Dass Filme in Deutschland unter einem anderen Titel in die Kinos kommen als in den USA, ist keine Seltenheit, doch im Fall von „Le Mans 66 – Gegen jede Chance“ ist die Diskrepanz besonders frappierend. Der Originaltitel nämlich lautet „Ford vs. Ferrari“, und dass bei uns auf diese prominenten Markennamen auf dem Filmplakat verzichtet wird, kann eigentlich nur ein Hinweis auf rechtliche Bedenken in Richtung Copyright oder Schleichwerbung sein. Wobei es letztlich fast egal ist, denn eines machen beide Titel unmissverständlich klar: Hier geht es um schnelle Autos.
Genauer gesagt geht es um zwei Männer, die in den 1960er Jahren mit eben diesen Autos zu tun haben. Der Amerikaner Carroll Shelby (zurückgenommen: Matt Damon), selbst Rennfahrer und inzwischen Sportwagen-Konstrukteur, wird von Henry Ford II. (Tracy Letts) beauftragt, einen Wagen zu bauen, mit dem die Firma endlich die Rennsport-Vorherrschaft der italienischen Konkurrenz von Ferrari brechen kann. Dafür engagiert er den britischen Rennfahrer Ken Miles (Christian Bale), der mit seiner eigenwillig-hitzigen Art eher ein Außenseiter der Branche ist. Doch gemeinsam gelingt den beiden 1966 mit dem neu geschaffenen Ford GT40 beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans das schier Unmögliche.
Dass Regisseur James Mangold und seine Mit-Autoren sich in „Le Mans 66“ weniger auf die eigentliche Rivalität im Kern der Geschichte konzentriert, hebt den Film durchaus ab von vergleichbaren Werken des Genres. Vielmehr steht hier die unerwartete, von Sympathie geprägte Zusammenarbeit zweier Individualisten im Zentrum – und Mangolds detailversessene Rekonstruktion einer untergegangenen Motorsport-Ära.
Die ebenso eindringlichen wie ausführlichen Rennszenen, die sehenswert die Gefährlichkeit und Anstrengung dieses Sports einfangen und auf Kamera- und Tonebene bemerkenswert umgesetzt sind, sind die große Stärke von „Le Mans 66“, tragen aber auch zu einer unnötig langen Laufzeit von über zweieinhalb Stunden bei. Und so überzeugend der Film in der technischen Umsetzung ist, gerät er doch dramaturgisch ein wenig ins Straucheln.
Die Rolle von Miles‘ Ehefrau Mollie (gespielt von Catriona Balfe) etwa ist undankbar ausgearbeitet, und vor allem vermittelt sich kaum je ein wirkliches Gespür dafür, was die beiden Protagonisten eigentlich antreibt. So richtig auf ihre Kosten kommen vor allem die Zuschauer, die ohnehin etwas übrig haben für laut röhrende Motoren.
Abspann
Regie: James Mangold
Darsteller: Christian Bale, Matt Damon, Catriona Balfe, Josh Lucas
Produktionsland: USA 2019
Länge: 153 Minuten
FSK: ab 12 Jahre