Und plötzlich stockte die Stimme. Kebba Manneh fehlten vor rund 140 Besuchern der 7. Biebricher Schlossgespräche, in deren Rahmen der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) und der Verband Deutscher Sportjournalisten (VDS), die Fairplay-Preise 2018 überreichten, die Worte: "Ich bin so dankbar dafür, was diese Menschen für mich tun", erklärte der Gambier unter dem tosenden Beifall im Schloss am Rheinufer.
Der SC Lauchringen war in kleiner Delegation in die hessische Landeshauptstadt gereist, um einen Preis entgegen zu nehmen, den die Jury ausgelobt hat, um "zu würdigen, dass die Solidarität mit einem Mannschaftskollegen über den sportlichen Erfolg zu gestellt worden ist", so DOSB-Präsident Alfred Hörmann (Kempten) in seiner Begrüßung.
"Diese Solidarität hat eine besondere Würdigung verdient", erklärte er gegenüber dem SÜDKURIER.Manfred Lämmer, Vorsitzender der Jury und stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Olympischen Akademie, betonte, dass zahlreiche Einsendungen für den Sonderpreis vorlagen: "Wir haben den Fall des SC Lauchringen intensiv diskutiert und uns für die Auszeichnung der Mannschaft entschieden, weil es eine besondere Form des Fairplays gewesen ist."
Es war ein würdevoller Moment, als die fünf Lauchringer in Wiesbaden vors Auditorium gerufen wurden. Vorsitzender Thomas Kummer war gemeinsam mit Kebba Manneh, Trainer Carmine Marinaro und Spielführer Tobias Kummer nach Hessen gereist, begleitet von Bürgermeister Thomas Schäuble.
Der Rathauschef der Gemeinde verriet in Wiesbaden, dass ihm der baden-württembergische Innenminister Thomas Strobl noch am Abend von einer Initiative berichtet habe, dass Geflüchtete, die seit mehr als zwei Jahren arbeiten und in die Sozialsysteme einzahlen, ab 1. Januar 2020 aus den Asylverfahren genommen werden.
Eine Ankündigung, die spontanen Beifall ausgelöst und ein Lächeln in Kebba Mannehs Gesicht gezaubert hat.
Wenige Minuten zuvor hatten Kebba Manneh die Emotionen übermannt, als er vor dem Publikum von seinen Lauchringer Fußballkameraden und seinem Leben in Deutschland erzählen sollte. "Es ist ein ganz besonderer Tag für mich. Ich hätte nie geglaubt, dass ich so etwas erleben darf."
Die Auszeichnung übernahmen nicht nur VDS-Präsident Erich Laaser und DOSB-Vizepräsidentin Uschi Schmitz, sondern – zur Freude der Lauchringer Fußballer – auch Ex-Nationalspieler Cacau, der eigens zur Ehrung nach Wiesbaden gekommen war.
"Es ist wichtig, dass die Opfer im Mittelpunkt stehen und nicht die Täter", betonte der Integrationsbeauftragte des Deutschen Fußballbundes (DFB), auch im Hinblick auf die rassistischen Ausfälle von Zuschauern beim Länderspiel gegen Serbien in Wolfsburg.

Während der SC Lauchringen in Wiesbaden mit dem Fairplay-Sonderpreis ausgezeichnet wurde, wurde die Geste von Triathlet Manuel Retzbach aus Schwäbisch Hall ebenfalls mit dem Fairplay-Preis des Deutschen Sports gewürdigt.

Der 33-Jährige hatte beim Triathlon in Stutensee den Wettkampf abgebrochen, um seinem Konkurrenten Matthias Klumpp nach einem Sturz vom Fahrrad sofort erste Hilfe zu leisten. „Ihr selbstloses und solidarisches Verhalten angesichts der Notlage eines Konkurrenten macht Sie zum Vorbild für andere Sportlerinnen und Sportler und ist ein leuchtendes Beispiel für ein faires Miteinander – im Sport und darüber hinaus.", betonte die Jury.
