Herr Lützelberger, Glückwunsch zu diesem emotionalen 31:27-Sieg gegen die SG Pforzheim/Eutingen. Wie schaffen Sie es nach so aufregenden Spielen nur, auf dem Heimweg nach Lindau wieder runterzukommen?

Meistens höre ich im Auto einen Podcast, wie immer, wenn ich nicht arbeite. Da geht es dann um Sport oder Politik, dabei kann ich gut abschalten. Wir geben in den Spielen immer viel Gas, da habe ich schon verstanden, dass es wichtig ist, auch mal zufrieden zu sein und so einen Sieg zu genießen.

Am Sonntag mache ich einen Ausflug mit der Familie zu den Großeltern, und ab Montag beschäftige ich mich mit unserem nächsten Gegner Krefeld, auf den wir in zwei Wochen treffen.

Sie haben über Ostern spielfrei. Ist das schlecht, da die Pause Ihren guten Rhythmus unterbricht, oder können Ihre Spieler diese Zeit brauchen, um sich zu erholen?

Unser Kader muss sich noch erholen von der 90-prozentigen Coronadurchseuchung, die wir bei den Spielern und im Trainerteam hatten. Einige Spieler sind zehn Tage flach gelegen, sie brauchen noch etwas, um voll zurückkommen zu können. Wir werden uns gut vorbereiten und Energie tanken. Die Jungs haben Bock, sie trainieren eh gerne.

Die SG Pforzheim/Eutingen hat Ihrem Team viel abverlangt. War das die bislang größte Hürde in dieser Saison?

Pforzheim war sehr stark, die SG ist für mich mit Pfullingen favorisiert in dieser Staffel, wobei man sagen muss, dass die Mannschaften aus NRW zu Hause sehr gut sind. Heute haben wir gesehen, was der Heimvorteil vor einer tollen Kulisse in solchen Spielen bedeutet.

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Es schien, als habe sich auch der Gegner von den vielen Fans in der Schänzlehalle anspornen lassen. Zum Beispiel der routinierte SG-Torhüter Bastian Rutschmann, der zu Beginn der zweiten Hälfte richtig heiß lief.

Er ist ein Torhüter mit großer Qualität, der sehr lange im Spiel kein Faktor war. Ich sehe das eher positiv für unsere Abschlüsse, die dafür verantwortlich waren, dass er lange nicht zur Geltung kam. Jetzt darf er in den nächsten Spielen aber gerne wieder gut funktionieren. (lacht)

Ein weiterer wichtiger SG-Akteur, der nicht funktionierte, war der Nachwuchs-Nationalspieler Nico Schöttle, den Ihr Team gut im Griff hatte.

Absolut. Er hat in vielen Spielen vorher zweistellig getroffen und heute nur ein Tor erzielt. Das spricht für unsere Deckung.

Ein gutes Stichwort. Sie haben an Ihrer offensiven Abwehr festgehalten, auch als sie zwischenzeitlich nicht so sattelfest war. Hatten Sie je Zweifel?

Wir entscheiden da immer gegnerabhängig. Pforzheim hat eine enorme Feuerqualität aus dem Rückraum. Wir wollten Druck auf die Schützen machen, um sie zu Würfen aus großer Distanz zu zwingen. In so einem schnellen Spiel nur 27 Tore zu kassieren, das spricht für die gute Defensivleistung unserer gesamten Mannschaft. Wir waren nirgendwo fehlerfrei, haben aber sehr gut gespielt gegen einen sehr stark besetzten Gegner, sodass wir am Ende nicht souverän, aber verdient gewonnen haben.

In gewisser Weise ist in dieser Aufstiegsrunde jede Partie ein kleines Endspiel. Ist das eine besondere mentale Herausforderung?

Das stimmt. Man spielt nur einmal gegen jede Mannschaft, es werden nur wenige Punkte vergeben im Kampf um die ersten beiden Plätze in der Gruppe. Dann gibt es diese Besonderheit, dass gegen uns alle Gegner tiefstapeln und dann trotzdem jedes Mal mit sieben Spielern auf dem Feld starten. Wir nehmen diese Herausforderung und die Favoritenrolle aber an. In zwei Wochen in Krefeld werden 1000 Zuschauer auf uns warten. Da wollen wir wieder guten Handball spielen und gewinnen.

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