Warum feiern die Schweizer am 1. August?
Im Grunde feiert die Schweiz am 1. August und vielerorts schon am 31. Juli ganz groß Geburtstag. Der schweizerische Nationalfeiertag, auch Bundesfeier genannt, bezieht sich auf den Bundesbrief von 1291, dem mythischen Gründungsjahr der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

Bei dem Dokument handelt es sich um ein Landfriedensbündnis zwischen den innerschweizerischen Talgemeinschaften Uri, Schwyz und Unterwalden (heute Nid- und Obwalden), aus denen die Kantone gleichen Namens hervorgingen. Der 1758 wiederentdeckte Bundesbrief galt seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert als Gründungsurkunde der Schweiz.
1891 wurde, gestützt auf das Dokument, das 600-jährige Bestehen der Eidgenossenschaft gefeiert.
Was ist der Rütlischwur?
Hintergrund war die damalige Überzeugung, der 1848 gegründete Bundesstaat stehe in staatlicher Kontinuität zur alten Eidgenossenschaft. Verknüpft wurde diese Vorstellung mit dem sogenannten „Rütlischwur“: Einer Legende, die besagt, der „Bund der Eidgenossen“ sei auf einer Bergwiese über dem Vierwaldstättersee, dem Rütli, von freiheitsliebenden Männern beschworen worden.
Warum steht im Bundesbrief nicht der 1. August?
Eine jährliche Wiederholung der Bundesfeier war zunächst nicht vorgesehen. Der 1. August wurde durch die Schweizer Regierung erst 1899 zum Bundesfeiertag erhoben. Im Bundesbrief von 1291 steht übrigens kein genaues Datum, sondern einzig: „Geschehen im Jahre des Herrn 1291 zu Anfang des Monats August.“
Seit wann feiern die Schweizer richtig?
Der schweizerische Nationalfeiertag war zunächst kein arbeitsfreier Feiertag, sondern ein normaler Werktag. „Man verstand es als dem schweizerischen Charakter angemessen, dass auch an einem solchen Tag normal gearbeitet wird“, schreibt der Basler Historiker Georg Kreis im Historischen Lexikon der Schweiz.
Erst mit der Zeit gingen einzelne Kantone dazu über, den 1. August zu einem ganz- oder halbtägigen Feiertag zu erklären.
Seit wann ist der 1. August arbeitsfrei?
Zum 700-jährigen Jubiläum des „Rüttlischwurs“ im Jahr 1991 lancierte schließlich die am rechten Rand politisierende Kleinpartei Schweizer Demokraten eine schweizweite Volksinitiative. Ende September 1993 stimmten die Schweizer darüber ab, ob der Nationalfeiertag in der gesamten Schweiz zu einem arbeitsfreien Tag werden soll. 83,8 Prozent der Bürger stimmten dieser Vorlage zu und seit 1994 müssen die Schweizer an ihrem Nationalfeiertag nicht mehr arbeiten.
Höhenfeuer und 1.-August-Wegge: Wie die Schweizer feiern
Am mythischen Gründungsort der Schweiz, dem Rütli, richtet die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft jeweils eine schlichte Bundesfeier aus.

Generell wird der 1. August aber in den Gemeinden gefeiert, ganz dem föderalistischen Prinzip der Schweiz entsprechend. Einzig die Radio- und Fernsehansprache des jeweiligen Bundespräsidenten wird schweizweit übertragen. Einzelne Kommunen feiern auch nicht am 1. August, sondern bereits einen Tag früher.
- Reden und Musik: An den kommunalen Feiern halten Politiker oder andere prominente Redner 1.-August-Ansprachen. Auch Darbietungen von Musikern und Turnern sowie das gemeinsame Singen der Nationalhymne gehören zu den traditionellen Elementen dieser Feiern.
- Feuerwerk, Lampions und Höhenfeuer: Häufig leisten sich die Gemeinden ein 1.-August-Feuerwerk und mancherorts tragen Kinder am Abend Lampions mit Wappenmotiven durch die Straßen. Auf Bergen und Hügeln werden Höhenfeuer entfacht. Diese gehen auf das 15. Jahrhundert zurück, als mit Warnfeuern vor dem Einfall feindlicher Truppen gewarnt wurde. Später wurden die Feuer zum Symbol für eine freie und unabhängige Schweiz. (Dies gilt selbstverständlich nur für die Jahre, in denen Feuerwerke und Höhenfeuer nicht wegen erhöhter Waldbrandgefahr verboten sind.)
- 1.-August-Wegge: Nicht nur öffentliche Gebäude werden am 1. August mit der Schweizer Fahne beflaggt, in Miniaturform ist sie auch auf einer Backspezialität zu finden: Dem 1.-August-Wegge. Das Brötchen mit Schweizerkreuz gehört für viele genauso zum 1. August wie das Grillfest auf dem Dorfplatz oder im eigenen Garten.
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Hinweis: Dieser Artikel erschien erstmals am 31. Juli 2019.