Sein Name ist Garber, Otto Garber, seine Markenzeichen sind die Wollmütze auf dem kahlen Schädel und die Berliner Schnauze. Otto ist gern ein bisschen ruppig, aber im Zweifelsfall der beste Freund und Partner, den man sich nur wünschen kann. Das macht ihn zum beliebtesten Berliner im deutschen Fernsehen, und das schon seit 25 Jahren: Garber ist der Star der im März 1994 gestarteten ZDF-Krimireihe „Ein starkes Team“.

Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) und Otto Garber (Florian Martens) vor einer Bustür.
Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) und Otto Garber (Florian Martens) vor einer Bustür. | Bild: Katrin Knoke

Bei einer derart langen Laufzeit lässt sich kaum vermeiden, dass zwischen Darsteller und Figur eine gewisse Annäherung stattgefunden hat. Florian Martens sieht gerade darin die Stärke der Rolle: „Ich höre oft, dass die Leute Otto mögen, weil er so glaubwürdig ist. Ich versuche, ihn so authentisch wie möglich zu spielen. Die Zuschauer spüren, ob ein Schauspieler bloß zeigen will, wie gut er ist, oder ob er ehrliche Arbeit abliefert.“

"Früher war mehr los"

Deshalb kämpft der gebürtige Berliner auch um die Figur. Er findet, „dass die Geschichten heute ein bisschen glattgebügelt wirken“, und vermutet, dass sei auch ein Preis des Erfolges: „Der Sender möchte jetzt am liebsten die schöne Quote pflegen und kein Risiko eingehen. Früher war in den Filmen mehr los, sie waren wesentlich lebendiger. In letzter Zeit gibt es zu viele Szenen mit vier braven Beamten in ihrer Dienststube, die sich gegenseitig über den Stand der Ermittlungen informieren.“

"Political Correctness ist nicht sein Ding"

Unter dieser Entwicklung leidet seiner Ansicht nach vor allem Otto: „Der war von Anfang an kein Bürotyp und hat öfter mal auf eigene Faust ermittelt; das ist heute deutlich seltener.“ Natürlich seien beide, der Otto und der Florian (mittlerweile 60), älter geworden und nicht mehr so agil wie vor 25 Jahren, „aber diese übertriebene ‚political correctness’ ist nach wie vor nicht Ottos Ding.“

Szene aus der neuen Folge "Erntedank": Manuela (Laura De Boer, l.) wird von Otto (Florian Martens, r.) über das Opfer ausgefragt. Ihr ...
Szene aus der neuen Folge "Erntedank": Manuela (Laura De Boer, l.) wird von Otto (Florian Martens, r.) über das Opfer ausgefragt. Ihr Ehemann Heiko (Kai Scheve, M.) ahnt etwas und unterbricht die beiden in ihrem Gespräch. Heiko scheint etwas zu verheimlichen. | Bild: Katrin Knoke

Der habe seine Zigaretten früher „beim Vietnamesen unter der Brücke gekauft und im Verhör auch mal zugeschlagen, wenn ihm der Kragen geplatzt ist.“ Dass Otto nicht mehr ständig rauchen soll, sieht Martens ein, „man hat ja eine Vorbildfunktion“, außerdem raucht er selbst schon seit Jahren selbst nicht mehr, „aber wenn sich die Figur weiter anpassen muss, wird sie irgendwann unglaubwürdig.“ Er betrachtet es als daher als seine Aufgabe, „darauf zu achten, dass Otto seine Ecken und Kanten nicht völlig verliert, schon aus Eigennutz, damit es auch weiter Spaß macht, die Figur zu verkörpern.“

Absacker an der Bar

Filmreif ist auch die Geschichte, wie der Schauspieler einst die Rolle bekommen hat: Kollege André Hennicke hatte zur Eröffnung seiner Kneipe eine Party gegeben. „Nachts um zwei, ich war schon nett zurechtgemacht, wie man bei uns sagt, will ich an der Bar noch einen Absacker nehmen, da spricht mich jemand an. Wir plaudern ein bisschen über Gott und die Welt, dann geht jeder wieder seiner Wege.“

22 Jahre lang zusammengearbeitet

Am nächsten Tag rief Martens' Agentin an und beglückwünschte ihn zur Rolle des männlichen Hauptdarstellers in der neuen ZDF-Reihe „Ein starkes Team“: Der Mann an der Bar war der Regisseur, der ihn unter die Lupe nehmen wollte. Jetzt wurde ihm auch klar, warum Maja Maranow, die ebenfalls auf der Party war, immer wieder zu ihm rüber schaute. Damals konnten beide noch nicht ahnen, dass sie 22 Jahre lang zusammenarbeiten würden.

Kein Traumjob

Auch wenn den meisten Menschen zu Florian Martens als erstes „Ein starkes Team“ einfallen dürfte: Der Berliner hat in rund hundert weiteren Filmen und Serienepisoden mitgewirkt, darunter auch in den Dieter-Wedel-Mehrteilern „Der Schattenmann“, „Der König von St. Pauli“ und „Die Affäre Semmeling“. Mittlerweile bleibt bei bis zu fünf „Team“-Episoden pro Jahr aber kaum noch Zeit für andere Engagements. Dabei war Schauspieler gar nicht sein Traumjob: „Ich wollte eigentlich Berufsreiter zu werden, aber dafür war ich zu groß und zu schwer“; also wurde er Baumaschinist.

Spross einer Schauspielerfamilie

Nach einigen Jahren „auf Montage“ und positiven Erfahrungen in einem Arbeitertheater hat er sich bei der Schauspielschule Ernst Busch beworben und wurde gleich genommen. Kein Wunder: Martens stammt aus einer Schauspielerfamilie. Seine Mutter Ingrid Rentsch gehörte zum Ensemble der Volksbühne, sein Vater war Wolfgang Kieling, einer der populärsten Filmschauspieler der westdeutschen Nachkriegsjahrzehnte. Richtigen Kontakt hatten die beiden aber erst, als der Vater erfuhr, dass der Sohn in seine Fußstapfen treten wollte. Das war 1983; zwei Jahre später ist Kieling gestorben.

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