Es weht ein leichter Wind, die Sonne lässt sich nur ab und zu blicken, die Wellen treffen sanft ans Ufer im Hafen von Romanshorn. Beste Bedingungen, um das zu Ende zu führen, was eigentlich schon im Dezember 2022 erledigt hätte werden sollen. Ein Schweizer Unternehmen versenkt eine mit etwa 260 Litern Gin gefüllte Metallkugel im Bodensee.
Cello Fisch und Jenny Strohmeier vom Schweizer Unternehmen Fishgroup stehen am Hafen. Vor ihnen im Wasser treibt schon die Plattform, von der aus ein Kran die Kugel wenig später ins Wasser lassen wird. 100 Tage lang soll die Metallkugel im See bleiben, der Gin soll dadurch ein besonderes Aroma erhalten. Der vorige Versuch ging allerdings schief.

Damals war die 800 Kilogramm schwere Kugel, die eigentlich 100 Tage im See liegen sollte, nicht mehr aufzufinden. Was genau passiert ist, ist bis heute nicht klar. Fest steht nur: Die Kugel fehlt, dass sie weggerollt oder unter Schlamm versteckt liegen könnte, schließt Fisch aus. Es hätte intensive Suchen gegeben, alle ohne Ergebnis – jemand muss die Kugel mit dem Gin aus der Tiefe gehoben haben, schließt der Unternehmer daraus.
„Wir werden noch täglich darauf angesprochen“, sagt Fisch. Die Meldung ging weit über das Bodenseeufer hinaus. An Fasnacht hätten sich sogar mehrere Leute als Gin-Kugel verkleidet, erzählt er. „Wir nehmen es mit Humor.“ Doch trotz der großen Aufmerksamkeit, die das Verschwinden der Kugel mit sich brachte, entstand auch ein erheblicher Schaden von mehreren Tausend Franken.

Nun folgt der nächste Versuch. Von Romanshorn aus geht es hinaus auf den Bodensee. Natürlich nicht an die gleiche Stelle, an der schon die alte Kugel verschwunden ist. „Wir haben einen Radius, wo wir sie ablegen dürfen“, erklärt Fisch. „Wir haben Maßnahmen ergriffen, dass die Kugel nicht wieder wegkommt“, ergänzt Strohmeier. Was genau, wollen die Eigentümer aber nicht verraten.
Nach einigen Minuten wird das Boot, dass die Plattform vor sich herschiebt, langsamer, die Spannung steigt. Dann ein lautes Rattern, der Anker wird abgelassen. „Gleich geht es los, der Puls ist etwas höher, als normal“, sagt Fisch. Seile werden an dem Sockel angebracht, auf dem die Kugel ruht. Ein Taucher macht sich bereit, um sie unter Wasser zu sichern.

Cello Fisch und Jenny Strohmeier befestigen noch eine Plane über die Kugel. Noch ein letzter prüfender Zug am Seil, dann hebt der Kran sie in die Höhe. „Bis in 100 Tagen“, sagt Strohmeier noch. Dann gleitet die Kugel über den Rand der Plattform und sinkt ins Wasser. Etwa 20 Meter unter der Oberfläche wird sie nun darauf warten, wieder gehoben zu werden.
„Es ist das vierte Mal, dass wir eine Kugel versenken. Aber erst zwei Mal haben wir sie wieder rausgeholt“, sagt Strohmeier. Die Sorge, dass die Gin-Kugel wieder verschwinden könnte, ist ihr anzumerken. Um den 10. Dezember herum wollen die Unternehmer die Kugel wieder rausholen. Der Gin soll als Sonderedition verkauft werden. 99 Franken pro Flasche sollte die vorherige Auflage kosten.

Nach rund zehn Minuten erscheint der Taucher wieder an der Oberfläche. Erleichterung breitet sich aus. „Lief perfekt!“, ruft er aus dem Wasser heraus. „Es hat geklappt, alles lief nach Plan“, sagt Fisch, jetzt spürbar erleichtert. Auf die Lauer legen, um einen möglichen zweiten Diebstahl zu verhindern, müsste er sich nicht. „Das passiert nicht noch mal“, sagt er.