Ab und zu muss man mit Kindern Tacheles reden. Die Welt besteht schließlich nicht nur aus Spiel, Spaß, neuen Smartphones und ab und zu einem lästigen Vokabeltest. Man kann das Abendessen in der Familie ruhig auch einmal zum politischen Gespräch nutzen, zumindest versuchen zu erklären, was in der Welt so los ist. Warum es zum Beispiel so erschreckend ist, dass es wieder antisemitische Tendenzen gibt in Deutschland. Überhaupt: das Judentum. Kinder und Jugendliche kommen damit in der Regel nur im Geschichts- und Religionsunterricht in Berührung. Und aufgrund der schrecklichen Geschichte ist es nun mal so, dass man kaum Juden kennenlernt in Deutschland. Bei allem Gerede um die christlich-jüdischen Wurzeln: Wer kennt schon noch jüdische Musik, jüdisches Essen, jüdische Witze – oder jüdische Begriffe, wie zum Beispiel „Tacheles“? Derzeit sind „Jüdische Kulturwochen“ rund um den See. Eigentlich keine Reihe aus dem Familienprogramm. Dennoch: Für größere Kinder und Jugendliche bietet die Lesung mit Beni Frenkel am Sonntag, 27. Mai, im Konstanzer Wolkensteinsaal einen ganz anderen Blick auf jüdischen Alltag: „Gar nicht koscher. Vom täglichen Schlamassel als Jude durchs Leben zu gehen“ verspricht viel mehr eine Menge guter Unterhaltung.
Dass Kinder in den Ferien nicht kulturverwahrlosen, dafür sorgt in Konstanz ansonsten das Theater, das für alle Altersklassen etwas auf die Bühne bringt, allem voran eine „Ferienwerkstatt“ unter dem Motto „Der Blick von unten“. Da dürfen Sieben- bis Zwölfjährige mal in die Rollen der Großen in einer Stadt schlüpfen. Gespielt wird außerdem für die ganz Kleinen „Der Mond und das Boot“, poetisches Theater um erfüllbare und unerfüllbare Wünsche (27. Mai, Werkstatt). Für Jugendliche unter Umständen auch interessant: „Du bist meine Mutter“ (23. Mai, Werkstatt), das die Demenzerkrankung der Mutter in ein Einpersonenstück packt, das Freundschafts-Stück „Rut – die Freundin der Lieblichen“ (29. Mai, Werkstatt) oder die Wiederholung des Musicals „Jesus Christ Superstar“ (25. Mai; Theater). Ansonsten könnte man die freien Tage auch für kulturelle Ausflüge nutzen. Nach Meersburg zum Beispiel, wo am Mittwoch, 23. Mai, wieder eine Kinderstadtführung angeboten wird und am Donnerstag 24. Mai, eine Schlosskostümführung für Kinder auf dem Programm steht. Vollends historisch wird es dann am Wochenende beim mittelalterlichen Treiben auf der „Belebten Burg“.
Wer klassische Musik mag und schon größere Kinder hat, für den sei als Spezialität die „Lindauer Marionettenoper“ empfohlen, die in der kommenden Woche das „Weiße Rössl“, die „Zauberflöte“ und den „Barbier von Sevilla“ auf dem Programm hat. Ein besonderes Ferienprogramm gibt es für Mädchen in Singen: Elf bis 14-Jährige können sich beim Fotoworkshop „Typisch Mädchen?“ ausprobieren – und aus ihrer Perspektive mit Klischees aufräumen (28.-30. Mai).