Frau Tzschirner, müssen Sie Ihren Nachnamen eigentlich oft buchstabieren?
Ja, tatsächlich total oft. Meistens geht‘s aber schon beim Vornamen los … Das z bei Tzschirner ist wie ein stummes Batman-Zeichen – keiner hört‘s und deshalb weiß keiner, dass es da ist. Ich habe schon alle Schreibweisen gesehen: Tschirner, Tsirner, Schirner – sogar mal Schirmherr. (lacht) Übrigens geht der Name auf einen Fluss in Polen zurück.
Sie haben polnische Wurzeln?
Ja, die Familie meines Vaters kommt ursprünglich aus Polen.
Am 3. und 10. Januar 2020 jeweils um 20.15 Uhr zeigt die ARD zwei neue Filme aus der Reihe „Der Ranger“. Sind Sie eigentlich ein Naturmensch?
Oh ja! Ich bin zwar niemand, der gern zeltet, weil ich doch sehr auf Küchen und Badezimmer abfahre, aber ansonsten bin ich wahnsinnig gern draußen. Ich habe einen Hund, mit dem bin ich, wann immer es geht, jeden Tag viele Stunden draußen. Die Farbe Grün wirkt ja auch beruhigend aufs zentrale Nervensystem – das merke ich immer wieder. Wenn ich gestresst bin, gehe ich mit meinem Hund Gassi, oder ich gehe joggen, oder ich setze mich mit einem Kaffee auf eine Parkbank. Ich will auch ganz dringend, wenn ich mal groß bin, raus aufs Land ziehen. (lacht) Am liebsten in einen umgebauten Kuhstall, wo ich nur die Tür aufmachen muss und im Grünen bin. Das ist voll mein Ding!

Wo und wie leben Sie jetzt?
Ich lebe wieder in Bonn, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Die Stadt ist alles in allem sehr grün. Ich wohne zwar im Zentrum, aber in Spuckweite vom Rhein, direkt am Ufer. Zehn Minuten Fußweg und ich stehe mitten im Grünen! Ich brauche dort kein Auto, weil ich alles zu Fuß machen kann – und das liebe ich sehr.
In „Der Ranger“ spielen Sie die Wolfsbiologin Emilia Graf. Haben Sie dieses Mal wieder mit einem richtigen Wolf gedreht?
Nein, leider nicht. In den ersten beiden Filmen waren zwei Wölfe dabei – das war eine großartige Erfahrung. Ich bin ja sehr tieraffin und hatte mich im Vorfeld intensive mit Wölfen beschäftigt. Zum ersten Mal auf diese Tiere zu treffen, mit ihnen zu interagieren … Das sind ganz aufmerksame und ganz logisch agierende Tiere. Das merkt man, sobald man sie einfach mal in Ruhe anschaut. Da ist auch die Angst sofort weg, weil das Verhalten der Tiere absolut nachvollziehbar ist. Interessanterweise mögen Wölfe Frauen besonders gern, weil sie weibliche Stimmen als angenehm empfinden und auch die weichen Bewegungen als weniger bedrohlich. Sie reagieren nicht auf Dominanz, sondern auf Feinfühligkeit und Empathie – das finde ich sehr schön.
Ihre Figur, Emilia, ist ein durch und durch optimistischer Mensch. Verbindet Sie das mit ihr?
Auf jeden Fall! Das war etwas, das ich schon in der Rollenbeschreibung beim Casting ganz toll fand, dass sie so ein leidenschaftlicher und lebensbejahender Mensch ist und immer hundert Prozent gibt für etwas, das ihr wichtig ist. Sie ist gradlinig und stark ist – und das ist etwas, das mir total entspricht. Anders kann man den Beruf der Schauspielerin auch gar nicht ausüben, denn das ist ja so ein wahnsinnig unsicherer Job. Aber ich mache ihn, weil ich ihn liebe und weil es für mich keine Alternative gibt – da geht es mir wie Emilia mit den Wölfen.
Sie arbeiten ja nebenher als Barista in einem Café – weil Sie ein zweites Standbein haben wollten oder weil Sie das einfach gern machen?
Es ist beides. Tatsächlich kann ich mich seit ein paar Jahren wirklich nicht beschweren, weil ich echt gut beschäftigt bin und als Schauspielerin viel arbeiten darf. Ich hätte den Barista-Job deshalb finanziell nicht unbedingt immer gebraucht. Ich habe trotzdem weitergemacht, weil ich das Café liebe, weil ich das Team liebe und weil ich das auch wirklich gern mache. Dazu kommt: Ich habe ein ganz großes Sicherheitsbedürfnis – und die Schauspielerei ist ein sehr unsicherer Job, der, so sehr ich ihn liebe, dieses Sicherheitsbedürfnis nicht immer befriedigt. Ich bin zwar im Moment relativ regelmäßig bei „In aller Freundschaft“ dabei, aber das ist aufs Jahr gerechnet auch nicht die Masse an Drehtagen. Davon allein kann ich nicht leben. Und abgesehen davon weiß ich nie, wann der nächste Job kommt, ob zum Beispiel „Der Ranger“ weitergeht oder nicht. Mir tut es gut zu wissen, dass ich noch einen Job habe, der mich im Zweifelsfall auffängt.
Trinken Sie selbst auch gern Kaffee?
Und wie! Ich habe zu Hause eine richtig coole Siebträger-Kaffeemaschine. Die habe ich mir vor ein paar Jahren angeschafft, und die hat sich wirklich bewährt. Wenn ich zu Hause Kaffee trinke, dann zelebriere ich das richtig. Ich sitze aber auch total gern mit Freunden in Cafés – oder auch allein, dann lese ich oder beobachte Leute. Ich bin wirklich ein großer Kaffee-Enthusiast, ein richtiger Nerd. (lacht) Deshalb heißt mein Hund auch Cappuccino.
Kannten Sie Ihren Kollegen Philipp Danne, der in „Der Ranger“ die Hauptrolle spielt, eigentlich vor dem Dreh?
Nein, wir haben uns erst beim Casting kennengelernt. Philipp war schon besetzt und war dann mein Anspielpartner. Das war ein totaler Luxus, beim Casting mit demjenigen zu spielen, mit dem man dann auch später, sofern man die Rolle bekommt, spielen dürfte. Man weiß gleich: Stimmt die Chemie? Wir waren beide aufgeregt und haben gemeinsam vor Nervosität gezittert. (lacht) Aber wir haben uns gleich gut verstanden und offenbar ein richtig gutes Casting hingelegt.
Der Untertitel der Reihe lautet „Paradies Heimat“. Wie hat es Ihnen eigentlich gefallen, in der Sächsischen Schweiz zu drehen und die Region intensiv kennenzulernen?
Ich kannte die Gegend vorher gar nicht – ich hatte wirklich keine Ahnung, dass es so etwas Wunderschönes überhaupt gibt. Ich war wirklich total begeistert von der Sächsischen Schweiz. Allein morgens die Fahrt zum Set, wenn der Morgennebel noch über der Landschaft hängt und dann langsam die Sonne aufgeht über dem Elbsandsteingebirge …Ich habe dort zwei Monate im Hotel gelebt und habe mich richtig zu Hause gefühlt. Wenn die Reihe weitergeht, vielleicht wird die Sächsische Schweiz ja mein Sommersitz. (lacht)
Genießen Sie es, als Schauspielerin viel von der Welt oder zumindest von Deutschland zu sehen?
Auf jeden Fall. Man kommt als Schauspieler oft an Orte, die man unter normalen Umständen nie besuchen würde. Und dann hat man für kurze Zeit quasi ein anderes Leben, so wie ich in der Sächsischen Schweiz – mit einem anderen Alltag, mit anderen Kollegen, mit anderen Nachbarn.
In Cornwall kennen Sie sich nach drei Rosamunde-Pilcher-Verfilmungen ja auch schon ganz gut aus, oder?
Cornwall ist mittlerweile mein Lieblingsfleckchen Erde. Als ich ein Kind war, habe ich eigentlich alle Ferien in Wales verbracht, weil mein Vater dort gearbeitet und zeitweise gelebt hat. Ich bin also von jeher sehr eng mit Großbritannien verbunden. Und Cornwall ist einfach ein Traum. Das Meer, die Landschaft, die Menschen … (seufzt)
Man kennt Sie ja vor allem aus Formaten im „Wohlfühlfernsehen“. Ist das etwas, was Sie einfach gern machen?
Auf jeden Fall! Gerade bei „Rosamunde Pilcher“ oder auch bei „Der Ranger“ haben wir sehr schöne Drehbücher und erzählen Geschichten, die den Zuschauern ein gutes Gefühl geben. Das ist doch eine wunderbare Sache, den Menschen in ihrem möglicherweise stressigen Alltag einen Entspannungsmoment zu geben. Ich merke das auch an der Resonanz, dass das gut ankommt. Und wenn die Zuschauer sich freuen, freue ich mich auch. Aber natürlich möchte ich als Schauspielerin auch so vielseitig wie möglich arbeiten. Am Theater wurde ich früher immer für ganz andere Rollen besetzt als heute im Fernsehen. Da war ich nie die junge Liebende, sondern eher die Neurotische. So etwas würd‘ ich auch gern mal wieder machen.
Ihre Karriere hat bei „Sturm der Liebe“ begonnen. Hatten Sie bei Castings anschließend das Gefühl, dass Sie dadurch in einer Schublade gelandet waren?
Das zieht sich ja durch das ganze Filmgeschäft, dass die Menschen gern bei Bewährtem bleiben. Auch weil jede Produktion natürlich mit einem Risiko verbunden ist. Und wenn die Produzenten mich nur aus einer Rolle kennen, wissen sie natürlich nicht, ob ich auch was anderes kann. Deshalb bin ich immer wahnsinnig froh und dankbar, wenn ich Produzenten treffe, die Lust haben, ein Risiko einzugehen und mir die Chance geben zu zeigen, dass ich noch mehr kann. Die mich dann zum Beispiel in einem Krimi besetzen oder in einer unsympathischen Rolle. Grundsätzlich machen, glaube ich, alle Schauspieler die Erfahrung, dass es schwierig ist, genreübergreifend zu arbeiten. Da ist es eigentlich egal, in welcher Sparte man anfängt.

Sie haben sich damals am Set von „Sturm der Liebe“ ja verliebt …
Ja, das ging ratzfatz. (lacht) Ich war gerade Single – und dann hat der Blitz eingeschlagen. Wir haben noch ein paar Wochen lang überlegt, ob das wirklich funktionieren kann. Was, wenn das schief geht und wir dann trotzdem noch ein ganzes Jahr zusammenarbeiten müssen? Aber schließlich sind daraus viereinhalb Jahre geworden. Und es ging auch einfach nicht anders, wir hätten nicht voneinander lassen können. (lacht)
Ich habe gehört, Sie träumen davon, mal ein Road-Movie zu machen. Gibt es denn eins, in dem Sie gern mitgespielt hätten, wenn es das noch nicht geben würde?
Es gibt so wahnsinnig viele wunderbare Road-Movies …
Was reizt Sie denn an dem Genre?
Es vermittelt unheimlich viel Freiheit und ist dabei so reduziert. Da sind einer oder auch mehrere Menschen, unterwegs in einem Auto. Es geht nicht um einen Ort und auch nicht um das Ziel, sondern es geht um den Weg und darum, was mit einem Menschen passiert, wenn er unterwegs ist. Das ist so nah und so ehrlich, weil man aus dieser Situation nicht ausbrechen kann. Die Kamera kann zwar mal auf die schöne Landschaft schwenken, aber darum geht es in solchen Filmen nicht vordergründig. Es geht um diesen winzig kleinen Raum, in dem sich alle Gedanken und Gefühle abspielen, in dem auch mal gar nichts passiert und dadurch doch wahnsinnig viel. Die Möglichkeiten für einen Schauspieler sind endlos, weil alles immer in Bewegung ist. Man kann auf einer Autofahrt von Berlin nach München das ganze Spektrum der menschlichen Psyche spielen, das ist überhaupt kein Problem. Die besten und intensivsten Gespräche finden immer in einem Auto statt. Am besten bei Nacht, mit offenem Fenster.
Fahren Sie auch gern Auto?
Ja, ich setze mich tatsächlich gern mal nachts ins Auto, mache die Fenster auf und lasse mir vom Fahrtwind das Hirn durchpusten, um wieder Klarheit zu bekommen.
Ein anderes Hobby von Ihnen ist Poledance, stimmt‘s?
Ja, das stimmt, aber im Moment komme ich leider kaum noch dazu. Ich habe vor zwei Jahren damit angefangen, das ist ein spannender, aber echt harter Sport. Wenn man da nicht dran bleibt, ist man ganz schnell raus und muss wieder von vorn anfangen. Wenn ich dann zwei Monate unterwegs bin für „Der Ranger“, kann ich nicht trainieren. Da stehen zwar auch ein paar Laternenpfähle rum, aber das nützt leider nicht viel. Poledance fordert vom Körper eine ganz hohe Leistung, das ist sehr viel Technik und sehr viel Handwerk. Es ist ein aufregender Sport und auch sehr emanzipiert. Aber ich habe gemerkt, dass man, wenn man regelmäßig nicht zwei Mal die Woche trainiert, nicht wirklich weiter kommt. Das ist irgendwann einfach frustrierend. Aber mir macht es total viel Spaß und ich würde wirklich gern dabei bleiben.
Wenn Sie immer mal wieder über längere Zeit bei Dreharbeiten sind, nehmen Sie Ihren Hund dann mit?
Ich hätte Cappuccino in der Sächsischen Schweiz total gern dabei gehabt und habe wirklich hin und her überlegt, ob ich das organisiert bekomme. Es wäre für sie dort sicher ganz toll gewesen zum Gassigehen, aber ich hätte durch den Dreh keine Zeit für sie gehabt. Sie hätte dann also an einem fremden Ort im Wohnwagen oder im Hotelzimmer bleiben müssen – und das wäre für sie nicht schön gewesen. Da war es besser, sie zu meiner Mutter zu geben. Sie wohnt in der Nähe von Bonn auf dem Land – wenn sie nicht ab und zu Cappuccino hüten müsste, hätte sie sich längst einen eigenen Hund angeschafft. So ist es für uns alle der perfekte Kompromiss – meine Mutter hat hin und wieder einen Hund, Cappuccino hat Spaß und ich muss kein schlechtes Gewissen haben und kann in Ruhe arbeiten.