Jürgen Scharf

Als unterhaltsame Silvesterkomödie kam der moderne Klassiker „Acht Frauen“ des französischen Autors Robert Thomas in der Theaterhalle im Badischen Bahnhof auf die Bühne. Der raffiniert gestrickte Boulevardkrimi ist eine mit feiner Ironie gezeichnete Karikatur bourgeoiser Verhältnisse und zugleich ein kriminalistisches Verwirrspiel. Die Kriminalhandlung könnte von Agatha Christie stammen. Aber wir sind nicht bei „Mord im Orientexpress“, sondern bei einer Familienfeier in Paris, bei der alle – die acht Frauen – von der Außenwelt abgeschnitten sind.

Das Telefon geht nicht, die Handys sind verschwunden, das Auto springt nicht an. Ein Mord ist passiert. Der einzige Mann im Haus hat ein Messer im Rücken. Jede der Frauen könnte die Mörderin sein. Eigentlich eine klassische „Whodunit“-Geschichte („Wer hat’s getan?“), aber mit Elementen einer Screwball-Komödie. Vor 15 Jahren stand das Stück schon einmal bei der Förnbacher Theatercompany auf dem Spielplan, damals bereits mit den schwarzhumorigen Chansons des Wiener Kabarettisten Georg Kreisler. Der Meister von „Tauben vergiften“ setzte sich seinerzeit im Studio an den Flügel und sein Klavierspiel ist nun als Einspielung wieder zu hören, während die Schauspielerinnen live singen. Der Text wurde von Helmut Förnbacher, der Regie führt, nur leicht aktualisiert.

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Die Bühnenmusik gibt dem Stück eine andere Richtung. Da wird die prickelnde Spannung, der „Hitchcock-Suspence“, unterbrochen für die satirischen Kabarettlieder. Die Gesangseinlagen geben der hintergründigen Krimikomödie einen Kick hin zum Musical. Jede der acht Actricen wirft sich gekonnt in Positur.

„Immer dann stirbt ein Mann, den man brauchen kann“, singt Dora Balog als Pierrette, ehemals Striptease-Tänzerin und Schwester des Ermordeten. Kathrine Ramseier als altjüngferliche und neurotische Fregatte Augustine, die den Hausherrn angehimmelt hat, gibt das zungenbrecherische Kreuzworträtsel-Lied über das „Rätsel Mann“ herrlich schräg mit Margaret-Rutherford-Mimik zum Besten. Das dubiose Hausmädchen Louise (lasziv: Nina Bradlin), das eine Affäre mit dem Herrn hatte, will da nicht nachstehen und rekelt sich in einem Sex-Song mit Broadway-Glamour.

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Das hat fast schon Revue-Charakter. Und doch muss man die raffinierte Entwicklung der Handlung im Auge behalten, denn die Überraschungen und unvorhergesehenen Wendungen nehmen kein Ende. Jede der acht Frauen hat ein Geheimnis und etwas zu verbergen. Schwiegermama Mamy, die nur im Rollstuhl sitzt, wenn es ihr beliebt (Caroline Felber mit Flachmann) ebenso wie Tochter Gaby (elegante Madame: Kristina Nel), die eine heimliche Affäre mit dem Geschäftsfreund ihres Mannes hat. Das ganze Personal scheint sich in Heimlichkeiten, Lügen und Intrigen zu verstricken.

Die Damen haben kein Alibi, aber ein Motiv. So ist der Zuschauer bis zum unerwarteten Schluss ein amüsierter Voyeur bei diesem Zickenkrieg mit inszeniertem Mord und einer Krimihandlung, bei der der Mann in aller Munde ist, aber ganz aus dem Spiel bleibt.

Weitere Vorstellungen am 3. und 18. Januar, sowie 3., 7. und 23. Februar. Vorverkauf unter Telefon 004161/361 90 33.