Radsport: – Kunstradfahren ist ihre Leidenschaft, die spanische Sprache ihre Passion. Kein Wunder, dass Angelika Wirth in den Sattel stieg, als Indoor Cycling World Wide (ICWW) eine Patin für Peru gesucht hat. Eine Woche lang war die langjährige Trainerin des RSV Wallbach im drittgrößten Land Südamerikas und versuchte dort, Begeisterung für ihren Sport zu wecken.

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Die Eindrücke, die sich ihr in Lima geboten haben, seien einzigartig gewesen, erzählt die 52-Jährige begeistert: „Die Stadt hat mich begeistert, aber auch das Interesse der Peruaner am Kunstrad.“ Enorm war der Andrang zu den Übungseinheiten mit Angelika Wirth, die vor zwölf Jahren als Trainerin beim RSV Wallbach einstieg, als ihre Tochter Maria mit dem Sport begonnen hat: „Wir mussten einige Interessierte leider wieder nach Hause schicken.“

Traumhafte Trainingsbedingungen: Angelika Wirth (vorn, Zweite von rechts) vom RSV Wallbach war eine Woche in Südamerika und brachte ...
Traumhafte Trainingsbedingungen: Angelika Wirth (vorn, Zweite von rechts) vom RSV Wallbach war eine Woche in Südamerika und brachte interessierten Peruanern im Velodrom von Lima die Geheimnisse des Kunstradfahrens näher. Zirkus-Artist Koko (Dritter von links) will sein Heimatland bei der Radsport-WM 2023 in Glasgow vertreten. Bild: Angelika Wirth/privat | Bild: Angelika Wirth/privat

Kunstradfahren ist in Peru nahezu unbekannt. Nahezu deshalb, weil es eine Pionierin gibt, die diesen Sport vor geraumer Zeit für sich entdeckt hat und aus lauter Begeisterung für die akrobatischen Übungen auf dem Zweirad alle Zelte in Peru abbrach und extra nach Europa gekommen ist, um diesen Sport zu erleben. Gracia Sotomayor lernte in Worms die ersten Tricks, lebt heute in Belgien und war mächtig stolz, dass sie ihr Heimatland bei der WM 2021 in Stuttgart vertreten durfte – als erste Südamerikanerin auf einem Kunstrad.

Angelika Wirth (RSV Wallbach): „Kunstrad begleitet mich seit meinem achten Lebensjahr. Diesen Sport muss man einfach ...
Angelika Wirth (RSV Wallbach): „Kunstrad begleitet mich seit meinem achten Lebensjahr. Diesen Sport muss man einfach unterstützen.“ | Bild: Scheibengruber, Matthias

Schon zuvor hatte Angelika Wirth zur Peruanerin den Kontakt gesucht: „Ihr Mut hat mich beeindruckt. Wir haben sie auch zum Training nach Wallbach eingeladen.“

Zur Person

Diese Verbindung wurde nun mit der Reise an die Pazifikküste vertieft. Die ICWW, ein gemeinnütziger Verein, der sich die weltweite Förderung des Hallenradsports auf die Fahne geschrieben hat, schickte vier Kunsträder im Flieger voraus. Angelika Wirth hatte zudem ein Einrad im Gepäck.

Begeisterung: Beim Training mit Angelika Wirth im Velodrom von Lima hatte alle Beteiligten viel Spaß. Bild: Angelika Wirth/privat
Begeisterung: Beim Training mit Angelika Wirth im Velodrom von Lima hatte alle Beteiligten viel Spaß. Bild: Angelika Wirth/privat | Bild: FAE

So wurde im Velodrom von Lima der Anfang gemacht, um Peru in den Kreis der Kunstradnationen aufzunehmen: „Ziel des ICWW ist es, möglichst viele Nationen mit Hallenradsport in Kontakt zu bringen“, so Angelika Wirth, um sich dem Fernziel, olympische Sportart zu werden, zu nähern.

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Sie selbst engagiert sich seit Jahren im ICWW: „Ich reise gern, ich spreche Spanisch und fahre seit meinem achten Lebensjahr auf dem Kunstrad. Diesen Sport muss man einfach fördern und unterstützen.“ Sie hatte auch schon eine Patenschaft in Togo angenommen. Eine Reise nach Westafrika kam allerdings nicht zustande.

Pioniere: Angelika Wirth und Gracia Sotomayor wollen Kunstradfahren langfristig in Peru etablieren. Bild: Angelika Wirth/Privat
Pioniere: Angelika Wirth und Gracia Sotomayor wollen Kunstradfahren langfristig in Peru etablieren. Bild: Angelika Wirth/Privat | Bild: Angelika Wirth

In Lima ist es Angelika Wirth mit Hilfe des peruanischen Verbands nicht nur gelungen, einen ambitionierten Sportlehrer zu finden, dem sie Kunstrad nahebrachte und der nun vor Ort den Nachwuchs ausbilden soll. Zudem „entdeckte“ sie Koko, einen junger Mann, der sich vor der Corona-Pandemie als Artist im Zirkus verdingte und sich nun anschickt, für Peru bei den Radsport-Weltmeisterschaften 2023 in Glasgow/Schottland zu starten: „Koko hat eine gute Körperspannung und ausgeprägten Sinn für Gleichgewicht. Er macht auf dem Rad eine gute Figur“, ist Angelika Wirth überzeugt, dass der frischgebackene Kunstrad-Nationalfahrer sein Land ganz gut vertreten wird: „Er muss ja nicht gleich Weltmeister werden.“

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Aus der Ferne wird sie Kokos Weg nach Glasgow beobachten und gibt ihm über die digitalen Medien immer wieder die nötige Hilfestellung. Es wäre „chevere“ – so heißt „super“ in Peru – wenn ihre Pionierarbeit bald reife Früchte trage, hofft Angelika Wirth.

Der Verein ICWW fördert Kunstrad und Radball: http://www.indoorcyclingworldwide.com

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