Samuel, nach schwierigen ersten Wochen in der 2. Bundesliga gelang es der HSG Konstanz die ersten elf Punkte zu sammeln. Was fehlt in Duellen mit Topmannschaften wie Nordhorn-Lingen und Eisenach?
Wir sind in manchen Situationen zu brav, zu lieb, müssen uns wehren und dürfen nicht alles mit uns machen lassen. Man kann es vielleicht unter dem Begriff Abgezocktheit oder, so blöd das klingt, mit zu grün hinter den Ohren beschreiben.
Bei Ihnen persönlich läuft es in den letzten Wochen richtig gut. Man sieht Ihnen an, dass Sie Lust auf Handball haben.
Ich habe immer Bock! Uns ist es gelungen, uns als Mannschaft spielerisch weiterzuentwickeln. Dadurch erhalten die Außen vermehrt die Chancen, in den Abschluss zu gehen. Das hat in letzter Zeit gut funktioniert. Das Wichtigste ist, dass man trifft. Für mich gibt es allerdings noch zusätzliche Kriterien in der richtigen Wurfauswahl und in der Abwehrarbeit, die mir helfen, mit Fehlern umzugehen.
Sie gehen sehr streng mit sich ins Gericht?
Ja, total. Auf diesem Niveau wird es wenige Handballer geben, die sehr zufrieden sind. Es gibt immer etwas, das man verbessern kann. Ich bin da überkritisch mit mir selbst. Der Kopf macht die Analyse für mich. (lacht) In allen möglichen und unmöglichen Situationen kommen die Szenen der Fehler wieder hoch. Am Abend nach dem Spiel kann man wenig mit mir anfangen, vor allem, wenn ich das Gefühl habe, dass es nicht gut war. Am Tag danach ist es besser.
Am 26. Dezember kommt Erstliga-Absteiger Lübbecke zum Christmas-Game in die Schänzlehalle. Ein besonderes Highlight?
Das heißt zwar, dass wir, abgesehen von Heiligabend, auch trainieren und Spieler, die es weiter bis zu ihren Familien haben, dadurch Probleme haben, nach Hause zu kommen und Weihnachten zu feiern. Für mich geht das alles. Aber die Weihnachtsspiele sind schon immer geil. Alle haben Zeit, die Hallen sind richtig voll und dass wir ein Heimspiel vor voller Schänzle-Hölle haben und nicht auch noch reisen müssen wie bei den letzten Weihnachtsspielen, ist super. Bei uns ist ohnehin jedes Heimspiel ein Highlight. An Weihnachten aber ganz besonders.
Wie sieht Heiligabend im Hause Wendel aus, haben Sie besondere Rituale?
(grinst) Es fängt seit vielen Jahren vormittags damit an, dass mein Vater und ich das Geschenk für meine Mutter einkaufen gehen. Nachmittags gehen wir in die Christmette. Danach folgt mittlerweile das Abendessen. Das war früher anders, als die Bescherung das Allerwichtigste war. Jetzt überwiegt der Hunger und die Prioritäten haben sich verschoben. Oft gibt es den Teppanyaki-Grill oder klassisches Raclette. Da ich sonst selbst kochen muss, freue ich mich auf alles, was meine Mutter zubereitet.
Danach kommt am Montag mit Lübbecke ein absolutes Topteam und ein Aufstiegsfavorit nach Konstanz. Wie schätzen Sie die Ostwestfalen ein?
Als absolute Topmannschaft mit diesem Kader und den Leistungen, die sie in dieser Saison schon teilweise gezeigt haben. Das ist ohne Frage eine richtig gute Mannschaft. Sie werden um den Aufstieg mitspielen. Für uns geht es in den letzten Wochen gegen ein Topteam nach dem anderen. Wenn man jedoch 100 Prozent abruft, kann jeder gegen jeden gewinnen. Wenn nicht, verliert man gegen jeden. Das gilt ganz besonders für uns.
Was macht Ihnen Mut für diese Herausforderung?
Dass ich weiß, was die Jungs können und sehe, was sie jeden Tag im Training leisten. Wir sind auf einem guten Weg, aber noch längst nicht dort, wo wir sein können. Wenn wir alles abrufen, werden wir unsere Punkte holen.