Der Fall der Freiburger Gruppenvergewaltigung hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Jetzt steht er offenbar wenige Wochen vor der Gerichtsverhandlung. "Spätestens im April" dürfte der Prozess vor dem Freiburger Landgericht beginnen, sagte die Erste Staatsanwältin Martina Wilke dem SÜDKURIER auf Anfrage.
Die Staatsanwaltschaft hat bereits gegen zwei Männer Anklage vor der Jugendkammer erhoben, die an dem Missbrauch beteiligt gewesen sein sollen, sowie gegen einen dritten Beschuldigten, der an der Tat selbst nicht beteiligt gewesen sein soll. Ihnen wird Vergewaltigung, unterlassene Hilfeleistung und illegaler Handel mit Drogen vorgeworfen. Gegen acht weitere Tatverdächtige wird noch ermittelt.
Grausame Tat
Der Fall war Ende Oktober bekannt geworden. Bei einer Diskothek in der Hans-Bunte-Straße im Freiburger Industriegebiet sollen mehrere Männer eine 18-Jährige vergewaltigt haben. Die junge Frau stand offenbar unter Einfluss von Drogen. Gemeinsam mit dem Hauptverdächtigen Majd H. hatte sie den Polizeiangaben zufolge die Diskothek verlassen und war in einem naheliegenden Gebüsch zunächst von ihm vergewaltigt worden, bevor sich seine Mittäter an der 18-Jährigen vergingen.
Angeklagt hat die Staatsanwalt zwei 22-jährige und einen 23-jährigen Syrer. Die beiden der Vergewaltigung Beschuldigten sitzen in Untersuchungshaft. Alle drei sollen bereits im September 2017 eine damals 19-Jährige gemeinsam in der Wohnung einer der Angeklagten vergewaltigt haben.

Dem 22-Jährigen werden weitere Straftaten vorgeworfen, darunter gefährliche und vorsätzliche Körperverletzung, ein versuchter sexueller Übergriff sowie exhibitionistische Handlungen. Der 23-Jährige wird zudem beschuldigt, im Besitz von Drogen gewesen zu sein.
Zu den drei Angeklagten dürfte auch der 22-jährige Majd H. zählen (zur Tatzeit 21 Jahre alt), der bereits vor der Tat als Intensivtäter gehandelt wurde und wenige Tage vor der Gruppenvergewaltigung wegen eines Drogendelikts per Haftbefehl gesucht wurde, aber nicht dingfest gemacht werden konnte.
Nach einem elften Verdächtigen sucht die Polizei nach wie vor. "Wir wären froh, wenn wir ihn schon hätten", sagt Laura Riske, Sprecherin des Freiburger Polizeipräsididums. Ein Phantombild des Gesuchten führte bislang nicht zu brauchbaren Hinweisen.
Ein Zeuge habe den Mann beschrieben – ihm seien die bisherigen zehn Tatverdächtigen gezeigt worden, aber der Aussage des Zeugen nach sei der Gesuchte nicht dabei gewesen. "Deshalb gehen wir von einem elften Täter aus", betonte Rikse. Nach wie vor seien 13 Ermittler mit dem Fall befasst.
Die Polizei befrage nach wie vor Angestellte, Gäste und Menschen aus dem Umfeld in der Tatnacht. "Die Ermittlungen verlaufen sehr dynamisch", sagte Riske.
Schwierige Spurenlage
Auch das Landeskriminalamt sei nach wie vor mit der Auswertung der Spuren befasst. Riske sprach angesichts der Vielzahl der Tatverdächtigen von einer "schwierigen Spurenlage". Ob es DNA-Spuren von dem möglichen elften Beteiligten gibt, wollte die Sprecherin nicht sagen.

Noch sei deshalb nicht absehbar, wann die Ermittlungen abgeschlossen seien. Staatsanwältin Wilke ging dagegen davon aus, dass die Ermittlungen gegen die übrigen acht Männer in Untersuchungshaft "in den nächsten Wochen zu erwarten" sei.