Triathlon: – Hawaii – das klingt so nach Fernweh. Nach hohen Wellen für Surfer und nach Steinwüsten, auf denen sich Tausende Triathleten beim alljährlichen legendären Ironman zehn Stunden lang oder mehr durch Vulkanlandschaften quälen. Auch Daniel Groß ist einer dieser Ausdauersportler.
Der 35-jährige Lehrer aus Waldshut, der am dortigen Hochrhein-Gymnasium Physik und Mathematik unterrichtet, hatte sich im September des vergangenen Jahres seinen Lebenstraum als Sportler erfüllt. Es war ein magischer Moment, als er beim Triathlon in Wales bei seinem vierten Versuch insgesamt die Qualifikationsnorm für den Klassiker auf Hawaii 2020 erfüllt hatte.
Stolz war er, als er die Ironman-Distanz von 226 Kilometern – 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,195 km Laufen – knapp unter zehn Stunden bewältigte. Das war die magische Marke – zehn Stunden. Beim Schwimmen stellte Groß mit 56 Minuten sogar eine persönliche Bestzeit auf. Auf dem Rad saß er fünfeinhalb Stunden, für den Lauf benötigte er 3:20 Stunden. In der Gesamtwertung mit über 2000 Sportlern landete er auf dem 22. Platz.
Nach seiner Qualifikation in Wales hatte sich Daniel Groß schon einen Zeitplan für den Ironman auf Hawaii ein Jahr später zurecht gebastelt. Klar – wollte er doch nicht unvorbereitet am 10. Oktober 2020 am Start in Kailua-Kona stehen, um sich in die Fluten des Pazifischen Ozeans zu stürzen.
Knapp sechs Monate vor dem geplanten Abenteuer ist die Freude des Ausnahmesportlers aus Waldshut leicht getrübt. Zwar steht Hawaii noch im Terminkalender der Triathleten, doch die Corona-Pandemie könnte allen einen Strich durch die Rechnung machen.

„Ich bin zwischen Hoffen und Bangen“, will Daniel Groß erst einmal nicht in Panik verfallen. „Ob der Ironman Hawaii stattfinden kann, wird der Verlauf der Pandemie zeigen“, sagt er. Für Aussagen und Spekulationen sei es derzeit definitiv zu früh, so der Waldshuter, den viele Athleten unserer Region als Sieger der Lauchringer Triathlon-Nacht und als Schnellster auf der Kurzstrecke beim Waldshuter City Run des vergangenen Jahrs kennen.
Da es eben zu früh für wilde Spekulationen sei, war auch Daniel Gross nicht gerade glücklich über die Aussage von Patrick Lange. Der Weltklasse-Triathlet, der 2017 und 2018 auf Hawaii siegreich war, und der auch dieses Jahr wieder zu den Top-Favoriten der Veranstaltung zählt, hatte in einem Interview eine mögliche Corona-Variante für das Großereignis ins Spiel gebracht, die etwa 70 Profis starten zu lassen, den Tausenden Amateursportlerinnen und -sportlern allerdings eine Teilnahme zu verweigern. Groß: „Ich fand die Aussage von Patrick Lange ziemlich daneben.“
Für die Amateure, so begründet Groß seine Meinung, sei die Teilnahme auf Hawaii mit einem riesigen Aufwand verbunden. Sie sei vor allem nicht zum Nulltarif zu haben und müsse mit dem Beruf vereinbar sein. Für ihn selbst würde es im Oktober ideal passen. „Da wäre ich in Elternzeit“, sagt er. Seit Januar ist Daniel Groß stolzer Vater eines Sohnes. „Wir wären für dreieinhalb Wochen auf Hawaii – alles möglich“, ist er immer noch guter Dinge.

Und wenn es doch aufgrund der Pandemie zu einer Absage des Klassikers kommen sollte, dann – bitteschön – kein Eiertanz. Groß: „Bei einer Komplettabsage könnte man die Startplätze fürs nächste Jahr übertragen.“ Vielleicht klappe es auch noch mit einer Austragung dieses Jahr. „Unter Auflagen – vielleicht ohne Zuschauer.“
Geduld ist gefragt, aber keine Trainingspause. Laufen und Radfahren – das sind auch ohne Hawaii die „Lieblingslaster“ des Waldshuters. Auch wenn sein Trainingslager über Ostern ausfiel, trainiert er nun intensiver, läuft und strampelt Trainingskilometer nach Plan. Vor kurzem ist er mit zwei Kumpels von Waldshut aus auf den Feldberg gefahren. Mit dem Bike ging es um 4 Uhr morgens los – das ist wirklich nur was für Sport-Enthusiasten.
Ab Juli will er mit spezifischen Einheiten in die Wettkampfvorbereitung einsteigen. „Ich weiß, an welchen Dingen ich noch arbeiten muss“, versichert er. Seine Stärke sei aber normalerweise seine Ausgeglichenheit. Ob Schwimmen, Radfahren oder Laufen – Daniel Groß ist jede der drei Disziplinen eines Triathlons recht.
Ob er sich vorstellen kann, einen Triathlon – wie Hawaii-Vorjahressieger Jan Frodeno – zu Hause im Planschbecken, auf dem Radtrainer und dem Laufband zu absolvieren? „Das ist nichts für mich“, sagt er. Er braucht den Ozean, die Steinwüsten und den Teer von Kailua-Kona. Daniel Groß braucht Hawaii.