Handball, 2. Bundesliga: HSG Konstanz – VfL Eintracht Hagen (Freitag, 20 Uhr, Schänzlehalle). – Jörg Lützelberger fasst seine Botschaften gerne kurz und prägnant unter Schlagworten und Merksätzen zusammen, damit seine Schützlingen sie immer abrufen können, wenn es am wichtigsten ist. „Trust the progress“, traue dem Fortschritt, ist einer davon, mit dem der Trainer seit über einem Jahr bei der HSG Konstanz sehr erfolgreich arbeitet. Selten war er wichtiger und passender als in den lehrreichen vergangenen Wochen.
Dass in der 2. Bundesliga ein anderer Wind wehen sowie Geduld, Vertrauen und Zusammenhalt in schwierigen Phasen gefragt sein würden, war aufgrund des Umbruchs im Kader und der wenigen Bundesliga-Erfahrung nicht fernliegend. Der „Fortschritt“ und positive Verlauf sind aber in der neuen Liga zu sehen. Angepasst an andere Stärken seiner Spieler wurden weitere Abwehrsysteme etabliert und das Niveau der stärkeren Liga angenommen. In Dormagen waren die Gelb-Blauen nahe dran am ersehnten ersten Erfolg.
Die Erfahrungen, die der drittjüngste Kader der 2. Bundesliga in den ersten drei Spielen gesammelt und vor allem gespürt hat, helfen, zu wachsen und das Niveau anzuheben. Lützelberger betrachtet die Situation genauso nüchtern und realistisch wie in der vergangenen Spielzeit: „Es ist wichtig, dass man in Phasen, in denen der Erfolg nicht da ist, nicht alles schlecht macht. Genauso wie es wichtig ist, nicht alles schönzureden, wenn man erfolgreich ist.“ In der 3. Liga hatten durchschnittliche Leistungen teilweise noch zu einem souveränen Sieg gereicht, in der 2. Bundesliga werde hingegen jeder Fehler bestraft. „Wir müssen unser Optimum erreichen, um Punkte holen zu können. Das macht unglaublich viel Spaß – aber mit Erfolg macht es noch mehr Spaß“, sagt der 37-Jährige.
Die Vorfreude auf das zweite Heimspiel ist ihm und seinen Schützlingen anzumerken. „Wir werden wieder alles investieren, um die ersten Punkte holen zu können“, sagt Lützelberger. „Die Chance wird kommen, dann müssen wir da sein und sie nutzen.“
Der nächste dicke Brocken
Allerdings wartet mit dem VfL Eintracht Hagen der nächste dicke Brocken und ein höchst ambitionierter Club, der dank Investor und Vorsitzender Detlef Spruth eine hochmoderne Multifunktionshalle erhalten soll. Nach Platz sieben in der vergangenen Saison ist es das Ziel, noch näher in Richtung 1. Bundesliga zu rücken und in den nächsten Jahren den Aufstieg zu realisieren. Mit starken Neuzugängen wie Frederic Stüber und Maurice Paske vom TV Emsdetten, Valentin Spohn aus der 1. Bundesliga (Lübbecke), Kim Voss-Fels (Ferndorf) sowie Pierre Busch vom TV Großwallstadt und Arvid Dagunski (SGSH Dragons) wurde der Kader sowohl qualitativ als auch quantitativ aufgerüstet. In den ersten drei Saisonspielen erging es dem hoch gehandelten Team jedoch wie der HSG und es konnten noch keine Punkte ergattert werden.
Mit Erstliga-Absteiger TuS N-Lübbecke und dem Vorjahresdritten ThSV Eisenach waren die Gegner wie auf Konstanzer Seite allerdings aus dem oberen Regal der Liga. Lützelberger: „In Hagen wird nicht allzu große Zufriedenheit und etwas Druck herrschen, gewinnen zu müssen. Wir stellen uns auf einen hochmotivierten Gegner ein, der von Anfang an eine sehr große Intensität in die Zweikämpfe reinlegen wird.“
Rückraum mit viel Wurfkraft
Dazu kommt ein Rückraum mit viel Wurfkraft und dem iranischen Nationalspieler Pouya Norouzi ein Akteur, der über hohe Qualität im Eins-gegen-Eins verfügt. „Hagen hat eine gute Mannschaft und einen guten Kader. Sie sind sicher ein Club mit besonderem Potenzial und für die obere Hälfte der Tabelle gut. Für uns ist das die Chance, uns mit dem nächsten guten Gegner zu messen“, sagt der Konstanzer Trainer.
Dabei setzt Lützelberger auf die Energie und Unterstützung von den Rängen, die schon so oft den Unterschied gemacht hat. „Diese Unterstützung brauchen wir“, unterstreicht er. „Wir müssen uns das erarbeiten und aktivieren. Der Teamspirit muss von der Bank auf das Spielfeld und auf die Tribüne getragen werden.“ Der Unterstützung des treuen Publikums kann sich seine junge Mannschaft bei vollem Einsatz sicher sein. Denn das Umfeld weiß: „Trust the progress.“
Große Schritte hat die HSG Konstanz in den letzten Jahren gemacht. Die Entwicklung in der 2. Bundesliga war aber genauso rasant und der Schritt von der 3. Liga in die 2. Bundesliga ist das Nadelöhr des deutschen Handballs.