2. Bundesliga: HSG Konstanz – TuS N-Lübbecke 25:26 (14:12). – Drama, Baby! Die Schlussmomente der Spiele der HSG Konstanz sind definitiv nichts für Herzpatienten. Beim Remis in Ludwigshafen landet in der letzten Sekunde ein HSG-Freiwurf an der Latte; gegen Nordhorn verpasst der Aufsteiger in letzter Sekunde den Heimsieg; danach holt das Team ebenso dramatisch einen Punkt gegen Rostock. Nun also wieder hängende Köpfe.
Vier Sekunden vor Abpfiff pariert der überragende Nikolas Katsigiannnis im Tor des früheren Erstligisten TuS N-Lübbecke einen Siebenmeter von Gregor Thomann, der Nachwurf von Joel Mauch landet mit der Sirene im Tor. Die Unparteiischen signalisieren jedoch sofort: Zu spät. Kein Treffer Es bleibt beim 25:26. Eine starke kämpferische Leistung wird nicht mit Zählbarem belohnt.
Tolle Stimmung in der Halle
Dabei hatten die Konstanzer sich extra in Schale geworfen für eine sportliche Bescherung nach der weihnachtlichen. Das Spiel wurde zwar fast drei Wochen nach dem Nikolaustag angepfiffen, Helfer, Sprecher und Fans der HSG sorgten mit ihren rot-weißen Zipfelmützen trotzdem für gute Stimmung in der voll besetzten Schänzlehalle.
Die Gäste aus Nettelstedt-Lübbecke zeigten sich zunächst allerdings nicht gewillt, Geschenke in Form von zwei Punkten am Bodensee zu lassen. Der dreifache Europapokalgewinner legte früh vor – auch weil die Konstanzer einige Minuten brauchten, um im Spiel anzukommen. Fortan marschierten beide Teams auf Augenhöhe, und nach einer knappen Viertelstunde hatte die HSG einen Zwei-Tore-Rückstand aufgeholt. Unter großem Jubel traf anschließend Samuel Wendel zur ersten Führung der Gastgeber (7:6/16.).
Zwei starke Torhüter stehen im Mittelpunkt
Werbung in eigener Sache betrieb vor allem der Konstanzer Torhüter Leon Grabenstein, der im Sommer zum TuS wechselt und seinen künftigen Teamkollegen ein ums andere Mal zeigte, was der Mann im Kasten auf dem selbigen hat. Lange war er fast nur vom drittbesten Zweitliga-Torjäger Tom Skroblien zu überwinden, der bis zum 14:12-Pausenstand sieben der zwölf Gästetreffer erzielte.
Die Konstanzer überzeugten mit einer kollektiv starken Leistung und hohem Tempo. Wäre nicht auch der frühere deutsche Nationalspieler Katsigiannis im Tor der Ostwestfalen ähnlich gut aufgelegt gewesen wie Grabenstein, hätte die HSG Konstanz zu diesem Zeitpunkt mit mehr als zwei Toren Unterschied führen können.
HSG startet schwach in die zweite Hälfte
Wie zu Beginn des Spiels starteten die Gastgeber auch im zweiten Abschnitt mit drei vergebenen Angriffen – und so war der Vorsprung schnell dahin (14:14/34.). Michael Haaß, Weltmeister von 2007 und Trainer des TuS N-Lübbecke, hatte seine Defensive nun besser auf den HSG-Angriff eingestellt.
Für die Hausherren gab es kaum mehr ein Durchkommen. Und wenn der Block dann doch überwunden war, parierte der 40-jährige Katsigiannis selbst freiste Würfe. Da die Gäste es auf der anderen Seite immer wieder per Siebenmeter versuchen durften, führten sie bald wieder mit zwei Treffern (17:19/41.).
Achterbahn nimmt Fahrt auf
Würde die HSG Konstanz erneut zurückkommen? Trainer Jörg Lützelberger war davon überzeugt, als er das Publikum beim Stand von 20:21 (47.) mit erhobenen Armen zum Anfeuern animierte. Die Unterstützung von den Rängen schien zu helfen. Wenig später fuhr die Konstanzer Achterbahn wieder bergauf.
Grabenstein mit einer Parade und Michel Stotz mit seinen ersten beiden Treffern drehten das Spiel abermals. „Hier regiert die HSG“ riefen die Zuschauer, als Haaß seinen TuS zu einer Auszeit rief (23:22/50.).
Handballkrimi in der Schlussphase
Und es kam noch besser. Das Bollwerk Grabenstein hielt, die TuS-Deckung bröckelte – und Konstanz zog auf 25:22 davon. Sieben Minuten vor Schluss standen die Fans klatschend vor den Sitzen. Fast alle hofften sie auf den Heimsieg, manch einer sah ihn schon in trockenen Tüchern.
Nur einer hatte etwas dagegen: Katsigiannis. Fünf gute Würfe parierte er in der Schlussphase und ermöglichte seinem Team zuerst den Ausgleich (25:25) und dann das Happyend in diesem erneuten Handballkrimi am Schänzle.
Stolz und Enttäuschung beim HSG-Trainer
„Ich versuche seit zehn Minuten, meine Enttäuschung wegzuschieben und Stolz zuzulassen“, sagte HSG-Trainer Lützelberger, der sein Team in den ersten Monaten nach dem Aufstieg „stark verbessert“ sieht. „Wir sind voll drin in dieser Liga“, sagte er. Nach einem Dezember mit sechs Spielen in dreieinhalb Wochen hat sein Team nun bis zum 4. Februar Pause. Dann geht es nach der WM mit dem Spiel in Bietigheim weiter.
HSG Konstanz: Ebert, Grabenstein (Tor); Stotz (2), Czako (1), Foege (3), Michelberger (4), Thomann (4/3), Erifopoulos, Mauch, Beckmann (2), Wendel (1), Ingenpaß (1), Köder (3/2), Knezevic (1), Hutecek (3). – Z: 1400.