Am Samstag tritt das frühere Staatsoberhaupt der Vereinigten Staaten von Amerika, Barack Obama (61), zur Primetime um 20 Uhr im Zürcher Hallenstadion auf. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zum Polit-Happening.

Was macht Obama in Zürich?

Die deutsche Eventagentur Streetlife aus Berlin holt den Friedensnobelpreisträger für eine Kurztournee nach Europa. „Mister President“, wie seine korrekte Anrede nach wie vor lautet, wird laut dem Veranstalter in drei moderierten „Late-Night-Shows“ in Zürich, Amsterdam und Berlin mit weiteren prominenten Persönlichkeiten in englischer Sprache ins Gespräch kommen. Dabei soll es sich um „außergewöhnliche Überraschungsgäste“ handeln. Außerdem werde es ein musikalisches Rahmenprogramm geben.

„Für mich ist das eine reine Show. Wie bei einem Künstler oder Musiker dient sie der Unterhaltung. Wirtschaftspolitisch hat dieser Anlass keinen Wert“, sagt Martin Naville, Chef der Swiss American Chamber Of Commerce in Zürich. Er hat Obama vor Jahren, als dieser noch im Amt war, bei einem Anlass in der Nähe der US-Hauptstadt Washington D.C. die Hand geschüttelt. Am Samstag wird Naville nicht im Hallenstadion sein.

Worüber wird Obama sprechen?

Kurz gesagt: über die Chancen und Herausforderungen unserer Zeit. „Auch wenn viele das von der Obama-Administration Erreichte kritisch hinterfragen, muss ich sagen: Er ist einer der ethisch saubersten Präsidenten der US-Geschichte, einer der weltbesten Kommunikatoren und ein genialer Typ“, sagt USA-Kenner Naville.

In der Stadt Zürich lebte die Familie des belgischen Drogenbosses nahezu offen ihren Reichtum aus.
In der Stadt Zürich lebte die Familie des belgischen Drogenbosses nahezu offen ihren Reichtum aus. | Bild: epa Keystone Della Bella

Gibt es noch Tickets, und wie viel kosten sie?

Bis zu 15.000 Menschen haben im Hallenstadion Platz. Laut Saalplan auf Ticketcorner.ch sind die beiden günstigsten und die drei teuersten Kategorien ausverkauft. In den Kategorien 5 bis 8 dazwischen gab es am Freitag noch Karten. Sie schlagen mit 116 bis 284 Franken zu Buche. 3900 Franken kostet eine VIP-Loge für zwölf Personen. Wer ein Foto mit dem Ex-Präsidenten will, muss noch tiefer in die Tasche greifen: Für 2500 Franken pro Person gibt es ein VIP-Upgrade – zusätzlich zum bereits gekauften Ticket. Der Preis beinhaltet dann auch ein Abendessen und eine „Party“ – beides vor dem Auftritt Obamas.

„Wenn man sich die Preise für diesen Event anschaut, dann ist das reines, von einer deutschen Eventagentur organisiertes Marketing. Es geht darum, Geld für die Obama-Stiftung zu verdienen und den eigenen Marktwert aufrechtzuerhalten“, sagt Naville.

Warum tritt Obama ausgerechnet in Zürich auf?

„Zürich gehört für uns zu den relevanten Städten Europas“, sagt Veranstalter Nader Korayeim. Offenbar spielte bei der Wahl von Zürich als Veranstaltungsort aber auch der Zufall mit. Die Organisatoren hatten laut Korayeim auch London, Paris und Stockholm als Auftrittsorte angefragt, von wo es aber im Gegensatz zu Zürich, Amsterdam und Berlin keine Zusage gab. Laut dem Berliner „Tagesspiegel“ wollte Obama außerdem ein nicht zur Europäischen Union gehörendes Land besuchen.

Besucht Obama erstmals die Schweiz?

Ja. Seit seiner Wahl zum US-Präsidenten im Jahr 2008 hat Barack Obama sechs Mal Deutschland besucht, aber kein einziges Mal die Schweiz. Woran das lag? „In seiner Amtszeit war Deutschland für die USA ein sehr wichtiger Partner für Wirtschaft und Sicherheit. Und der deutsche Markt ist fünfmal größer als der schweizerische“, sagt USA-Kenner Naville.

Wo und wann kommt Obama in der Schweiz an?

Offizielle Informationen gibt es dazu nicht. Aus Angaben der Polizei geht jedoch hervor, dass Barack Obama am Flughafen Zürich ankommen wird. Von der US-amerikanischen Hauptstadt Washington D.C., wo der Ex-Politiker weiterhin mit seiner Familie wohnt, gibt es jeden Tag einen Direktflug nach Zürich. Dieser hebt abends um 17.45 Uhr in Washington ab und landet am nächsten Morgen um 8.05 Uhr am Zürcher Flughafen.

Wie lange wird Obama in Zürich bleiben?

Laut dem Veranstalter soll dies erst unmittelbar vor der Ankunft mitgeteilt werden. Der eingeplante Zwei-Tages-Rhythmus bei den bevorstehenden Auftritten am Samstag in Zürich, am Montag in Amsterdam und am Mittwoch in Berlin lässt darauf schließen, dass der Ex-Präsident in jeder der drei Städte zumindest ein bis zwei Nächte verbringen wird.

Wo wird Obama in Zürich übernachten?

Der Veranstalter darf sich dazu nicht äußern. Insider-Informationen zufolge wird der Ex-Präsident aber nicht im teuersten Zürcher Hotel, im „Dolder“, nächtigen und auch nicht im Hotel „Widder“, wo die Polizei schon anderen heiklen Gästen aus Sicherheitsgründen eine Übernachtung empfohlen haben soll. In den beiden Hyatt-Hotels im Stadtzentrum und am Flughafen sind die größten Suiten noch buchbar, was eher gegen eine Wahl dieser Hotels spricht.

Es wird vermutet, dass Barack Obama im Hotel „Baur au Lac“ in Zürich übernachtet.
Es wird vermutet, dass Barack Obama im Hotel „Baur au Lac“ in Zürich übernachtet. | Bild: Walter Bieri/epa/dpa

Obamas Vorvorgänger als US-Staatsoberhaupt, Bill Clinton, nächtigte im Jahr 2010 bei einem Zürich-Besuch im Hotel „Savoy Baur en Ville“ am Paradeplatz. Dieses ist derzeit wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Einiges deutet darauf hin, dass Obama im Schwesterhotel „Baur au Lac“ absteigen könnte, wo die größte und teuerste Suite zum Preis von rund 5500 Franken pro Nacht sowohl am Freitag als auch am Samstag gebucht ist, an allen darauffolgenden Wochenenden im Mai jedoch nicht. Direktor Christian von Rechenberg sagt auf Anfrage, er spreche aus Diskretionsgründen grundsätzlich nicht über Gäste.

Wer ist für die Sicherheit von Obama zuständig?

„Für die Sicherheit ist die Stadt Zürich verantwortlich, in Absprache mit dem Secret Service“, sagt Veranstalter Nader Korayeim. Traditionell ist für den Personenschutz von amtierenden und ehemaligen Präsidenten die US-amerikanische Bundesbehörde Secret Service verantwortlich – und zwar auf Lebenszeit, wie Obama selbst im Jahr 2013 gesetzlich verfügt hat.

Am Wochenende werden für den prominenten Besuch auch die Stadtpolizei Zürich (Stapo) und die Kantonspolizei (Kapo) im Einsatz stehen, wie beide bestätigen. Laut Sprecher Florian Frei wird die Kapo im Bereich des Flughafens Zürich im Einsatz sein. Hauptverantwortlich sei jedoch wegen der Örtlichkeit von Obamas Auftritt im Zürcher Stadtgebiet die Stapo.

In den USA ist Barack Obama immer noch beliebt: Hier winkt der ehemalige US-Präsident in Balmoral (Maryland) Schaulustigen zu.
In den USA ist Barack Obama immer noch beliebt: Hier winkt der ehemalige US-Präsident in Balmoral (Maryland) Schaulustigen zu. | Bild: Michelle Haywood/dpa

Sie hat für den Anlass eine entsprechende Lagebeurteilung vorgenommen. „Der Einsatz wird mit sämtlichen involvierten Sicherheitskräften vorbesprochen und es wird abgemacht, wer welche Rolle während des Einsatzes übernimmt“, teilt Stapo-Sprecher Michael Walker mit. Weitere Angaben wollen beide Polizeiorganisationen „aus taktischen Gründen“nicht machen.

Die Zusammenarbeit zwischen Zürcher Polizei und dem amerikanischen Secret Service funktionierte in der Vergangenheit nicht immer problemlos. Im Jahr 2020, als der damals amtierende US-Präsident Donald Trump über den Flughafen Zürich zum World Economic Forum (WEF) nach Davos reiste, gab es zumindest eine Meinungsverschiedenheit zwischen Secret Service und Kantonspolizei. „Allein die Anhalteposition des Präsidentenflugzeugs Air Force One auf dem Flughafenfeld war ein riesiges Thema, sagte der Gesamteinsatzleiter Marcel Frei damals bei einer Pressekonferenz. Am Ende habe aber der Secret Service den Vorschlag der Kapo akzeptiert.

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Wer kommt für die Sicherheitskosten auf?

Der finanzielle Aufwand für den Einsatz der Stadtpolizei wird nicht etwa vom privaten Veranstalter, sondern von der Stadt Zürich getragen. „Personen und Sachen adäquat zu schützen, gehört zum Grundauftrag der Polizei“, teilt ein Stapo-Sprecher mit. Die Kantonspolizei wollte sich nicht zur Kostenfrage äußern.

Wie viel kassiert Obama für den Auftritt in Zürich?

Das dürfe der Veranstalter aufgrund einer vertraglich vereinbarten Schweigepflicht nicht sagen. Für eine Rede vor Wall-Street-Bankern, die Obama einst als „fat cats“ kritisiert hatte, erhielt der Ex-Präsident 2017 laut dem deutschen Nachrichtenmagazin „Spiegel“ rund 400.000 US-Dollar. Andere Unternehmen und Organisationen sollen bis zu 1,5 Millionen US-Dollar für einen einstündigen Auftritt von Obama bezahlt haben.

Bei der Kurztournee durch Europa sollen die Honorare laut dem Berliner „Tagesspiegel“ deutlich darunter liegen. Außerdem sollen die Honorare Obamas gemeinnützigen Stiftungen zufließen, die Stipendien an Studierende vergeben und sich für Mädchen sowie für junge Männer aus ethnischen Minderheiten einsetzt.