 Ländern und 195 gibt es – da habe ich noch einiges vor … Mir ist auch wichtig, dass meine Kinder etwas von der Welt sehen. Auch, weil ich in meiner Ehe so eingeengt war und auf vieles verzichten musste. Reisen bedeutet für mich Freiheit.