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Darum ist ein Job in der Schweiz so attraktiv

Vor allem aus wirtschaftlicher Sicht ist eine Anstellung oder auch Selbstständigkeit in der Schweiz für Deutsche, die in der Grenzregion leben, attraktiv. Die Wirtschaft der Eidgenossenschaft gilt selbst in Zeiten einer weltweiten Pandemie als stabil. Fachkräfte werden in vielen Branchen dringend gesucht. Und die hohen Gehälter tun ihr Übriges, um Deutsche auf den Schweizer Arbeitsmarkt zu locken. Es sind die stabilen und langfristigen Arbeitsverhältnisse bei guter Bezahlung und die damit verbundene persönliche finanzielle Sicherheit, die das Arbeiten in der Schweiz für Grenzgänger so attraktiv macht.

In folgenden Branchen haben Grenzgänger besonders gute Chancen auf eine Beschäftigung:

  • Finanzen
  • Pharmaindustrie
  • IT
  • Ingenieurwesen
  • Maschinenbau
  • Medizin
  • Bildung
  • Management

Ähnliche Arbeitsbedingungen wie in Deutschland

Abgesehen davon sind die Schweizer Arbeitsbedingungen denen in Deutschland sehr ähnlich. Die Wochenarbeitszeit beträgt zwischen 40 und 44 Stunden, wobei die Höchstgrenze über das Schweizer Arbeitsgesetz geregelt ist. Wenn mehr als die vertraglich vereinbarten Arbeitsstunden anfallen, bekommt man diese in der Regel als Überstunden angerechnet. Diese Mehrarbeit kann dann mit Freizeit abgegolten werden. Ist dies nicht möglich, ist der Schweizer Arbeitgeber dazu verpflichtet, diese Zeit mit einem Aufschlag von mindestens 25 Prozent zu entlohnen.

Wer darf in der Schweiz arbeiten?

Wer auf der Suche nach einem Arbeitsplatz in der Schweiz und Angehöriger eines EU- oder EFTA-Staates ist, benötigt – wenn die Tätigkeit nicht länger als drei Monate dauert – zunächst keine Arbeitserlaubnis, um in der Schweiz als Angestellter oder Selbständiger zu arbeiten. Bei längeren Arbeitsverhältnissen oder unbefristeten Verträgen ist es zwingend notwendig, bei der zuständigen kantonalen Migrations- und Arbeitsmarktbehörde eine Aufenthalts- oder Grenzgängerbewilligung beantragen. Für Staatsangehörige aus Drittstaaten gelten einschränkende Vorgaben. Sie müssen erst über eine Arbeitsbewilligung und einen Arbeitsvertrag verfügen, bevor sie einreisen dürfen.

Weitere Informationen:

Die Grenzgängerbewilligung

Vorteile für Deutsche, die in der Schweiz arbeiten

Hohes Gehaltsniveau

Es ist vor allem das hohe Gehalts- und Lohnniveau, das die Menschen aus Deutschland und den anderen Nachbarstaaten motiviert, in der Schweiz zu arbeiten und in ihrem Heimatland wohnen zu bleiben. Je länger sie ihrem Arbeitgeber dabei treu bleiben, umso besser: Weil Löhne oftmals nach dem Dienstalter-Prinzip geregelt werden, fällt das Entgelt umso höher aus, je länger Angestellte in ihrem Beruf arbeiten. Für etliche Branchen gelten außerdem so genannte Gesamtarbeitsverträge. Hier gelten für alle Arbeitnehmer einheitlich festgelegte Löhne und Gehälter.

Weitere Vorteile

Doch es gibt noch mehr, was für das Arbeiten in der Schweiz spricht:

  • Die Internationalität in der Schweizer Wirtschaft ist für viele Arbeitgeber attraktiv, ebenso die sprachliche Vielfalt mit den vier Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch.
  • Viele eidgenössische Unternehmen setzen zudem auf flache Organisationshierarchien und pflegen einen persönlichen und lockeren Umgang mit ihren Angestellten. Hinzu kommen langfristige Arbeitsverhältnisse.
  • Die hohe Lebensqualität in der Schweiz, in deren Genuss selbst Grenzgänger kommen, die sich nur tagsüber dort aufhalten.

Nachteile für Deutsche, die in der Schweiz arbeiten

Trotz allem sehen sich Grenzgänger aber auch mit Nachteilen konfrontiert, wenn sie in der Schweiz arbeiten:

  • Im europäischen Ländervergleich arbeiten die Schweizer länger und haben weniger Ferien. Das gilt entsprechend auch für Ausländer, die hier beschäftigt sind.
  • Die Wochenarbeitszeit in den Kantonen liegt – so will es die Statistik – bei 42,5 Stunden pro Woche. Das sind zweieinhalb Stunden mehr als in Deutschland.
  • Auch in Sachen Urlaub gibt es Unterschiede. Arbeitnehmer unter 20 Jahren haben in der Regel fünf Wochen Urlaub im Jahr. Wer älter ist, kann nur noch mit vier Wochen Urlaub jährlich rechnen.
  • Besonders deutlich unterscheiden sich die Arbeitsbedingungen im Bereich des Mutterschutzes und der Elternzeit. Schwangere haben in der Schweiz ab dem Tag der Geburt einen Anspruch auf Mutterschaftsurlaub von 14 Wochen (98 Tage). In dieser Zeit erhalten sie mit dem so genannten Taggeld rund 80 Prozent ihres Lohnes. Die genaue Höhe dieses Betrags wird innerhalb von Einzel- oder Gesamtarbeitsverträgen geregelt. Bisweilen greifen auch kantonale Bestimmungen.
  • Auch die hohen Lebenshaltungskosten schlagen für viele Grenzgänger negativ zu Buche.

Welche Gehälter werden in der Schweiz gezahlt?

  • In der Schweiz Vollzeit zu arbeiten, bedeutet im Durchschnitt einen Bruttolohn von mehr als 6.500 CHF pro Monat.
  • Die am schlechtesten bezahlten Jobs liegen laut Bundesamt für Statistik bei unter 4.300 CHF, die am besten bezahlten bei durchschnittlich mehr als 11.400 CHF im Monat.
  • Über dieses fixe Einkommen hinaus profitieren rund 30 Prozent der Angestellten in der Schweiz von einer Bonusregelung: Wer besonders gute Arbeit leistet oder Erfolge für sich verbuchen kann, bekommt einen Zuschlag. So ergibt sich bei vielen ein noch höheres Gehalt, als es im Arbeitsvertrag festgehalten ist.

Hohe Gehälter in der Pharmabranche

Ganz oben auf der Liste der Schweizer Gehaltskette steht die Pharmabranche. Hier liegt der Durchschnittslohn bei fast 10.000 CHF pro Monat. Auch, wer in der Finanzdienstleistung arbeitet, kann mit überdurchschnittlich hohen Gehältern rechnen. Dabei variieren die Gehälter je nach Standort des Unternehmens: In einer teuren Großstadt wie Zürich oder Bern erhalten Arbeitgeber einen höheren Lohn als zum Beispiel im Umland von Winterthur oder Schaffhausen.

Umrechnungsfaktor zu Deutschland

Wer sich einen besseren Eindruck verschaffen möchte, welche Gehälter in der Schweiz gezahlt werden, der ist mit einem Umrechnungsfaktor von 1,5 bis 1,7 gut bedient, wenn er nach der Rechnung das €-Zeichen durch CHF ersetzt: So entspricht ein deutsches Bruttogehalt von rund 50.000 Euro pro Jahr in der Schweiz in etwa 85.000 CHF.

Diese Rechnung kann jedoch je nach Branche, Position und Qualifikation abweichen.

Wieviel kostet das Wohnen in der Schweiz?

EU- oder EFTA-Staatsbürger, die in der Heimat wohnen und in der Schweiz arbeiten, gelten als Grenzgänger, solange sie mindestens einmal pro Woche an den ausländischen Wohnort zurückkehren. Und auch, was die reduzierte Quellensteuer angeht, so gilt diese, so lange Arbeitnehmer in einem Kalenderjahr an mehr als 60 Tagen an den Wohnsitz zurückkehren.

Es kann also durchaus vorkommen, dass ein Arbeitnehmer, der in Deutschland wohnt und in der Schweiz seinen Lebensunterhalt verdient, eine Wohnung in der Nähe seiner Arbeitsstelle sucht. Ortsabhängig schwanken die Mietkosten enorm. Städte wie Zürich oder Genf zum Beispiel zählen zu den teuersten Wohnorten der Welt. Im Mittel geben aber auch die Schweizer – so wie ihre deutschen Nachbarn – zwischen 20 und 30 Prozent ihres Nettoeinkommens fürs Wohnen aus.

Durchschnittlich rund 1360 CHF zahlen sie monatlich an Kaltmiete für eine Wohnung beziehungsweise umgerechnet 14,80 Euro pro Quadratmeter.

Zum Vergleich: In Deutschland liegt die durchschnittliche Kaltmiete bei rund 7,40 Euro pro Quadratmeter.

Lebenshaltungskosten in der Schweiz

Nicht nur das Wohnen in der Schweiz ist teurer als in Deutschland. Auch die Lebenshaltungskosten allgemein bewegen sich auf einem höheren Niveau als in der Bundesrepublik. 20 bis 30 Prozent kosten zum Beispiel Lebensmittel mehr als in Deutschland.

Besonders deutlich macht sich das unter anderem beim Fleisch bemerkbar: Es kann vorkommen, dass die Kilopreise bis zu viermal so hoch sind, wie in Deutschland, weil hier hohe Importzölle anfallen. Ein Kilo Rinderkeule kann demnach umgerechnet mehr als 45 Euro kosten, während es in deutschen Metzgereien für etwas mehr als 10 Euro zu haben ist.

12 Eier schlagen in der Schweiz mit rund 5 Euro z Buche, während in Deutschland etwas mehr als 2 Euro anfallen. Für einen halben Liter heimisches Bier berechnen Schweizer Supermärkte umgerechnet 1,70 Euro, die deutschen lediglich rund 90 Cent.

Noch deutlicher sind die Preisunterschiede, wenn es ums Ausgehen, um Restaurantbesuche oder um Freizeitaktivitäten geht. Dann kostet ein Cappuccino mitunter umgerechnet 4,30 Euro anstatt 2,80 Euro oder das kleine Bier 6,60 Euro anstatt 3,50 Euro.

Gut zu wissen: Deutsche können wie alle EU-Bürger die Mehrwertsteuer für in der Schweiz gekaufte Waren zurückerhalten. Hierfür haben die Schweizer eine „Bagatellgrenze“ von mindestens 300 Franken eingeführt.

Weitere Informationen:

So bekommen Deutsche beim Einkaufen die Schweizer Mehrwertsteuer zurück

Zusammenfassung

  • Stabile und langfristige Arbeitsverhältnisse bei guter Bezahlung sind die Hauptgründe, warum viele Menschen in der Schweiz arbeiten wollen.
  • Grenzgänger haben besonders gute Chancen auf Beschäftigung in den Branchen Finanzen, Pharmaindustrie, IT, Ingenieurwesen, Maschinenbau, Medizin, Bildung und Management.
  • EU- oder EFTA-Staatsbürger brauchen bei Anstellungen unter drei Monaten zunächst keine Arbeitserlaubnis.
  • Bei längeren Arbeitsverhältnissen oder unbefristeten Verträgen ist eine Grenzgängerbewilligung zwingend erforderlich. Für Staatsangehörige aus Drittstaaten gelten einschränkende Vorgaben.
  • Zu den Vorteilen vom Arbeiten in der Schweiz und Wohnen in Deutschland zählen neben dem hohen Lohn- und Gehaltsniveau und den langfristigen Arbeitsverhältnissen auch die hohe Lebensqualität, die Internationalität mit ihrer sprachlichen Vielfalt und die flachen Hierarchien in den Unternehmen.
  • Zu den Nachteilen gehört, dass bei Angestellten in der Schweiz in der Regel mehr Wochenarbeitsstunden und weniger Urlaubstage anfallen als in den EU-Staaten.
  • Im Hinblick auf Mutterschutz und Elternzeit sind die Unterschiede besonders groß. Schwangere haben in der Schweiz ab dem Tag der Geburt lediglich einen Anspruch auf Mutterschaftsurlaub von 14 Wochen (98 Tage).
  • In der Schweiz werden in der Regel 1,5- bis 1,7-mal so hohe Löhne und Gehälter bezahlt wie in Deutschland. Diese Rechnung kann jedoch je nach Branche, Position und Qualifikation abweichen.
  • Ortsabhängig schwanken die Mietkosten in der Schweiz enorm. Die monatliche Kaltmiete für eine Wohnung beträgt umgerechnet 14,80 Euro pro Quadratmeter. Zum Vergleich: In Deutschland liegt die durchschnittliche Kaltmiete bei rund 7,40 Euro pro Quadratmeter.
  • Auch die Lebenshaltungskosten sind höher. 20 bis 30 Prozent kosten zum Beispiel Lebensmittel mehr als in Deutschland.
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