Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch (1911-1991, „Homo Faber“) notierte einst Fragen, die auch den klügsten Kopf in Verlegenheit bringen. Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp-Verlags, in dem der Fragebogen erschienen ist, lassen wir regelmäßig prominente Persönlichkeiten auf einige der Fragen antworten – heute ist der Schriftsteller Markus Orths an der Reihe.
Wie viel Geld möchten Sie besitzen?
98 Millionen 765 Tausend 432 Euro und 10 Cent. Das dürfte reichen, oder? Kontonummer folgt.
Wissen Sie in der Regel, was Sie hoffen?
Kann man etwas hoffen, ohne zu wissen, worauf man hofft? Kann Hoffnung ein inhaltsloser, allgemein wabernder Zustand sein? Ein diffuses Gefühl? Ich finde es schwer, rein gedanklich die Hoffnung vom Worauf zu trennen. Darüber müsste ich erst einmal länger nachsinnen.
Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?
Die Hoffnung, leichter als 90 Kilo zu werden. Denn ich hoffe es nicht mehr, ich weiß, dass ich es schaffe. Nur noch ein Kilo! Go!
Halten Sie Geheimnislosigkeit für ein Gebot der Ehe oder finden Sie, dass gerade das Geheimnis, das zwei Menschen voreinander haben, sie verbindet?
Weder noch. Aber man bedenke: Es gibt immer auch Geheimnisse, die man vor sich selber hat. Niemand kennt sich ganz genau bis in die finstersten Schlünde seines Ich. So etwas wie Geheimnislosigkeit gibt es nicht, weder für den Einzelnen noch in der Ehe.
Was ertragen Sie nur mit Humor?
Die Abstrusitäten des Daseins: zum Beispiel Familienurlaube, den kommenden Tod, Rezensionen, das Einerlei der Wiederholung, Sex, die Frage nach dem Sinn des Seins, das tägliche Hochwälzen des Felsens, sämtliche Verkehrsminister.
Verändert im Alter sich der Humor?
Oja! Und wie! Ein Unterschied: Man stört sich nicht mehr daran, dass Witze einen Bart haben. Mein Vater konnte im Alter seine Sprüche und Witze hundert Mal von sich geben und immer noch darüber lachen wie beim ersten Mal.
Können Sie sich eine menschliche Existenz (das heißt: die Erste Welt) überhaupt noch vorstellen ohne Computer?
Das muss ich googeln.
Wie alt möchten Sie werden?
Ich werde 98. Das ist eine mathematische Gewissheit. Großvater = 62. Vater = 80. Sohn = 98. Immer 18 Jahre mehr. Logisch, oder?
Haben Sie Angst vor dem Tod und seit welchem Lebensjahr?
Das ist mein Lebensthema. Ich bin ein paar Mal dem Tod von der Schippe gesprungen, und es gibt auch eine unveröffentlichte Geschichte namens Schippensprünge. Das erste Mal mit fünf Jahren. „Wenn ich jetzt nicht ins Krankenhaus komme, muss ich sterben“, sagte ich ganz ruhig zu meiner Mutter. Blinddarmdurchbruch. Rettung: 20 Minuten vor dem Exitus. Seitdem ist der Tod ein kleiner-großer Vogel, der mir auf der Schulter hockt.