Von einem Doppelleben ist dieser Tage oft die Rede, wenn über Florian Teichtmeister berichtet wird. Der österreichische Schauspieler, 43 Jahre alt, ist – besser gesagt: war – ein TV-Star. In seiner Heimat, aber auch in Deutschland. Drei Jahre lang war er als Staatsanwalt Dr. Viktor Huber in der Krimi-Serie „Die Chefin“ zu sehen, sechs Jahre lang als der auf einen Rollstuhl angewiesene Grazer Major Peter Palfinger in „Die Toten von Salzburg.“ Das ist oder war das eine Leben.

Das andere: Am 13. Januar 2023, es war ein Freitag, wurde bekannt, dass Teichtmeister wegen des Besitzes von Kinderpornografie angeklagt worden ist. Schon am 8. Februar soll in Wien der Prozess gegen ihn beginnen – Teichtmeister werde sich schuldig bekennen und übernehme die volle Verantwortung, teilte sein Anwalt Michael Rami mit. „Er war im gesamten Ermittlungsverfahren geständig und hat immer mit den Behörden kooperiert.“

Haftstrafe nicht ausgeschlossen

Laut Anklage soll Teichtmeister 58.000 Dateien mit pornografischen Darstellungen von Minderjährigen besessen haben. Zeitraum: mindestens zwischen Februar 2008 und August 2021. Die Kinder seien teilweise unter 14 Jahre alt gewesen, sagte eine Gerichtssprecherin. Teichtmeister droht wegen des Besitzes dieser Abbildungen eine Strafe von bis zu zwei Jahren Haft.

Sein Anwalt betonte, es handle sich um „ein rein digitales Delikt“, sein Mandant habe selbst keine strafbaren Handlungen gegen andere Personen begangen. Teichtmeister sei zudem seit zwei Jahren in psychologischer Behandlung, „mit deren Hilfe es ihm gelungen ist, seine seelischen Probleme aufzuarbeiten, die ihn zum Besitz der besagten Dateien gebracht hatten“.

Der Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister ist wegen des Besitzes von Kinderpornografie angeklagt.
Der Wiener Schauspieler Florian Teichtmeister ist wegen des Besitzes von Kinderpornografie angeklagt. | Bild: Florian Wieser/APA/AFP

Der Besitz dieser Dateien scheint jedoch noch nicht alles zu sein, das Teichtmeister – unabhängig vom anstehenden Gerichtsverfahren – vorgeworfen werden kann. In dieser Woche meldete sich die Schauspielerin Luise von Finckh, die an der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen Kommunikations- und Kulturwissenschaften studiert hat, zu Wort.

Auf Instagram schrieb die 28-Jährige: „Mir gegenüber hat sich dieser Kollege auch übergriffig verhalten. Darauf hingewiesen, hat er sich entschuldigt, wir haben uns trotzdem gut verstanden.“ Sie habe sich jedoch nur getraut, das Problem anzusprechen, weil sie sich als eine der Hauptdarstellerinnen der Produktion sicher gefühlt habe.

Nun fragt sie sich: „Wie konnte dieser Kollege erfolgreich arbeiten, obwohl er sich derart benommen, seine Frau misshandelt, Unmengen an kinderpornografischen Bildträgern besessen hat, und das, obwohl es diese Vorwürfe schon seit mindestens 2021 offiziell gibt?“ Ihr Fazit: „Da, wo Macht ist, gibt es Missbrauch.“ Das Problem sei „nicht ein einzelnes Arschloch, sondern das große Machtgefälle in der Kulturbranche“. Nur deshalb hätte er „so lange im Ungesehen und Unbestraften bleiben“ können.

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Dieses grundsätzliche Problem haben auch andere angesprochen, darunter Verena Altenberger, 35 Jahre alt, bekannt geworden als Kommissarin Elisabeth Eyckhoff im Münchner „Polizeiruf 110“. Sie machte auf Instagram nicht nur ihren Kolleginnen deutlich: „Ihr müsst professionell sein, viel arbeiten, Scheiß-Arbeitszeiten aushalten und viel Planungsunsicherheit, beruflich wie privat. Aber niemals, niemals, müsst ihr Sexismus, Machtmissbrauch, Mobbing oder sexuelle Belästigung aushalten. Niemals.“

Gerüchte um Teichtmeister gab es tatsächlich seit 2021. Auch wenn sein Name in den damaligen Berichten über Ermittlungen gegen einen prominenten Schauspieler wegen Körperverletzung, Drogen und Kinderpornos nicht fiel, soll in Österreichs Kulturbranche klar gewesen sein, um wen es geht. Dennoch bekam Teichtmeister weiter Rollen, soll gegenüber seinem Arbeitgeber, dem Wiener Burgtheater, die Vorwürfe sogar bestritten haben.

Teichtmeisters Karriere, so viel ist sicher, ist vorbei. Das Wiener Burgtheater entließ ihn mit sofortiger Wirkung an dem Tag, an dem die Anklage bekannt wurden. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen in Österreich nahm sämtliche Filme mit ihm aus dem Programm.

Der ORF nehme „mit sofortiger Wirkung“ Abstand von „Herstellung und Ausstrahlung“ von Produktionen mit Teichtmeister, hieß es kurz nach Bekanntwerden der Vorwürfe. Eine Kino-Kette verbannte zudem den Film „Corsage“, einen möglichen Oscar-Kandidaten mit Teichtmeister in der Rolle des Kaisers Franz Joseph, aus den Kinosälen.