Feuer im Kunsthaus Zürich. Wasser infolge Starkregens in der Fondation Beyeler in Riehen. Das Feuer brach Anfang August im Packraum des Altbaus aus. Glücklicherweise waren keine Kunstwerke im Raum. Wegen der Klimaanlage war jedoch Rauch in den Altbau gedrungen, dabei hatte sich Ruß angesammelt. 400 Gemälde und Skulpturen waren betroffen. Der Altbau bleibt wegen Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten bis zum Jahresende geschlossen.
Kunsthaus Zürich
Unbeschadet blieb das neue Chipperfield-Gebäude, das durch einen unterirdischen Gang mit dem Altbau verbunden ist. Daher konnte die Ausstellung mit Werken von Niki de Saint Phalle (1930-2002) planmäßig eröffnet werden. Die Retrospektive zeigt mit etwa 100 Exponaten das Schaffen der Ausnahmekünstlerin, die durch ihre „Nanas“ bekannt wurde (bis 08.01.2023).
Ebenfalls im Neubau wird „Aristide Maillol. Die Suche nach Harmonie“ präsentiert. Die Überblicksausstellung mit über 200 Werken situiert den französischen Bildhauer (1861–1944) im Kontext seiner Zeit. Gemälde von prominenten Zeitgenossen ergänzen die Ausstellung (07.10.-22.01.2023, http://www.kunsthaus.ch).
Fondation Beyeler
Präventiv blieb auch das Museum der Fondation Beyeler für einige Tage geschlossen, um mögliche Schäden am Gebäude und an den Kunstwerken zu untersuchen. Alle Werke, die im Rahmen der Ausstellung „Mondrian Evolution“ (bis 09.10.2022) gezeigt werden, blieben unversehrt, ebenso die der Sammlung, die etwa 400 Werke bedeutender Künstler des 19., 20. und 21. Jahrhunderts umfasst.
Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens holt die Fondation die Meisterwerke der Sammlung aus dem Depot (Oktober 2022 bis Januar 2023). Außerdem wird die Installation „Palimpsest“ der kolumbianischen Künstlerin Doris Salcedo präsentiert. 1958 in Bogotá geboren, beschäftigt sich Salcedo in Objekten, Skulpturen und Interventionen mit den Auswirkungen von Gewalt und Ausgrenzung (09.10.-29.01.2023, http://www.fondationbeyeler.ch).

Kunstmuseum Basel
Nach Basel: Im Sommer 1939 gelang es dem damaligen Direktor des Kunsthauses, Georg Schmidt, 21 Meisterwerke zu erwerben. Diese waren im Zuge der nationalsozialistischen Kulturpolitik als „entartet“ diffamiert und aus den deutschen Museen entfernt worden. Die Schau „Zerrissene Moderne“ beleuchtet diesen Moment der Basler Sammlungsgeschichte (22.10.-19.02.2023).
Im Museum für Gegenwartskunst wird mit „Fun Feminism“ zugleich ein Defizit der Sammlung diskutiert: Werke von Künstlerinnen sind darin untervertreten. Allerdings haben bereits Arbeiten von Künstlerinnen Eingang in die Sammlung gefunden. Eine Auswahl derer Werke bildet den Dreh- und Angelpunkt der Ausstellung (24.09.-19.03.2023, http://www.kunstmuseumbasel.ch).
Museum Reinhart Winterthur
Bleiben wir in der kunstfreundlichen Schweiz: Das Winterthurer Museum Reinhart am Stadtgarten zeigt „Kunst und Krieg. Von Goya bis Richter“. Im Zentrum der Ausstellung stehen druckgrafische Serien, die sich durch die Jahrhunderte immer wieder als probates Medium der Kriegsdarstellung bewährt haben (08.10.-12.2.2023, http://www.kmw.ch).
Kunstmuseum St. Gallen
Das Kunstmuseum St. Gallen widmet sich dem Werk von Grace Schwindt aus Offenbach. Die Künstlerin verwendet für ihre Installationen Bühnenbilder mit theatralischen Elementen, skulpturalen Kostümen und Requisiten (17.09.-05.02.2023, http://www.kunstmuseumsg.ch).
Kunsthaus Bregenz
Kunst vorn Frauen: Im nahen Bregenz in Vorarlberg zeigt das Kunsthaus das Werk der in Ägypten geborenen Anna Boghiguian. Sie malt Figuren auf Kartons, daraus bilden sich Szenen und Gruppen räumlicher Bilder, die als schwebende Mobiles von der Decke hängen oder als Szenografien auf dem Boden stehen (22.10.-22.01.2023, http://www.kunsthaus-bregenz.at).

Kunstmuseum Stuttgart
Feuer und/oder Wasser – davon sind die Kunsthäuser hierzulande bisher verschont geblieben. Noch ist allerdings unklar, ob Corona nicht doch die eine oder andere Ausstellung infiziert, verängstigtes Publikum von einem Besuch abhält, trotz tollen Angeboten: Das Kunstmuseum Stuttgart zum Beispiel gibt der jungen deutschen Fotografin Hanna J. Kohler eine Chance, ihr Werk auszustellen. Kohler befasst sich mit den Themen der Selbst- und Fremdwahrnehmung, den Erscheinungsformen von Weiblichkeit, der sozialen Wahrnehmung und gesellschaftlichen Rollenbildern (29.10.-17.09.2023, http://www.kunstmuseum-stuttgart.de).
Staatsgalerie
Wer klassische Moderne bevorzugt, der sollte sich den Termin der Ausstellung „Glitzer und Gift der Zwanziger Jahre. Georg Grosz in Berlin“ in der Staatsgalerie Stuttgart notieren. Die Schau präsentiert 100 Werke des Künstlers (1893-1959). Der Schwerpunkt liegt auf Arbeiten, die Grosz zwischen 1917 und 1933 in der Metropole geschaffen hat (18.11.-26.02.2023). Ein Termin weit weg, aber schon jetzt eine Notiz wert: „Amedeo Modigliani“. Die Staatsgalerie zeigt 100 Gemälde und Papierarbeiten des Italieners und stellt ihnen Werke aus dem Pariser Umfeld gegenüber (24.11.2023-17.03.2024, http://www.staatsgalerie.de).
Tübingen, Ravensburg, Singen und Baden-Baden
Die Kunsthalle Tübingen setzt auf eine emotionale Themenausstellung. Mit „Sisters & Brothers“ soll die Geschwisterbeziehung in der bildenden Kunst dokumentiert werden (18.11.-16.04.2023, http://www.kunsthalle-tuebingen.de). Warum auch nicht.
Das Frieder-Burda-Museum in Baden-Baden zeigt Werke der Sammlung im Dialog mit künstlichen Wesen. Mit „Transformers“ wagt das Museum ein Experiment und transformiert selbst in eine hybride Versuchsanordnung (03.12.-30.04.2023, http://www.museum-frieder-burda.de).
Und noch zwei Tipps aus „the Länd“: Das Kunstmuseum Ravensburg feiert den Expressionisten Carl Lohse (1895-1965). Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt bei Gemälden aus Lohses wichtigster Schaffensphase, seinem Frühwerk (19.11.-05.03.2023, http://www.kunstmuseum-ravensburg.de).
Während das Kunstmuseum Singen Jürgen Palmtag mit einer Retrospektive ehrt. Palmtag gilt als einer der interessantesten zeitgenössischen Vertreter eines konzeptuellen Zugangs zur Zeichenkunst (01.10.2022-20.11.2023, http://www.kunstmuseum-singen.de).
Pinakothek der Moderne
München leuchtet, was Kunst angeht. Aus der Vielzahl der Angebote in diesem Kunstherbst greifen wir – zugegeben – etwas willkürlich die Pinakothek der Moderne und ihre Max-Beckmann-Schau heraus. Die monografische Ausstellung widmet sich erstmals dem Thema der Reise, das für Beckmann (1884–1950) in einem biografischen wie symbolischen Sinn von existenzieller Bedeutung war.
Etwa 100 Werke aus bedeutenden privaten und öffentlichen Beckmann-Sammlungen zeigen die Bandbreite der Bildmotive und -ideen des Reisens und ergänzen den größten europäischen Gemäldebestand Beckmanns, der sich in der Sammlung Moderne Kunst befindet (25.11.-12.03.2023, http://www.pinakothek-der-moderne.de).
Kunst aus Konstanz in Berlin
Last, but not least ein Hinweis auf Tabea Blumenschein (1952-2020), die ihre Karriere an der Bodensee-Kunstschule begann, und die Konstanzer Filmemacherin Ulrike Ottinger: Die Berlinische Galerie zeigt das „Zusammenspiel“ der beiden Künstlerinnen, Zeichnungen von Blumenschein und frühe Fotografien von Ottinger (bis 31.10., http://www.berlinischegalerie.de).