Siegbert Kopp

Herr Bollon, was ist Ihnen bei der ersten Lektüre von "Hulda" durch den Kopf gegangen?

So ein tolles Stück, wieso kennt das keiner? Wieso wird es nie gespielt? Das müssen wir unbedingt spielen.

Was war die größte Schwierigkeit bei der Inszenierung?

Das Stück wurde zur Lebenszeit des Komponisten nur unvollständig gespielt und vor allem unvollständig bzw. mit großen Kürzungen gedruckt. Die Lücken zu füllen, war die schwierigste Aufgabe und auch eine notwendige. Es ging hier nicht darum, den „Willen“ des Komponisten posthum zu verwirklichen oder Werktreue zu beweisen. Die zu Lebzeiten des Komponisten gestrichenen Teile sind wesentliche Teile der Geschichte. Sie offenbaren auch eine ganz andere Stilistik und ein anderes Theaterverständnis, als in der Zeit des Komponisten in Frankreich erwartet und gängig war. Das Werk hatte also das Potenzial zu einer kleinen Revolution in der französischen Opernszene. Dieses Potenzial muss den Verleger ziemlich aufgeschreckt haben. Daher hat der damalige Verleger das Werk kastriert.

Warum sollen wir reingehen?

Weil es ein grandioses Stück Musiktheater ist und man es nicht so schnell wieder wird erleben können.

Der stärkste Satz des Abends?

Da es um Oper geht, würde ich vom stärksten musikalischen Teil sprechen. Es gibt nicht nur einen: den großen Männerchor im zweiten Akt, den Trauerchor im zweiten Akt, die großen Liebesduette im dritten und vierten Akt. Also Stoff genug für einen starken Opernabend.

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