Polizeipräsidium Konstanz und Narrenverbände im Clinch. Vereine aus der Region äußern Verständnis für die Polizei, hätten sich aber bei der Kommunikation mehr Fingerspitzengefühl gewünscht
von Nathalie Göbel, Roland Sprich, Norbert Trippl und Roland Dürrhammer
Jede Form von Fasnacht solle im Keim erstickt werden, selbst ein wenig Narretei unter Corona-Bedingungen stehe unter massiver Beobachtung: Das Vorgehen des Polizeipräsidiums Konstanz hat drei mächtige Narrenpräsidenten zu einer beispiellosen Reaktion veranlasst. Die Polizei ist irritiert und entgegnet: Wir machen einfach unseren Job.
Nach Gipfelkonferenz herrscht die große Ernüchterung: Auch kleinere Aktionen, wie Narrenbändel aufhängen, dürfen laut Gesetzeshüter nicht stattfinden. Sie verweisen auf die Corona-Verordnungen, die auch Ausgangssperren regeln. Bei Verstößen drohen Bußgelder.
30.300 Klicks wurden beim zweiten virtuellen Narrentag der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee gezählt. Diese hatte aus den Problemen mit überlasteten Servern bei der Premiere in Owingen gelernt. Beim Narrentag in Hoppetenzell klappte alles wie am Narrenbändel.
Fast alle offiziellen Veranstaltungen der Fasnacht fallen in diesem Jahr Corona-bedingt aus – die Fasnacht gibt es aber trotzdem. Elf Narren der Region erzählen in der Serie, wie sie Fasnet feiern – heute mit NVHB-Präsident Rainer Hespeler
Der virtuelle Narrentag der Froschzunft Hoppetenzell beginnt bereits morgens, da es bei der zurückliegenden Veranstaltung in Owingen einen großen Ansturm gab
Die Narren haben es besonders schwer in diesen Tagen. Noch vor elf Monaten war alles wie gewohnt: Die Narretei war auf ihrem Höhepunkt. Kein Wochenende ohne Narrentreffen, Umzüge und närrische Saalveranstaltungen. Doch Corona wirft auch über die fünfte Jahreszeit ihren Schatten. Die umtriebigen Mitglieder der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee (NVHB) wollten sich ihre närrischen Tage dennoch nicht nehmen lassen: Sie, allen voran ihr Präsident Rainer Hespeler, organisierten kurzerhand ein virtuelles Narrentreffen.
Weil wegen Corona keine Präsenzveranstaltungen stattfinden können, lädt die Froschzunft Hoppetenzell ins Internet ein. Teilnehmer können von zuhause aus Bilder und Grüße einschicken.
Feiern daheim im Narrenhäs mit Sekt, Bier oder Saft, Bratwurst und Berlinern. 120 Narrenzünfte mit 35.000 Mitgliedern der Vereinigung Hegau-Bodensee und ihre Freunde sollen mitmachen und den Fasnet-Spaß miteinander teilen – über das Internet auf der Homepage der Narrenvereinigung. Bei den virtuellen Narrentagen in Owingen und Hoppetenzell sind lustige Fotos, Fasnetverse und viel weiteres Spaßiges gefragt, damit die Narren auf eine völlig andere Weise als gewohnt drei Stunden lang gemeinsam feiern können.
Ein Jahr ohne Fasnacht wäre kein gutes Jahr, finden die meisten Narren im Hegau. Doch es ist Kreativität gefragt, damit es ansatzweise so närrisch wird wie sonst. Einige Aktionen sollen virtuell stattfinden, so auch die Narrentage in Hoppetenzell und Owingen. Der Präsident der Narrenvereinigung Hegau-Bodensee erklärt, warum eine kleine Fasnacht so wichtig ist und was aktuell geplant ist.
Unter dem Motto „Wir brauchen ein Dach über dem Kopf“ sammelt das Fasnachtsmuseum Schloss Langenstein Spenden. Zu Weihnachten bekommen sie Unterstützung von Rainer Vollmer, Frontmann der Schlagergruppe Papis Pumpels.
Corona-Pandemie und Fastnacht passen nicht zusammen. Die Narren in der Region lassen in diesem Jahr ihr Häs deshalb am 11.11. im Schrank und schauen lieber nach vorn.
Das Museum wirbt um Spenden für seinen Neubau, der in der Nähe des Schlosses entstehen soll. 150.000 Euro sollen bei der Kampagne zusammenkommen, die vom 11. November bis Aschermittwoch läuft.
Die nächste Fasnacht wird anders als alles Gewohnte – denn auch für die Narren steht der Schutz vor der Corona-Pandemie im Vordergrund. NVHB-Präsident Rainer Hespeler sieht allerdings keinen Anlass für Trauer. Man werde die vielleicht kreativste Fasnacht seit Jahren erleben, so seine Einschätzung. Wie sich die Narren im Raum Stockach vorbereiten, was sie planen – und was sie abgesagt haben.
von Laura Marinovic, Stephan Freißmann und Claudia Ladwig
Erstaunlich, bemerkenswert und jammerschade: Das sagen Weggefährten des Präsidenten der Konstanzer Narrensegellschaft Kamelia-Paradies zum angekündigten Rückzug von Marcus Nabholz nach Aschermittwoch
Als Massenereignis wird die Fasnacht 2021 nicht stattfinden können. Die Zünfte treibt die Frage um, wie man große Umzüge, Bälle und Narrentreffen ersetzen kann. Erste Ideen haben sie.
Die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee sagt wegen der Corona-Pandemie alle Narrentreffen der nächsten Fasnacht ab. Bei kleineren Veranstaltungen, bunte Abende zum Beispiel, haben die Zünfte und Vereine freie Hand. Einige von ihren haben schon Ideen, und die Fernsehfasnacht des SWR aus dem Konstanzer Konzil soll es auf jeden Fall geben.
Die alten Narrenvereine der Region suchen eine gemeinsame Linie mit den Karnevalisten am Rhein. Manche jüngeren Zünfte sagten die Fasnacht 2021 bereits ab – was andere für „Blödsinn“ halten.
Wird die Fastnacht 2021 stattfinden oder wird sie wegen Corona womöglich abgesagt? Dieser bangen Frage stellen sich zur Zurzeit nicht nur die Zünfte sondern auch die Narrenvereinigung Hegau-Bodensee. Ihr Präsident, Rainer Hespeler, will diese Entscheidung erst im September fällen. Doch er sagt: Wenn die Weihnachtmärkte stattfinden, spricht nichts gegen die Fastnacht. Aber wie sieht es mit den Planungen für die Narrentagen in Owingen und Hoppetenzell aus?
Digitales spielt beim Uffwirmkaffee eine große Rolle. Rainer Hespeler verrät die Singener Zukunftspläne für Stockach. Und die Bänkelsänger der Aktiven Laufnarren wandten Kuonys weisen Ratschlag auf heutige Alltagsprobleme an.
Große Bühne am Brandenburger Tor: Umzug lockt viele Menschen aus aller Welt an, die ihre Fotoapparate und Handys zücken. Kuriose Szenen im Bundestag und vielfältiges Programm.