Es ist gerade mal ein halbes Jahr her, als das Kernkraftwerk Leibstadt (KKL) gegenüber Waldshut nach einer umfangreichen Revision und Modernisierung wieder Strom produziert hat. Nun steht die Anlage ab Montag, 13. Juni, erneut still – diesmal für knapp einen Monat, wie Pressesprecher Thomas Gerlach mitteilt. Was wird gemacht? Warum dauern die Arbeiten diesmal nicht so lange wie 2021? Der SÜDKURIER hat nachgefragt.
92 frische Brennelemente für das KKL
In einer Pressemitteilung beschreibt Gerlach die anstehenden Arbeiten: Der Reaktorkern besteht aus 648 Brennelementen. 92 frische werden eingesetzt. Überdies sollen acht Steuerstabantriebe und vier Steuerstäbe erneuert werden. Weitere Schwerpunkte seien Instandhaltungs- und Inspektionsarbeiten sowie wiederkehrende Prüfungen an den Systemen und Komponenten. Hinzu kämen einzelne Erneuerungsarbeiten an Leittechnik und Steuerungssystemen.

Bei der umfassenden Revision im vergangenen Jahr, die ein halbes Jahr dauerten, sind der Kondensator und das Reaktorumwälzsystem ersetzt worden. Beide Großkomponenten sollen nun einer speziellen Inspektion unterzogen werden.
Arbeiten haben den normalen Umfang
Diese beiden Modernisierungsprojekte waren auch der Grund, weshalb die Revision im vergangenen Jahr außerordentlich lange dauerten. Wie Gerlach auf Nachfrage erklärt. Die am Montag beginnende Revision beinhalte wieder den normalen Arbeitsumfang der regelmäßigen Jahreshauptrevision. Sprich: Sie dauern einen Monat. Die nun anstehenden Maßnahmen könnten nicht im laufenden Betrieb erledigt werden.
Weniger Stromverbrauch im Sommerhalbjahr
Die Schweizer stehen während des Monats nicht ohne Strom da. Gerlach: „Im Sommerhalbjahr wird weniger Strom verbraucht. Deshalb werden die Revisionen im KKL und anderen Kernkraftwerken primär auf das Sommerhalbjahr geplant.“ Und: der Strom des KKL werde von seinen Aktionären bezogen und an die Verbraucher weiterverkauft. „Diese Schweizer Stromversorger stellen vorab sicher, dass sie während der geplanten Revision genügend Strom aus anderen Quellen verfügbar haben, um ihre Kunden zu versorgen“, erklärt er.
950 externe Fachkräfte arbeiten mit
950 externe Fachkräfte unterstützen die KKL-Beschäftigten bei der Revision. Die Mehrheit komme aus der Schweiz und aus Deutschland. Weitere Fachexperten für Kernkraftwerke reisten aus anderen europäischen Ländern, teilweise auch aus den USA an.
Die Arbeiten würden über einen Gesamtplan sowie über Detailpläne für einzelne Maßnahmen und Anlageteile koordiniert. Gerlach: „Daraus leitet sich ab, welche internen und externen Mitarbeiter wann und wo zum Einsatz kommen.“ Jeder einzelne Externe sei einem KKL-internen Betreuer zugeordnet.
Nach der Revision ist vor der Revision
Eine Revision wird gut und von langer Hand vorbereitet. Es gibt eine langfristige Planung. Sie legt laut Angaben fest, in welchen Jahren neben den regelmäßigen Revisionsarbeiten welche zusätzlichen Erneuerungsprojekte durchgeführt werden sollen. Danach richte sich auch die langfristige Beschaffung von neuen Brennelementen, größeren Ersatzteilen oder neuen Anlagenteilen aus. Wenn eine Revision beendet ist, beginne schon die Detailplanung für die nächste.