Ralf Schäuble

Triathlon: – „Hawaii“ – sechs Buchstaben mit einer besonderen Magie. Hawaii bedeutet für viele Fernweh, Sonne, Strand, Wellen, Surfparadies oder weckt bei manchem TV-Junkie sogar die Erinnerungen an den ehemals ermittelnden Privatdetektiv Thomas Magnum mit seinem roten Ferrari.

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Bei den Triathleten bedeutet die Inselgruppe im pazifischen Ozean, die Ende des 19.Jahrhunderts von den USA annektiert wurde, nur eines: der Olymp des Dreikampfs im Wasser, auf dem Rad und zu Fuß über die Distanzen von 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen. Es ist die Langstrecken – oder eben die „Ironman“-Distanz des Triathlons, über die auf der Hauptinsel „Big Island“ jedes Jahr die Weltmeisterschaften ausgetragen werden.

Der Triathlon auf Hawaii ist der älteste über die Langdistanz. Für die meisten Triathleten wird der Traum, einmal in Hawaii dabei zu sein, allerdings unerfüllt bleiben. Die Hürden, dort an den Start zu gehen, sind hoch. Es ist notwendig, sich bei einem der „Ironman“-Wettkämpfe zu qualifizieren, die das ganze Jahr über weltweit stattfinden. In Deutschland gibt es die beiden Qualifikationen in Hamburg und Frankfurt.

Starttickets für ein Trio aus der Region

Drei Triathleten vom Hochrhein haben die Qualifikationshürde für dieses Jahr genommen und sich das Startticket gesichert. Am Donnerstag um 19 Uhr (MESZ) geht zuerst Monica Rinne aus Wutöschingen ins Frauen-Rennen.

Am Samstag ist Daniel Groß aus Gurtweil bei den Männern am Start. Erstmals finden die beiden Konkurrenzen an zwei unterschiedlichen Tagen statt. Der Dritte aus unserer Region wäre Gabor Lengyel aus St. Blasen gewesen. Ein Sturz im Training ließ seinen Traum allerdings erst einmal platzen.

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Das wäre auch fast Monica Rinne passiert. Nach der Qualifikation gab es auch für sie einen Rückschlag. Vor knapp zwei Monaten kam sie beim Radtraining zu Fall. Kopfüber prallte sie auf den Asphalt, hatte aber Glück im Unglück. Sie hatte schwere Prellungen und ein Hämatom am Oberschenkel, das operativ entfernt werden musste. Zum Glück war nichts gebrochen.

Monica Rinne aus Wutöschingen: „Ich bin optimistisch, dass ich es trotz des Verletzungspechs ins Ziel auf Hawaii schaffen ...
Monica Rinne aus Wutöschingen: „Ich bin optimistisch, dass ich es trotz des Verletzungspechs ins Ziel auf Hawaii schaffen werde.“ | Bild: Ralf Schäuble

Auf dem Rad und im Wasser ging es zuletzt wieder ganz gut, aber an Laufen war bis zum Abflug am Dienstag vor einer Woche nicht zu denken. Dennoch ist sie guter Dinge: „Ich bin optimistisch, dass ich es trotz des Verletzungspechs ins Ziel auf Hawaii schaffen werde“, gibt sie sich kämpferisch.

So wie beim „Ironman Schweiz“ dieses Jahr in Thun. Als Erste ihrer Altersklasse stieg sie aus dem eiskalten Wasser – mit 19 Minuten Vorsprung. Es reichte zum überlegenen Sieg in der W60. Sie hatte damit in ihrem zweiten Triathlon über die Langdistanz schon die Qualifikation für die WM in Hawaii geschafft – ein Gänsehaut-Moment.

Dass es überhaupt dazu kam, lag paradoxerweise an gesundheitlichen Problemen. Ein Bandscheibenvorfall 2013 machte es notwendig, ihren Rücken zu stärken. Das Schwimmen sollte helfen. Der Schritt zum Dreikampf war damit nicht weit. Im Wasser kam sie dank jugendlicher „Grundausbildung“ im Schwimmverein von Anfang an gut zurecht, und Laufen ist ohnehin ihre DNA. Das Radfahren ist dagegen relativ einfach zu erarbeiten. So kommt es, dass Monica Rinne keine „schwache“ Disziplin hat, was ihre große Stärke ist.

Comeback mit 40 Jahren

Sportlich war sie schon von Kindesbeinen an. Als Jugendliche hatten es ihr der Orientierungslauf und die Leichtathletik angetan. Danach waren ihr Beruf und Familie wichtig. Das Comeback im Laufen gab sie im Alter von 40 Jahren, als sie vier Marathons mit einer Bestzeit von 3:53 Stunden bestritt.

Der erste Triathlon nach überstanden Rückenproblemen stand 2014 an und entwickelte sich zur Erfolgsstory. Zum Einstieg versuchte sie sich über die Sprintdistanz (0,75 km/20 km/5 km), um sich dann kontinuierlich über die Olympische Distanz (1,5/40/10) und Mitteldistanz (1,9/90/21) zu steigern. Als WM-Format wird die sogenannte 70.3 (in Summe 70,3 Meilen)-Variante ausgetragen, bei der sich Monica Rinne auf Anhieb in ihrer Altersklasse für die WM qualifizierte.

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Bei der WM in Südafrika belegte sie 2018 als drittbeste Deutsche Rang 18. Aber das Ziel war für sie von Anfang an, irgendwann einmal die Langdistanz zu bewältigen, und das am liebsten beim Klassiker in Roth, der nicht zur Ironman-Wertung zählt. „Die lange Distanz hat für mich eine besondere Faszination. Allein diese zu bewältigen, ist schon ein Erfolg“, ist sie begeistert, wenn sie an die Wettkampfdauer von oft mehr als zwölf Stunden denkt.

Corona-Absage bremst sie aus

Dann kam 2020 Corona. Sämtliche Wettkämpfe wurden abgesagt, auch der geplante Start bei der Challenge in Roth. Für ihre Trainingsmotivation war das kein Problem. „Ich bewege mich einfach gerne“, sagt sie. Die Premiere über die lange Strecken 2021 wurde auf Anhieb zum Erfolg. Nach 11:57 Stunden kam sie ins Ziel und wurde Dritter der Deutschen Meisterschaft. Die „Quali“ für Hawaii beim Ironman in Thun dieses Jahr schien da fast logisch zu sein.

Seit zehn Tagen ist Monica Rinne am Ort ihrer Träume. Die Reise lief perfekt, die Akklimatisierung war problemlos. Die Tage vor dem Rennen sind geprägt durch leichtes Training. Strecke und Umfeld müssen kennen gelernt werden.

Heute um 7 Uhr Ortszeit (19 Uhr, MESZ) ist es so weit. Monica Rinne wird sich in Kailua-Kona mit rund 2500 Mitstreiterinnen und Mitstreitern in den Pazifik stürzen, um die ersten 3,8 Kilometer der Tortur auf sich zu nehmen. Auch wenn die Windverhältnisse, Hitze sowie endlose Lavafelder ohne Schatten und der Pazifik den Ironman auf Hawaii zum Vabanquespiel machen, ist sie optimistisch, dass ihr der begehrte Blumenkranz im Ziel umgehängt wird.

Premiere für Daniel Groß

Premiere: Daniel Groß aus Gurtweil startet ebenfalls zum ersten Mal beim Ironman auf Hawaii.
Premiere: Daniel Groß aus Gurtweil startet ebenfalls zum ersten Mal beim Ironman auf Hawaii. | Bild: Gerd Welte

Auch für Daniel Groß aus Gurtweil ist der Ironman auf Hawaii eine Premiere. Vor zwei Jahren hatte er sich schon auf seine Teilnahme gefreut, nachdem er sich im September 2019 beim Ironman in Wales für Hawaii 2020 qualifiziert hatte. Dann kam Corona und damit die Absage. Die optimale WM-Vorbereitung vor zwei Jahren war damit für den 37-jährigen Lehrer am Waldshuter Hochrhein-Gymnasium ins Leere gelaufen.

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Das Ziel war damals, nicht nur zu „finishen“, sondern auch ein auch ein gutes Ergebnis zu erzielen. Mittlerweile haben sich die Prioritäten bei ihm etwas verschoben. Familie und Beruf ließen eine perfekte Vorbereitung nicht mehr zu. Vor allem in seiner „Problemdisziplin“ Schwimmen konnte er nur wenig trainieren, auch weil die Möglichkeiten in Waldshut-Tiengen sehr begrenzt sind.

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„Mit Blick auf Hawaii habe ich dieses Jahr trotz der Umstände wieder alles etwas intensiviert und bin recht zufrieden“, berichtet er aus Hawaii, wo er seit gut einer Woche ist. Dass dem so ist, stellte er dieses Jahr schon bei der Challenge in Roth unter Beweis, wo er das Rennen in 9:46 Stunden beendete. „Es ist für mich einfach eine Belohnung, dieses Jahr in Hawaii an den Start gehen zu dürfen“, sagt er.

Auch wenn er einfach nur ins Ziel kommen will, nennt er doch noch ein weiteres Ziel: „Vielleicht klappt es mit einer Zeit unter zehn Stunden.“

Erfahrung auf der langen Strecke hat Daniel Groß reichlich. Bisher hat er sechs Langdistanz-Triathlons absolviert und ist stets ins Ziel gekommen. Er ist guter Dinge, das seine tolle Bilanz auch am Samstag bestehen bleibt.

Gabor Lengyel muss sich gedulden

Geduld: Gabor Lengyel aus St. Blasien hat ein Trainingssturz ausgebremst. Er kann den Ironman auf Hawaii nur am Fernsehen verfolgen. ...
Geduld: Gabor Lengyel aus St. Blasien hat ein Trainingssturz ausgebremst. Er kann den Ironman auf Hawaii nur am Fernsehen verfolgen. Dafür hat er die Qualifikation für 2024 schon sicher. | Bild: Gerd Welte

Für Gabor Lengyel wird es am Samstag nicht einfach sein, sich den Livestream von seinem Wohnort St. Blasien aus anzusehen. Zu gern wäre er auch dabei gewesen. Wie Monica Rinne schaffte er nach mehreren erfolglosen Versuchen dieses Jahr in Thun endlich die Qualifikation.

Ein lang gehegter Traum sollte damit endlich wahr werden. Doch dieser zerplatzte jäh, als von links eine schwarze Katze seinen Weg beim Radtraining kreuzte. „Ich hatte keine Chance zu reagieren, lag auf dem Asphalt und wusste sofort, dass ich Hawaii abschreiben muss“, erzählt er die Geschichte von seinem Missgeschick.

Lengyel war natürlich frustriert. „Mittlerweile geht es wieder, auch weil ich von der Organisation die Startzusage für 2024 erhalten habe“, tröstet er sich. Damit kann er sich beim Fernsehen schon einmal darauf freuen, dass er sich in zwei Jahren seinen Traum vom „Hawaii Finisher“ erfüllen kann.