Herr Rohde, Sie sind seit den 80er-Jahren Schauspieler, haben in unzähligen Filmen und TV-Formaten gespielt. Aber um das „Traumschiff“ hatten Sie bislang einen Bogen gemacht …

Produzent Wolfgang Rademann, der Erfinder des „Traumschiffs“, hatte mich schon vor vielen Jahren einmal gefragt. Ich meinte damals: „Das ist nicht mein Ding.“ Doch er antwortete: „Früher oder später kriegen wir euch alle.“

Rademann ist inzwischen verstorben, warum ließen Sie sich für die Folge, die am 1. Januar ausgestrahlt wird, dann doch anheuern?

Ich habe mich lange Zeit davor gedrückt, aber dieses Jahr bekam Uwe Ochsenknecht eine schöne Rolle im „Traumschiff“ angeboten und hat sich mich als Partner gewünscht. Da konnte ich nicht Nein sagen.

Uwe Ochsenknecht (rechts, als Sebastian Prinz) hat sich seinen Kollegen Armin Rohde (als Roman Schmidt) als Partner auf dem ...
Uwe Ochsenknecht (rechts, als Sebastian Prinz) hat sich seinen Kollegen Armin Rohde (als Roman Schmidt) als Partner auf dem „Traumschiff“ gewünscht. | Bild: Dirk Bartling/ZDF

Hätten Sie sich gewünscht, Sie hätten es gesagt?

Im Gegenteil, es war eine wunderbare Zeit. Zuerst haben wir eine Fahrt zwölf Tage durchs Mittelmeer gemacht. Und ich habe gemerkt, dass die Produktion wie eine Familie funktioniert: freundlich, solidarisch und gut eingespielt. Danach verbrachten wir noch eine Woche auf den Bahamas. Allerdings war es dort so tierisch heiß, dass ich am Ende froh war, wieder weg zu sein. Trotzdem kann ich mir gut vorstellen, das Ganze wieder zu machen.

Im „Traumschiff“ spielen Sie einen Mann, den ein zwielichtiger Investor um ein Vermögen gebracht hat. Welche Besitztümer spielen für Sie persönlich eine Rolle?

Mir ist wichtig, dass ich meine Leica-Kamera dabei habe. Solange ich die habe und eine warme Jacke und im Sommer eine kurze Hose mit Sandalen, sind die wichtigsten Voraussetzungen erfüllt. Ich fahre zum Beispiel kein Auto mehr, sondern leihe mir eines. Wenn ich mich zu Hause umschaue, dann sehe ich lauter Dinge, die ich mir für hart erarbeitetes Geld gekauft habe und von denen ich nur einen kleinen Teil nutze. Letzten Endes komme ich also mit relativ wenig Zeug aus.

Was sind Ihre Lieblingsmotive beim Fotografieren?

Ich habe ein Faible für Gruppierungen an Ampeln oder Bahnübergängen. Diese Leute haben eigentlich nichts miteinander zu tun, aber durch den Bilderrahmen treten sie in einen Kontext. Als Betrachter sieht man alle möglichen Beziehungen. Diese Leute, die ahnungslos an einer Bushaltestelle stehen, wissen nicht, ob sich nicht vielleicht in zwei Tagen ihre Kinder ineinander verlieben. Da gibt es Abermilliarden Möglichkeiten.

Ist es Schicksal oder Zufall, das diese Menschen zusammenführt?

Es ist beides. Ich bin fasziniert von der Quantenphysik und schaue endlos Sendungen über das Weltall oder Paralleluniversen. Wir wissen immer noch nicht, was Gedanken eigentlich sind. Sie können sehr viel bewegen, und doch sind sie nicht messbar. Ebenso wenig wissen wir, was mit uns passiert, wenn wir in unserer Sprache sterben. Sind wir nur weg? Werden wir kompostiert? Es gibt das Gesetz, dass keine Energie verloren geht. Also muss sie sich irgendwo anders manifestieren.

Eine Szene aus „Das Traumschiff – Bahamas“: Um sich an ihrem Fondsmanager zu rächen, freunden sich Roman Schmidt ...
Eine Szene aus „Das Traumschiff – Bahamas“: Um sich an ihrem Fondsmanager zu rächen, freunden sich Roman Schmidt (Armin Rohde, von links) und Sebastian Prinz (Uwe Ochsenknecht) mit seiner Freundin Natascha Sahin (Lena Meckel) an. | Bild: Dirk Bartling/ZDF

Welches Foto, das Sie 2022 geschossen haben, bedeutet Ihnen am meisten?

Das ist ein Schwarzweiß-Porträt von meinem Vater, das ich auch auf meiner Instagram-Seite gepostet habe. Er wurde am 24. November 88 Jahre, und er war immer ein Fels in der Brandung, ein Steher gegen den Wind. Er ist mein Vorbild in allen Höhen und Tiefen.

Aber Sie wollten offensichtlich nicht Bergmann werden wie er?

Ich hätte nicht das Zeug dazu gehabt. Mein Vater hat es fünf Jahre gemacht. Ich weiß, dass er drunter gelitten hat, aber auch stolz war, dass er Monate lang der Kohlenkönig war. Er konnte sehen, wie der Flöz läuft und die Kohle richtiggehend lesen. Auf diese Weise konnte er den Presslufthammer so ansetzen, dass er sofort eine Tonne losgebrochen hat.

Ich war mal mit ihm für eine Sendung in einem Museumsbergwerk und habe selbst mit einem Presslufthammer in einen Stollen hineingebohrt. Nach zwei Stößen blieb das Ding im Gestein hängen, dass ich es nicht wieder hinausbekommen habe. Er dagegen hat jeden Tag sechs Stunden mit diesem Ding in gebückter Haltung gearbeitet, und das alles in einer irren Hitze und Kohlestaub einatmend. Noch heute hat er am ganzen Körper Steinschlagnarben. Wenn man mich gezwungen hätte, eine Woche da zu arbeiten, hätte man mich anschließend in die Psychiatrie einfahren können.

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Im Dezember waren Sie auch in der jüngsten Folge Ihrer „Schnitzel“-Reihe zu sehen, in der Ihre Figur alles hinter sich lassen und einfach abhauen will. Haben Sie auch solche Anwandlungen?

Es gibt schon so Momente, wo mir wie jedem Erwachsenen Menschen Dinge über den Kopf wachsen und ich mir denke: „Leckt mich am Allerwertesten. Ich bin jetzt weg.“ Aber ich bin auch ein Steher und versuche die Aufgaben anzugehen, die mir das Leben stellt. Abhauen ist nicht mein Ding.

Was tun Sie, wenn Ihnen die Dinge über den Kopf wachsen?

Ich mache das so pragmatisch wie die tibetischen Schamanen. Die sind sehr handfest und praktisch. Die werfen da ein paar Tabakkrümel über die linke Schulter oder reiben eine Wurzel auf einen Stein, um damit die Geister herbeizurufen, die ihnen helfen, das Leben weiterhin gut erledigen zu können.

Und Sie müssen diese Geister auch beschwören?

Es gibt Tage, da sind sie automatisch da, Tage, an denen sie überhaupt nicht kommen wollen, und Tage, wo ich richtig dran arbeiten muss. Aber es ist auch ganz gut, immer wieder neue Anstrengungen an den Tag zu legen. Wahrscheinlich ist das unsere Aufgabe auf Erden, ständig ranzugehen und zu schauen: Wie kriege ich das nächste Ding gelöst?